Sind Schweizerinnen und Schweizer ein Volk von Anlegern?

Laptop mit holographischem Hintergrund von Sell und Buy und Aktienkursen

Glaubt man einer aktuellen Studie, stehen Schweizerinnen und Schweizer beim Anlegen in Aktien nicht an der Spitze, aber sie spielen vorne mit.

Der Vergleichsdienst für Finanzprodukte, Hellosafe, hat analysiert, in welchen Ländern die Haushalte am meisten in Börsen und Aktien investieren.

In einer Zeit, in der die Finanzmärkte eine erhöhte Volatilität aufweisen, bleibt das Interesse der Haushalte an der Börse ein Schlüsselindikator für das wirtschaftliche Vertrauen. Die Studie untersucht 32 Länder, in denen die Haushalte einen beträchtlichen Teil ihrer Ersparnisse für Aktien und andere Anlageprodukte ausgeben.

Bei der Analyse der Aktienbesitzquoten an der Börse zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen den Kontinenten. Ein Gefälle ist auf einen Blick auszumachen, wenn die Quoten in Form einer Landkarte dargestellt werden.

Tiefblau bedeutet: Mehr als 40 Prozent Beteiligungsquote am Aktienmarkt. 

Ans Tiefblau der Nordamerikaner kommt auf der anderen Seite der Welt nur gerade noch Australien mit einer etwas helleren Tönung heran.

Die Haushalte in den USA stehen mit 55 Prozent des Aktienbesitzes an der Spitze, gefolgt von Kanada mit 49 Prozent. Haushalte in Australien rangieren mit 37 Prozent auf dem dritten Platz. Diesen drei Ländern darf man eine ausgeprägten Investitionskultur attestieren. 

Wie sieht's in Europa aus?

Die Haushalte im Vereinigten Königreich führen mit 33 Prozent in Europa die Liste jener an, die in Aktien investiert sind. Schweden und Finnland folgen mit 22 und 18.7 Prozent. Im Norden und Nordwesten scheinen die Menschen investitionsfreudiger zu sein.

Auch die Schweiz schafft es in die europäischen Top Ten: 17.6 Prozent der Schweizer Haushalte besitzen Aktien. In Menschen ausgedrückt sind das laut der Studie 1'548'800 Anlegerinnen und Anleger.

Die folgende Grafik zeigt die 15 investitionsfreudigsten Nationen rund um den Erdball, die Gelder in Aktien anlegen.

Zu den auf der Tabelle nicht sichtbaren europäischen Ländern gehören die Niederlande (14%), Spanien (12.5%), Italien (7 Prozent), Österreich (5.6%), Belgien (5 Prozent) und Polen mit 4.9 Prozent.

Alle genannten Zahlen umfassen Anlegerinnen und Anleger, die direkt in Aktien investieren, aber auch Personen, die über verschiedene Finanzinstrumente (wie Vorsorgepläne oder Lebensversicherungen) in Aktienwerte investiert sind.

Anlegerinnen und Anleger in absoluten Zahlen

Analysiert man die absolute Zahl der Aktienbesitzer, ergibt sich eine veränderte Rangliste, ebenfalls mit grossen Unterschieden. Das hängt mit der Demografie und der wirtschaftlichen Entwicklung zusammen.

In Nordamerika dominieren die USA mit über 185 Millionen Anlegern bei weitem vor Kanada (19 Millionen). In Asien ist der Anteil der Investoren zwar geringer, aber das Volumen ist aufgrund der Bevölkerungszahl beeindruckend: China (98.7 Millionen) und Indien (85.8 Millionen) gehören zu den weltweit führenden Ländern.

In Europa sind die Zahlen trotz fortgeschrittener Volkswirtschaften bescheidener: Grossbritannien (22 Millionen) und Deutschland (11.8 Millionen) stechen hervor, während Frankreich auf 10.2 Millionen Inhaber kommt. In Lateinamerika sticht Brasilien mit 17.1 Millionen Anlegern hervor und liegt damit weit vor seinen Nachbarn.

In Afrika schliesslich steht Südafrika mit 8.47 Millionen Besitzern an der Spitze, im Gegensatz zu den viel niedrigeren Zahlen in Marokko (189'500). Diese Daten zeigen den kombinierten Einfluss von Lebensstandard, Investitionskultur und demografischem Gewicht.

Wie lassen sich diese grossen Unterschiede erklären?

Die Bandbreite der analysierten Daten erklärt Pauline Laurore, Finanzexpertin bei HelloSafe, mit folgenden Ausführungen:

«Die unterschiedliche Beteiligung an der Börse in den einzelnen Ländern lässt sich durch eine Kombination von strukturellen Faktoren erklären. In Ländern wie den USA oder Kanada ist die Aktienanlage tief in die Rentensparpläne – über Pensionsfonds – integriert und wird durch starke Steueranreize unterstützt. Die Finanzkompetenz ist höher und der Zugang zu den Märkten wird durch kostengünstige Plattformen und eine günstige Regulierung erleichtert. Im Gegensatz dazu sind in vielen Schwellenländern die Finanzinfrastrukturen weniger ausgereift, die Anlageprodukte wenig demokratisiert und die Ersparnisse nach wie vor überwiegend in Immobilien oder risikofreie Anlagen investiert. Selbst in bevölkerungsreichen Ländern wie Indien oder China zeigt die geringe Börsendurchdringung (6 - 7%), dass das Wachstumspotenzial beträchtlich ist, sofern die bildungspolitischen, technologischen und institutionellen Hemmnisse überwunden werden.»