Neon bezeichnet sich selbst nicht mehr als Neo-Bank, seit sich das Startup im Mai 2018 unter den Open Banking-Flügel, Kontoführung inklusive, der Hypothekarbank Lenzburg gestellt hat. Das FinTech hat denn auch zum Start ihrer Beta-Phase die "alte" Flagge Neon Banking eingezogen und die neue Flagge Neon Free gehisst.
Ob mit den neuen Services von FinTech Startups in Zukunft Neo-Banken oder Finance Bros mit Anbindung an eine White Label- oder traditionelle Bank an den Start gehen, ist nur gerade unter dem Siegel der Transparenz wichtig – für Nutzer und Kunden wird das in Zukunft eher bedeutungslos.
Die Frage: Entsteht ein völlig neuer Typ von Bank, der keine ist?, mag von N26 oder Revolut und anderen FinTechs punktuell unterschiedlich beantwortet werden, im Kern folgen jedoch sämtliche Digitalbanken derselben kundenorientierten Fährte, die wir kürzlich im Gespräch mit der Schweizer Neo-Bank Yapeal grob umrissen haben:
Ein "Ding", das Kunden und Menschen ins Zentrum stellt
Menschen und damit der Community ist es längerfristig völlig egal, unter welcher Etikette das segelt, was alle ihre Geldverwaltungs-und Finanzmanagement-Probleme komplett und wunderbar einfach löst. Menschen denken zunehmend weniger in Rastern von Bank oder Nicht-Bank – und schon gar nicht in Dimensionen wie FinTech, Neo-Bank, Digitalbank oder was auch immer. Das sind Begriffe, die uns als Redaktion und Experten aus der Finanzbranche beschäftigen, darüberhinaus keinen.
Menschen wollen einfach ein "Ding", das die Rolle eines Finance Bro, eines Pay Bro, eines verlässlichen Partners übernimmt, der sich kümmert und all das möglich macht, was im Moment gebraucht wird. Einfach, komfortabel, vielseitig, mitdenkend, damit der Nutzer flexibel agieren kann, ohne über Technologie, Konfiguration, Hürden oder Grenzen nachdenken zu müssen.
Aktuell ist das Banking der Zukunft in der Mache
Dieses "Ding" kann von FinTech Startups mit Banklizenz wie N26 kommen (hat zum Start mit einer White Label-Bank kooperiert, Wirecard im Hintergrund). Oder von Revolut ohne Banklizenz (hat die Banklizenz beantragt und unterwegs). Oder von Challenger-Anbietern wie Yapeal (plant in mehreren Phasen: SRO, FinTech-Lizenz und schliesslich Bank-Lizenz). Oder von traditionellen Banken wie die Bank Cler, welche mit Zak ein volldigitales Smartphone-Bank-Parallel-Universum schafft. Oder auch von Startups wie Neon, das sich möglicherweise längerfristig in der Kooperation mit der HBL einrichtet.
Sämtliche aktuell gefahrenen Modelle sind insofern interessant, als sie das Banking der Gegenwart gemeinsam neu definieren, in unterschiedlicher Ausprägung Open Banking proben und vor allem auf veränderte Wünsche und Bedürfnisse von Kunden und neuen Zielgruppen fokussieren. Oder diese zum Teil erst schaffen und bewusst machen. Das eine wie das andere wird neue Bewegung in Märkte und Zielgruppen bringen.
Deshalb sind Terminologien im Moment zweitrangig, die interessieren nur Fachkreise. Sämtliche Protagonisten rudern aktuell in dieselbe Richtung und zimmern gemeinsam das Banking der Zukunft. Manchmal mit und oft auch ohne den Anspruch, Partner zu sein – aber sie alle verfolgen ähnliche und vergleichbare Ziele. Zu Konkurrenten werden sie erst später. Dann, wenn das neue Banking sehr klare Konturen bekommen hat und breite Zielgruppen deshalb ebenso klare Unterschiede in Angeboten und Services ausmachen können.
Ab diesem Punkt kommen die Antworten vom Markt und Zielgruppen entscheiden, welche Art von Banking ankommt und gefragt ist und welche Anbieter das weitere Banking der Zukunft in der vorderen Reihe mitgestalten werden.
Ein Update von Neon
Anfang August 2018 ist die Konto-App von Neon als Beta-Version in den Markt gegangen. Wie alle Herausforderer setzt Neon mit ihrer Smartphone App stark auf das Gebühren-Modell "kostenlos". Dies als Gegenthese zu den Gebühren klassischer Banken, die in letzter Zeit verstärkt anziehen. Die umgesetzte Kostenwahrheit traditioneller Banken, welche ihre Kunden mit neuen oder erhöhten Gebühren überraschen, ist verständlich, verschafft jedoch Challenger-Banken zusätzliche Argumente und Vorteile.
Diese geöffneten Türen nutzt auch Neon: Kontoeröffnung, Kontoführung, Überweisungen Inland und SEPA, zwei Bezüge an Schweizer Bankomaten pro Monat in CHF sowie die Maestro-Karte und Transaktionen im Inland werden zum Nulltarif angeboten.
Während der Beta-Phase bis Ende 2018 werden auch die Gebühren für zusätzliche Geldbezüge am Bankomaten im In- und Ausland (jeweils 2 Franken) sowie die Transaktionsgebühren für Karten (1.8%) auf Null gestellt.
Wie Neon "Beta" definiert
Die Macher sagen, dass Sie Neon noch "better" machen wollen, deshalb holen sie die ersten experimentierfreudigen Kunden als Tester mit ins Boot. Nach Aussagen von Mitgründer und CMO Julius Kirscheneder haben seit Anfang August bereits mehrere hundert Beta-Tester die Einladung angenommen. Neon motiviert neue Tester zusätzlich mit einem Testbudget von 50 Franken, das jeder Neukunde bis Ende Oktober 2018 erhält.
Das wichtigste Ziel der Beta-Phase, in den Markt zu hören und die App gemeinsam mit Kunden zu testen, umschreibt Kirscheneder mit folgendem Statement:
Wir wissen, dass wir noch nicht bei 100 Prozent sind, umso gespannter schauen wir täglich auf die Erfahrung der Beta-Nutzer, haben schon viel gelernt und bei der Entwicklung berücksichtigt