Wie konkret sind Tschechiens Pläne einer Bitcoin-Reserve?

Aleš Michl, Chef der Nationalbank Tschechiens,
Aleš Michl, Chef der Nationalbank Tschechiens, und seine Gedanken zu Bitcoin als Währungsreserve (Bild: CNB)

Die erste Hürde ist genommen, der Plan einer staatlichen Bitcoin-Reserve für Tschechien ist jedoch erst im Stadium einer prüfenswerten Idee.

Diskussionen über Sinn oder Unsinn staatlicher Währungsreserven in Bitcoin werden schon länger geführt. In den letzten Monaten hat die Diskussion an Fahrt aufgenommen und vor allem hat sie sich auch ausgeweitet. Ausgelöst durch Donald Trumps Statement «Never sell your Bitcoin» und seinem im Juli 2024 in Nashville vorgetragenen Gedankenspiel zur Möglichkeit einer strategischen Bitcoin-Reserve für die USA.

US-Präsident Trump lässt via Dekret aktuell prüfen, ob und inwieweit eine staatliche Währungsreserve aus Kryptowährungen gebildet werden könnte. Der gedankliche Domino-Effekt greift jedoch heute schon, in mehreren Staaten der USA ist das Thema auf der Agenda von Politik und Notenbanken. Aktuell ist das in Pennsylvania, Florida, Texas, North Dakota und New Hampshire der Fall.

Zudem ist die Idee einer Währungsreserve mit Bitcoin auch ausserhalb der USA in verschiedenen Staaten mehr oder weniger konkret im Gespräch.

Wird die Diskussion einer Bitcoin-Reserve auch in Europa geführt?

Auf EU-Ebene macht sich eher einsam die französische EU-Abgeordnete Sarah Knafo für die Idee stark. Sie lehnt den digitalen Euro entschieden ab und sieht im Bitcoin die Lösung, um die Inflation zu begrenzen und die finanzielle Freiheit zu wahren. 

Knafos Vorschlag dürfte jedoch chancenlos sein. Die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, hat der Idee von Währungsreserven in Bitcoin eine klare Absage erteilt. Lagarde hat sich letzte Woche an der Pressekonferenz zur Leitzinsentscheidung der EZB dagegen ausgesprochen, einen Teil der Währungsreserven des Euroraums in Kryptowährungen anzulegen.

Die Chefin der EZB ist überzeugt, dass die verschiedenen Notenbanken der Eurozone Bitcoin nicht als Teil ihrer Reserve aufnehmen werden. Im EZB-Rat bestehe Einigkeit darüber, so Lagarde, dass Währungsreserven von Zentralbanken, liquide, sicher und geschützt vor illegalen Praktiken, wie Geldwäsche, sein müssten. Für die Notenbanken des Euroraums kämen Bitcoin nicht in Frage.

Und was hat die Tschechiens Zentralbank vor?

Lagards klare Ansage letzten Donnerstag dürfte, zumindest zum Teil, durch eine Ankündigung des Chefs der Zentralbank Tschechiens (CNB) motiviert gewesen sein. Aleš Michl hatte einen Tag zuvor in einem am Mittwoch publizierten Gespräch mit der Financial Times (Paywall) seinen Plan dargelegt, in Zukunft fünf Prozent der Währungsreserven Tschechiens in Bitcoin zu halten. Michl möchte dadurch die Währungsreserven seines Landes breiter streuen. Er werde, so Michl, seinen Plan am Donnerstag dem Direktorium der CNB zur weiteren Prüfung vorlegen.

Das hat der Nationalbank-Chef auch gemacht. Der Vorstand der Zentralbank Tschechiens ist nach entsprechender Diskussion Michls Vorschlag insofern gefolgt, als das Gremium sich auf eine tiefergehende Analyse verständigt hat. Geprüft werden soll, ob es in Bezug auf Diversifizierung und Rendite angemessen wäre, auch andere Anlageklassen wie Bitcoin in die Reserven einzubeziehen. 

Auf der Grundlage der Ergebnisse dieser Analyse wird der Bankvorstand dann entscheiden, wie es weitergehen soll. Die Mitteilung der Zentralbank zum Thema findet sich hier

Die Haltung der EZB und die Freiheiten der CNB

EZB-Präsidentin Lagards Überzeugung, dass Bitcoin als Reservewährung für die Notenbanken des Euroraums nicht in Frage kommen würde, ist für Tschechiens Nationalbank eine nicht bindende Ermahnung. Dies deshalb, weil Tschechien wohl Teil der Europäischen Union ist, aber nicht zu den Mitgliedern des Euro gehört.

Das Land hat mit der Tschechischen Krone seine eigene Währung und ist nicht in das Eurosystem eingebunden. Dadurch ist Tschechien in seinen Entscheidungen frei und kann unabhängig von der Europäischen Währungsunion agieren.

Die Haltung des Bankvorstands der CNB steht noch aus, eine finale Weichenstellung ist auch nicht terminiert. Sollte die Zentralbank Tschechiens sich für eine Währungsreserve in Bitcoin entscheiden, ist mit einer harschen Reaktion der Europäischen Zentralbank zu rechnen. Zumal dieser Schritt als Tabubruch verstanden werden dürfte und eine Signalwirkung in verschiedene Richtungen haben könnte. Umso mehr, als die Nationalbank Tschechiens die erste Zentralbank Europas wäre, die Bitcoin in ihre Währungsreserven-Strategie aufnehmen würde.