Vor dem Start der Schweizer Staffel der Gründershow "Die Höhle der Löwen" haben wir die Frage gestellt, ob das TV-Format mehr Show und Unterhaltung oder auch reale Chance für Startups zur Kapitalbeschaffung bringen wird.
Nach der dritten Sendung der ersten Staffel die schlichte Antwort: beides trifft zu. Der Unterhaltungsaspekt bleibt wichtig, sonst produziert das Format keine Quoten. Für Startups ist der zweite Aspekt zentral – Investitionen und Support beschleunigen das Wachstum. Die helvetische Ausgabe des Formats hat nicht die ganz grossen Ecken und Kanten, kriegt jedoch, möglicherweise gerade deshalb, die beiden Ansprüche ziemlich gut unter einen Hut.
Gefühlt und ohne nachzuzählen sind in den ersten drei Folgen im Vergleich zu den Schwester- und Mutterformaten in Deutschland und in den USA mehr konkrete Deals zustande gekommen. Besonders Startup-freundlich und investitionsfreudig zeigt sich Onlinehandel-Experte Roland Brack.
Die Schweizer Löwen operieren mit Risikokapital
In der Sendung der aktuellen Woche hat das FinTech Neon die Investoren überzeugt. Was dabei auffällt: Die Startup-Förderer in der Schweiz sind eher bereit, in Potenzial und in die Zukunft zu investieren und geben der aktuellen, realen Unternehmens-Bewertung weniger Gewicht.
Das Angebot von Neon: Risikokapital von 200'000 Franken gegen 2 Prozent der Unternehmens-Anteile. Das läuft auf eine Unternehmens-Bewertung von 10 Millionen hinaus – eine stolze Ziffer für ein Startup, das erst vor kurzem gestartet ist und nach eigenen Angaben aktuell so um die 5'000 Kunden an Bord hat.
Eine Betrachtung, die von den deutschen Löwen und vor allem von den Sharks im USA-Format "Shark Tank" gleich im ersten Anlauf zerlegt, in der Luft zerrissen und pulverisiert worden wäre. Die bekommen oftmals Schnappatmung, werden streckenweise grob, denken mehr in der Dimension der sicheren gewinnbringenden Investition und weniger in Risikokapital. In vergleichbaren Cases investieren deutsche Löwen und Sharks entweder gar nicht oder dann gegen eine Beteiligung, die kaum unterhalb von 20 Prozent liegen dürfte.
Mag die Schweizer Ausgabe der "Höhle der Löwen" auch etwas beschaulicher, ohne viel Getöse und auch ohne (zu) viel Selbstinszenierung der Investoren ablaufen, das Umfeld ist Startup-freundlicher, die Löwen investieren in Potenzial und Zukunft von Startups – dieser Punkt geht klar an die Schweiz.
Neon überzeugt mit dem Smartphone-Konto
Der Pitch: Die Challenger-Bank (gedanklich im Begriff die kontoführende Hypothekarbank Lenzburg mit im Boot, um Neon nicht auf eine blosse Konto-App reduzieren zu müssen) ist mit sämtlichen Gründern angetreten und hat im Quartett Konzept und Geschäftsmodell präsentiert.
Das Resultat: Onlinehändler Roland Brack steigt mit 200'000 Franken ein, ohne die angebotene Beteiligung von 2 Prozent infrage zu stellen. Technologie-Unternehmerin Bettina Hein legt weitere 50'000 Franken dazu und akzeptiert eine Mini-Beteiligung von 0.5 Prozent.
Wer die aktuelle Sendung der "Höhle der Löwen" verpasst hat, kann sich den Pitch von Neon hier anschauen: