Zwei Posts von US-Präsident Donald Trump auf seiner eigenen Plattform Truth Social sind als Ankündigung der staatlichen Bitcoin-Reserve der USA gefeiert worden. Es handelt sich dabei allerdings weniger um eine brisante Nachricht, eher um eine minimale Konkretisierung der bereits früher geäusserten Absicht, eine entsprechende Reserve schaffen zu wollen.
Dennoch hat die Nachricht die gewünschte Wirkung nicht verfehlt. Die euphorische Reaktion der Krypto-Community hat die Kurse für kurze Zeit in die Höhe schiessen lassen. Ob sich Insider mit gehebelten Produkten eine goldene Nase verdient haben, wie Branchenkenner vermuten, bleibt offen, ist nicht bewiesen, aber zumindest möglich. Wer die Entwicklung im Voraus kennt, kann sich entsprechend positionieren und Gewinne einfahren.
Wie ist Trumps Konkretisierung zur Bitcoin-Reserve der USA zu werten?
Die Substanz der beiden Posts ist geringer als man auf den ersten Blick vermuten könnte. Möglicherweise waren die Posts in erster Linie als aufmunternde Durchhalte-Parole für die Krypto-Community gedacht. Eine Einordnung der Ereignisse von unserer Seite zum Thema:
Es war offenbar höchste Zeit, der Krypto-Community ein positives Signal zu senden
Ende Januar hat Trump per Dekret eine Task Force eingesetzt mit dem Auftrag, die mögliche Schaffung und Pflege einer nationalen digitalen Vermögensreserve zu prüfen, wir haben berichtet, hier. Diese staatliche Reserve könne, so der Text in der Executive Order, möglicherweise aus Kryptowährungen gebildet werden, die von der Bundesregierung im Rahmen ihrer Strafverfolgung rechtmässig beschlagnahmt wurden.
Die Nachricht zu diesem Dekret hat, neben weiteren Faktoren, den Bitcoin-Kurs auf 109'000 US-Dollar hochschiessen zu lassen. Auch Altcoins haben massiv zugelegt.
Seither sind alle Kurse wieder stark zurückgegangen. Übertriebene Erwartungen und die einsetzende Ernüchterung von Anlegerinnen und Anlegern haben den Bitcoin bis Ende Februar wieder unter die Marke von 80'000 Dollar fallen lassen. Mit zum Rücksetzer beigetragen haben allerdings auch der grösste Krypto-Raub der Geschichte mit 1.5 Milliarden US-Dollar Beute, die Meme-Coin-Eskapaden von Trump und Milei sowie die Unsicherheit, ob und wann Michael Saylor gezwungen sein könnte, Teile der Bitcoin-Bestände von Strategy zu verkaufen – auch darüber haben wir berichtet, hier.
Um die für Trump wichtige und grosse Krypto-Community bei Laune zu halten, schien eine positive Nachricht angezeigt. Diese hat Trump letzten Sonntag auf Truth Social geliefert, was dann auch zu einem sofortigen Richtungswechsel an der Krypto-Kursfront geführt hat, der Bitcoin hat um rund 10'000 Dollar zugelegt. Der Umkehrschub war allerdings nur von kurzer Dauer, seit Montag bröckeln die Kurse und haben die Zugewinne weitgehend schmelzen lassen.
Unsicherheiten über die Zusammensetzung einer möglichen Krypto-Reserve
In seiner Message vom Sonntag ist Trump mit der Nennung von Kryptowährungen für eine strategische Reserve konkreter geworden: XRP (Ripple), Cardano und Solana. Die Community war irritiert und überrascht, weil fraglich bleibt, inwieweit sich diese Coins als strategische Reserve tatsächlich eignen. Zumal sich seit längerem in der Betrachtung breiter Kreise Bitcoin als ultimativer Wertspeicher etabliert hat.
Während die erstaunte Community noch orakelte, ob hier Lobbying im Spiel wäre und die seltsame Auswahl der Coins als Gefallen gegenüber der Tech-Industrie gewertet werden könnte, schob Trump einen zweiten Post nach. Ja, er würde auch Bitcoin und Ethereum lieben und diese beiden Coins würden "im Mittelpunkt der Reserve stehen".
Die Beschwichtigungsversuche fielen nur zum Teil auf fruchtbaren Boden, XRP (Ripple), Cardano und Solana legten deutlich stärker zu als Bitcoin und Ether. Abgesehen von Cardano sind die Zugewinne inzwischen bei allen Kryptos wieder dahingeschmolzen, das Strohfeuer loderte hoch, aber nur kurz.
Fliesst mit einer strategischen Reserve frisches Kapital in die Kryptomärkte?
Frisches Kapital wäre die Voraussetzung, um die Kryptomärkte zu neuen Höhen zu treiben. Möglich ist jedoch, dass keine neuen Dollars in den Markt fliessen. Bereits Trumps Executive Order vom Januar hält fest, dass die neue staatliche Reserve möglicherweise aus Kryptowährungen gebildet werden könne, die von der Bundesregierung im Rahmen ihrer Strafverfolgung rechtmässig beschlagnahmt wurden.
Sollte dies zutreffen, würden Kryptowerte, die sich bereits im Besitz des Staates befinden, lediglich mit der neuen Etikette "Krypto-Reserve der USA" ausgestattet. Das könnte einen Nachahmungs-Effekt bei anderen Staaten auslösen, ändert jedoch nichts daran, dass kein einziger Dollar in den Kryptomarkt fliessen würde.
Die Erwartungen der Bitcoin-Community liegen anderswo und deutlich höher, was mit dem Bitcoin Act von Senatorin Cynthia Lummis zusammenhängt. Der von Lummis bereits im Juli 2024 im US-Senat eingebrachte Gesetzesentwurf schlägt vor, eine strategische Bitcoin-Reserve durch jährliche Zukäufe zu bilden, bis innerhalb von fünf Jahren die Reserve auf 1 Million Bitcoins angewachsen ist. Diese Reserve soll vom Finanzministerium 20 Jahre lang treuhänderisch für die USA gehalten werden. Sie soll auch dem Zweck dienen, die Staatsschulden zu reduzieren.
Die Bildung einer Krypto-Reserve "nur" mit bereits beschlagnahmten Kryptowerten hätte eine viel geringere Wirkung im Vergleich zum vorgeschlagenen "Vollprogramm" von Senatorin Lummis. Auch diese Unsicherheit drückt die Märkte.
Bringt der Krypto-Gipfel im Weissen Haus neue Einsichten?
Die Krypto-Community muss sich bis kommenden Freitag gedulden, dann findet der erste Crypto Summit im Weissen Haus statt. David Sacks, der Leiter der neu gebildeten Task Force für digitale Vermögenswerte, bekräftigt bis dahin, dass Präsident Trump sein Versprechen halten werde, die USA zur “Crypto Capital of the World" zu machen. Und er verspricht für den nächsten Freitag weitere Informationen zur geplanten Krypto-Reserve der USA.
Sacks kündigt zudem an, dass am Krypto-Gipfel "prominente Gründer, CEOs und Investoren aus der Kryptobranche" teilnehmen werden.
Zum Schluss schwingen wir sanft und freundlich die Moral-Keule
Dass führende Exponenten aus der Krypto-Branche an diesem Gipfeltreffen anwesend sind, ist grundsätzlich sinnvoll. Aufgrund jüngster Ereignisse und präsidialer Deal-Ambitionen verschiedenster Prägung, sind im Moment jedoch auch latente Bedenken erlaubt.
Sollte ein erlauchter Zirkel zusammenkommen, um hinter den Kulissen die Verteilung des Kryptokuchens und seiner Gewinne für den eigenen kleinen Kreis festzulegen, könnte der Schuss nach hinten losgehen.
Anlegerinnen und Anleger gehen Risiken ein und möchten an der Entwicklung von Kryptomärkten partizipieren. Mit der Rolle als Herde von Kapital-Lieferanten, welche die Gewinne einiger weniger Big Player möglich machen sollen, werden sie sich nicht zufriedengeben.
Wer Deals macht, das gilt auch für Präsidenten, sollte – neben den eigenen Vorteilen – den realistischen Nutzen und realisierbaren Vorteil des Gegenübers niemals aus den Augen verlieren. Partnerschaft auf Augenhöhe, gewissermassen, alles andere hat kurze Beine.