Kryptowelt

Ist die Schweiz eine Bitcoin-Nation – oder auf dem Weg dazu?

Illustration mit verschiedenen Altersgruppen, die Kryptowährungen besitzen

Je nach Studie und Absender sind heute zwischen 11 und 23 Prozent der Schweizer Bevölkerung in Kryptowährungen investiert.

Die Frage "Wer besitzt Kryptowährungen in der Schweiz?" ist gar nicht so einfach zu beantworten. Die Studien unterschiedlicher Absender häufen sich, weil das Thema Kryptowährungen in den Medien in den letzten Monaten wieder stark in den Vordergrund gerückt ist.

Wir haben fünf Studien herausgegriffen, die zwischen August und November 2024 publiziert worden sind. Sie alle bestätigen einen Trend, allerdings mit unterschiedlichen Resultaten.

Krypto-Umfrage an der Zürcher Bahnhofstrasse, Crypto Valley Journal, November 2024
Resultat: 12 Prozent haben Kryptowährungen gekauft

Kryptoanlagen in der Schweiz, Studie der Hochschule Luzern, November 2024
Resultat: 11 Prozent sind in Kryptoanlagen investiert

Edelmetall-Studie Schweiz, Universität St. Gallen & Philoro, Oktober 2024
Resultat: 16.2 Prozent investieren in Krypowährungen

Swiss Payment Monitor, ZHAW & Universität St. Gallen, August 2024
Resultat: 13.7 Prozent besitzen Bitcoin

Umfrage Bitpanda & YouGov, August 2024
Resultat: 23 Prozent besitzen Kryptowährungen

Abgesehen von der spontanen Umfrage des Crypto Valley Journals an der Zürcher Bahnhofstrasse, sind alle Studien repräsentativ für die Schweizer Bevölkerung. Interessanterweise führt jedoch die Umfrage der Kollegen von CVJ zu ähnlichen Resultatet wie die breit und repräsentativ angelegten Studien – und dies obschon CVJ nur etwas mehr als hundert zufällig ausgewählte Teilnehmer befragt hat. 

Welche Erkenntnisse liefern die Studien zusätzlich?

Alle Studien belegen, dass die meisten Anlegerinnen und Anleger aktuell mit noch ziemlich überschaubaren Beträgen in Bitcoin und anderen Kryptowährungen investiert sind.

Die meisten Erhebungen zeigen zudem, dass die Anteile der Anlegerinnen und Anleger in den Gruppen der Millennials und der GenZ deutlich höher sind im Vergleich zur Gesamtbevölkerung. 

Studien, die länderübergreifend durchgeführt worden sind, attestieren im DACH-Raum der Schweiz einen deutlichen Vorsprung vor Deutschland und Österreich. Das heisst, dass Schweizerinnen und Schweizer Krypto-affiner sind und im Vergleich zu den Nachbarländern häufiger in Kryptowährungen investieren.

Ebenfalls ein gemeinsames Resultat aller Studien, wenn auch in unterschiedlicher Ausprägung: zum Thema Kryptowährungen bestehen noch sehr grosse Wissenslücken. Von Bitcoin hat inzwischen die überwiegende Mehrheit der Befragten schon gehört – der Begriff ist bekannt, zum Wie, Was oder Warum klaffen dann jedoch beträchtliche Lücken.

Wie kommen die unterschiedlichen Resultate der Studien zustande?

Die verschiedenen Studien liefern nicht punktgenau dieselben Ergebnisse, woran liegt's?

Die Unterschiede dürften mit verschiedenen Studiendesigns zusammenhängen. Je nach befragten Bevölkerungsgruppen, Gewichtungen oder je nach Art der Fragestellung können etwas anders gefärbte Resultate herauskommmen. 

Zudem spielt der Vertrauens- oder Fehlerbereich eine Rolle, der die Genauigkeit oder eben mögliche Abweichungen zwischen Realität und ausgewiesenen Umfrage-Ergebnissen definiert. 

Eine Rolle spielen natürlich auch Erhebungszeiträume. Liegen Studien in den Befragungsterminen zu weit auseinandern, sind sie nicht mehr direkt vergleichbar. Innerhalb von einigen Monaten können sich Haltungen und Meinungen verändern.

Wer besitzt denn nun tatsächlich Kryptowährungen in der Schweiz?

Vier Studien liefern Zahlen zwischen 11 und 16.2 Prozent. Legt man den Durchschnittswert dieser vier Studien zugrunde, könnte man davon ausgehen, dass 13.2 Prozent der Bevölkerung Bitcoin und Kryptowährungen besitzen. 

Dieses Vorgehen ist nun nicht gerade wissenschaftlich, aber dennoch als hemdsärmlige Methode wahrscheinlich nicht ganz falsch.

Die Studie von Bitpanda und YouGov ist mit 23 Prozent der Ausreisser nach oben. Bezieht man diesen Wert in die unwissenschaftliche Durchschnittsrechnung mit ein, wären bereits 15.2 Prozent der Bevölkerung im Besitz von Krypptowährungen. Das tun wir jetzt aber nicht, in der Annahme, dass der Herausgeber Bitpanda als Kryptoplattform Wege gefunden hat, eher Bitcoin-affine Personen zu befragen. 

Wo die statistische Wahrheit auch liegt, die Zahlen werden steigen

Ob die realen Werte nun bei 11 oder 16.2 Prozent liegen, der Anteil der Krypto-Anleger wird steigen. Aus vielen Gründen, um nur einige zu nennen:

Seit die US-Börsenaufsicht Bitcoin- und Ethereum-ETFs zugelassen hat, neuerdings auch Bitcoin-ETF-Optionen, sind Kryptowährungen im Bewusstsein weiterer Bevölkerungsgruppen angekommen.

Die aktuelle Kursentwicklung des Bitcoin bis nahe an die 100'000-Dollar-Grenze ist medial ein omnipräsentes Thema. Die Rekordmarken der letzten Wochen in Serie haben den Fear- & Greed-Index stark in Richtung Gier bewegt. Dadurch greift auch der FOMO-Effekt (Fear of missing out), die Angst, etwas zu verpassen, wird grösser.

Postfinance und zahlreiche Kantonalbanken bieten nun schon seit längerem Krypto-Services für Anlegerinnen und Anleger – auch mit kleinem Budget, Sparpläne inklusive. Durch das Angebot der Hausbank verlieren Kryptowährungen im Bewusstsein von Bankkunden mehr und mehr den exotischen Charakter und werden zu einer Alternative beim Anlegen. 

Donald Trump will als nächster Präsident die USA zur Bitcoin-Nation machen. Seine verschiedenen Pläne haben medial bereits hohe Wellen geschlagen. Die Umsetzung seiner Wahlversprechen, sofern er sie tatsächlich einlöst, werden diesen Effekt wiederholen.

Elon Musk hat sich im Kryptobereich immer schon als Strippenzieher für Kursentwicklungen verstanden. Für Bitcoin und insbesondere für seine Lieblingswährung DOGE. Musk, der über Tesla selber in Bitcoin investiert ist, hat sich einen Sessel neben Trump gesichert.

Sollte die Verbrüderung zwischen Trump und Musk als Interessengemeinschaft Bestand haben, wird Musk seine neue Macht nutzen, um auch in Zukunft als kursbeeinflussender Zampano zu agieren. Auch das wird Presse und starke mediale Verbreitung bringen.

Alle diese und weitere Punkte werden Bitcoin und anderen Kryptowährungen zusätzlichen Auftrieb verleihen. Rücksetzer in den Kursen, je nach Ereignissen und Nachrichten, mit eingeschlossen. Das eine wie das andere schafft jedoch zusätzliche Breite und macht Kryptowährungen zum Dauerthema.

Ist die Schweiz bereits eine Krypto-Nation – oder erst auf dem Weg dazu?

Letzteres, was Anlegerinnen und Anleger angeht. Mögen Schweizerinnen und Schweizer im DACH-Raum die Rangliste auch anführen, in der globalen Betrachtung segelt die Schweiz im Mittelfeld.

Wer sich für Details zu den weltweit bereits über 560 Millionen Besitzerinnen und Besitzern von Kryptowährungen interessiert: Triple A liefert spannende Zahlen und Analysen zum Thema.