Postfinance ist beim Staking die Pionierin unter den Banken

Symbolbild fürs Staken mit Ethereum-Token hinter Gittern
Ist es eine gute Idee, eigene Kryptowährungen gegen eine Belohnung vorübergehend einzusperren?

Die Postfinance bietet als erste systemrelevante Bank der Schweiz ihren Krypto-Anlegern die Möglichkeit des Stakens – interessant, aber nicht risikolos.

Kryptowährungen bringen keine Zinsen. Meistens. Möglicherweise aber doch in Form von Staking Rewards. Diese Belohnung gibt's für Anlegerinnen und Anleger, welche ihre Token hinterlegen und zum Validieren von Netzwerk-Transaktionen zur Verfügung stellen.

Dieses "Hinterlegen" bedeutet, dass zum Beispiel die eigenen Ethereum-Bestände gesperrt bleiben und während der vereinbarten Lock-in-Frist den Besitzern nicht zur Verfügung stehen. Darin liegt denn auch eines der Risiken. Der Vorteil der Staking Rewards, in Form von zum Beispiel 3 Prozent Zinsen, wird erkauft durch den Nachteil der vorübergehenden Handlungsunfähigkeit.

Das heisst konkret: Geht der Ethereum-Kurs während der Lock-in-Frist in den Keller, haben stakende Anlegerinnen und Anleger keine Möglichkeit zum Reagieren oder zum Verkaufen – ihre Token sind gesperrt, auch für sie selbst.

Das ist kein Problem für langfristig orientierte Anleger, die grundsätzlich nicht auf Kursaufschläge reagieren und ihre Kryptobestände auch bei fallenden Kursen nicht verkaufen wollen. Allen anderen könnten Kurseinbrüche schlaflose Nächte bereiten.

Können alle Ethereum-Besitzer staken?

Seit der Schaffung von Staking Pools schon. Um zu staken und damit selber Validator zu werden, sind 32 Ethereum (ETH) notwendig. Kleinanlegerinnen und Kryptosparer haben meistens keine 32 ETH, was rund 96'000 Franken entspricht. Deshalb kann sich diese Gruppe an Pools beteiligen, in denen die ETH zahlreicher Anleger zusammengelegt und gebündelt werden. Dafür gibt's dann Staking Rewards in Form von Zinsen für die hinterlegten Kryptowährungen.

Diese Pools sind inzwischen sehr populär und werden weltweit angeboten. Allerdings, wer sich nicht auskennt und nicht genau hinschaut, setzt möglicherweise auf einen Pool, der nicht über alle Zweifel erhaben ist.

Das Staking-Angebot der Postfinance

Dieses Pooling – in einer sicheren Umgebung – hat die Postfinance jetzt für ihre Kundinnen und Kunden geöffnet.

Bemerkenswert ist, dass mit der Postfinance die erste systemrelevante Bank vorprescht, um ihren Kundinnen und Kunden das Staking anzubieten. Das hat für Anlegerinnen und Kryptosparer den Vorteil, dass sie direkt über ihr Konto in der gewohnten Umgebung staken können. Zum Start mit Ethereum und mit der Aussicht auf bis zu 3.19 Prozent Zinsen pro Jahr. Die Anbindung weiterer Kryptowährungen ist geplant – in naher Zukunft, wie die Postfinance sagt.

Der Vorteil des passiven Einkommens durch diese Rewards bedeutet bei der Postfinance jedoch, dass die gestakten Kryptos für volle 12 Wochen gesperrt sind und nicht gehandelt werden können. Diese lange Lock-in-Frist ist ungewöhnlich und mit dem beschriebenen Risko der Handlungsunfähigkeit verbunden. Eine vorzeitige Beendigung der Lock-in-Frist ist nicht möglich.

Der Einstieg ins Staken steht bereits ab 0.1 Ethereum offen, also nach aktuellem Kurs ab rund 300 Franken. Die Gutschrift der Rewards erfolgt wöchentlich. Die Höhe der Belohnung in Form von Zinsen hängt von verschiedenen Blockchain-Faktoren ab. 3.19 Prozent Zinsen sind möglich, aber nicht garantiert. Postfinance bietet die Möglichkeit, Zinserträge laufend in der Kryptowährung zu staken, was dann einen Zinseszins-Effekt generiert.

Generierte Erträge aus dem Staking sind im Gegensatz zu Kursgewinnen aus Kryptowährungen steuerpflichtig.

Was hat die Postfinance von diesem Angebot?

Neben dem Image-Effekt als Staking-Pionierin innerhalb der klassischen Banken verschafft sich die Postfinance mit der ungewöhnlich langen Lock-in-Frist von 12 Wochen viel eigenen Spielraum. 

Eine weitere Auffälligkeit liegt in der stolzen Staking-Gebühr von 20 Prozent der Rewards, welche die Postfinance für sich beansprucht. 

Postfinance verwaltet nach eigenen Aussagen knapp ein Jahr nach ihrem Kryptostart mehr als 25'000 Krypto-Portfolios. Das ist beachtlich, mit einem Kundenstamm von 2.5 Millionen Personen allerdings weiterhin ausbaufähig. 

Ethereum gegen eine Belohnung vorübergehend einsperren – eine gute Idee?

Staking hat sich inzwischen breit etabliert und wird von Kryptoanlegern und Investorinnen genutzt, um mit ihren Kryptowährungen Zinserträge zu generieren.

Wer die Risiken kennt und Kryptowährungen als langfristige Anlage betrachtet, dürfte dem Staken näher sein als Sparer, die jederzeit auf ihre Kryptobestände zurückgreifen möchten.

Staking kann Rewards bringen und damit Zinserträge, schränkt jedoch die eigene Handlungsfähigkeit ein. Innerhalb der Lock-in-Frist sind die eigenen Kryptobestände gewissermassen eingesperrt und werden im Falle des Postfinance-Angebots erst nach 12 Wochen wieder in die Freiheit entlassen. In Zeiten bewegter Märkte und hoher Volatilität ein Fakt, der nicht zu unterschätzen ist.