Der Bitcoin ist gestern auf sein Allzeithoch geklettert. Bei Redaktionschluss kratzte der Kurs bereits an der Marke von 76'000 US-Dollar. Diese Entwicklung ist jedoch vor allem getrieben von der Erwartung, dass Donald Trump als Präsident seine verschiedenen Versprechen wahr machen wird, mit denen er während des Wahlkampfs die Bitcoin Community bezirzt hat.
Im Januar 2025 wird Donald Trump alle Hände voll zu tun haben
Am 20. Januar 2025 zieht Donald Trump als gewählter Präsident zum zweiten Mal ins Weisse Haus ein. Neben der Einführung massiver Strafzölle, der massenhaften Abschiebung von Einwanderern und dem Jagen seiner politischen und juristischen Gegner, warten zahlreiche weitere Wahlversprechen darauf, eingelöst zu werden.
Einige dieser Versprechen zielen auf die Kryptobranche. Und die Erwartungen der Bitcoin Community sind hoch. Das zeigt der aktuelle Kursrekord von deutlich mehr als 75'000 US-Dollar, der durch die Wahl von Trump stark beeinflusst und gepusht worden ist.
Trump hat diese Erwartungen vollmundig geschürt, um Krypto-Anlegerinnen und -Anleger sowie beträchtliche Teile der Bitcoin Community auf seine Seite zu ziehen. Der Plan ist offensichtlich aufgegangen, die amerikanische Community hat mitgeholfen, Trump auf den Präsidentensessel zu hieven. Jetzt ist der neue Präsident am Zug.
Donald Trumps Liste der Bitcoin- und Krypto-Wahlversprechen
Was den Bitcoin-Kurs aktuell beflügelt, geht auf die folgenden Versprechen zurück:
Trump will SEC-Chef Gary Gensler feuern
Der Chef der US-Börsenaufsicht, Gary Gensler, macht der Kryptobranche seit Jahren das Leben schwer, nimmt in Serie Krypto-Unternehmen aufs Korn und strengt Klagen an. Dem will Trump ein Ende setzen. Genslers Entlassung machte Trump zu einem Wahlversprechen. Er kündigte an, Gensler bereits am ersten Tag seiner Präsidentschaft zu feuern und durch eine Pro-Krypto-Führungsperson zu ersetzen.
Kryptofreundliche Regulierung
In den USA ist die Kryptobranche schwach bis unklar reguliert. Unklare Regeln machen Krypto-Unternehmen zu schaffen und behindern die Entwicklung der Branche. Das will Trump als Präsident ändern. Er hat versprochen, am ersten Tag seiner Präsidentschaft einen Bitcoin- und Kryptobeirat im Weissen Haus zu installieren. So würden in nur gerade 100 Tagen «transparente regulatorische Leitlinien zum Nutzen der gesamten Branche» entstehen. Trump verspricht klare Regeln, diese würden jedoch von Personen gemacht, welche «die Krypto-Branche lieben und nicht hassen».
USA als Paradies für Miner
Bitcoin-Miner sind schon wiederholt aus Ländern und Staaten geflogen – unter anderem deshalb, weil der Strombedarf fürs Schürfen sehr hoch ist. Unter der Flagge «Bitcoin made in the USA» will Trump dafür sorgen, dass Bitcoins bevorzugt in den USA sorgenfrei geschürft werden können. Dazu soll die stromproduzierende Wirtschaft massiv ausgebaut werden, damit für Bitcoin und für Künstliche Intelligenz jederzeit genügend Energie zur Verfügung steht.
USA wollen eine nationale Bitcoin-Reserve halten
«Never sell your Bitcoin», proklamierte Trump und hat versprochen, dass sich auch die USA daran halten werden. Hundert Prozent der Bitcoins, welche die USA bereits besitzen oder in Zukunft erwerben, sollen gehalten werden. Gewissermassen als strategische nationale Bitcoin-Reserve.
Stablecoins statt CBDCs
Trump erkennt keinen Nutzen in digitalem Zentralbankgeld, das will er verbieten. Gefördert werden sollen hingegen Stablecoins und Bitcoins, um die Dominanz des US-Dollars zu sichern. Im einen wie im anderen Fall dezentral selbstverwahrt und nicht als zentrale staatliche Lösung wie CBDCs.
Ist Donald Trump vom Bitcoin-Kritiker zum Bitcoin-Fan mutiert?
Trump ist kaum vom früheren Bitcoin-Kritiker zum Bitcoin-Fan mutiert. Sein Einschmeicheln bei der Bitcoin Community kann eher als kalkulierter Teil der Strategie innerhalb seiner Wahlkampagne gewertet werden.
Daran ändert auch nichts, dass die Trump-Familie im September mit World Liberty Financial eine eigene Krypto-Plattform aus dem Boden gestampft und geneigten Investoren die WLFI-Tokens zum Kauf angeboten hat. Diese Initiative dürfte weniger als Krypto-Bekenntnis, vielmehr unter der Rubrik "Einsammeln von Wahlspenden" zu verbuchen sein. Zumal die Tokens nicht weiterverkauft werden können. Investoren dürfen sie nur kaufen und besitzen, vorderhand ohne die Möglichkeit, Gewinne zu realisieren. Diese eigenartige Form von Einbahn-Investment ist in den Terms & Conditions im Detail beschrieben.
Immerhin lockt die Plattform mit der Vision, "eine Finanzrevolution anzuführen, um dem Würgegriff der traditionellen Finanzinstitute zu begegnen".
Inspiriert von Donald Trump, geführt von seinen Söhnen – ein Blick auf die Startseite des Familien-Unternehmens, das eine neue Ära der Finanzen mitgestalten will.