Digitale Schweiz

Marc Maret zur Zukunft der digitalen Schweiz

Marc Maret, Mitgründer und CEO von Infocentric

In unserer Serie richten wir den Scheinwerfer auf die digitalen Macherinnen und Macher der Schweiz – heute auf Marc Maret.


Wer bist du und was muss ein junger Digital Native, der noch am Anfang seiner Berufskarriere steht, über dich, deine Organisation und ihre digitalen Initiativen wissen?

Ich heisse Marc Maret, "un vrai welsch" ursprünglich aus dem Waadtland. Nach dem Studium an der HSG Universität St. Gallen bin ich in der Deutschschweiz hängengeblieben. Ich bin, was man heute einen Serial Entrepreneur nennt, unter anderem als Mit-Gründer und CEO von Infocentric Reasearch, einem unabhängigen Digital Service-Haus mit fast 100 Mitarbeitenden mit Hautpsitz in Baden.

Unsere Kunden und wir als Organisation stehen in einer digital geprägten Welt vor der wachsenden Herausforderung, steigende Komplexität zu meistern. Gleichzeitig sind unser Wissen und die Erfolgsrezepte aus der Vergangenheit immer schnelllebiger. Deshalb fokussieren wir bei unseren Projekten und Initiativen stark auf eine breite Vernetzung mit den wachsenden digitalen Ökosystemen und auf den Zyklus des life-long Learning. Dieser funktioniert notabene nur, wenn wir bereit sind zum gleichzeitigen "unlearning".

Mit welcher digitalen Macherin möchtest du dich gerne einmal bei einem Kaffee austauschen, weil sie für dich ein spannendes Rollenmodell oder gar Vorbild verkörpert? 

Ich würde gerne einmal mit Judith Bellaiche, der Geschäftsführerin von Swico, einen Kaffee trinken. Natürlich würde ich ihr zuallererst zur Wahl in den Nationalrat für die Grünliberalen gratulieren.

Was können Wirtschaft, Politik, Gesellschaft, Bildung und wir alle tun, damit es in Zukunft Google, Salesforce und Facebook aus der Schweiz gibt? 

Ich glaube, die makroökonomischen Rahmenbedingungen sind durchaus positiv. Aber allein das, was in unserer föderalistischen Schweiz im Konsens entsteht, hat etwas Kompromiss-haftes. Und das wiederum wird nicht die grossen monumentalen Durchbrüche bringen.

Ich wünsche mir eine Kultur der Demut, in der gerade wir als Führungskräfte unser digitales Halbwissen nicht hinter Buzzwords und Hype-geprägter Umtriebigkeit verstecken müssen. Umgekehrt sollten wir mutigen Pionieren und schrägen Spinnern als Gesellschaft mehr Wertschätzung und Achtung entgegenbringen. Denn wie hat Steve Jobs einmal treffend gesagt: "Those that are crazy enough to believe they can change the world, are actually the ones who do".

Was würde dein Teenager-Ich heute zu dir sagen und was würdest du deinem 15-jährigen Ich mit auf den Weg geben wollen für seine Zukunft? 

Mein Teenager-Ich würde wohl klagen: Die Gesellschaft gibt mir heute viele vordefinierte Rollen. Ich will nicht in einem Bullshit-Job meinen Tag verschwenden, nur weil ich irgendwie Geld zum Leben verdienen muss.

Als sein Alter Ego muss ich dem Teenager-Ich insofern recht geben, als viele der aktuellen Jobs in Unternehmen tatsächlich einen wachsenden Anteil an Bullshit-Komponenten haben. Sie bieten gerade für Millenials zu wenig greifbaren Sinn, neudeutsch Purpose. Dagegen darf und soll sich ein Junger unbedingt auflehnen.

Für seinen weiteren Lebensweg gebe ich meinem jungen Ich ferner mit: Think outside the box. Lass dich nicht von den herrschenden gesellschaftlichen Zwängen verbiegen. Gehe deinen Weg. Verliere keine Zeit und sei glücklich. Carpe diem.

Welchen Stellenwert haben Anlässe wie der Digital Economy Award für die Förderung einer starken digitalen Innovationskultur in der Schweiz? 

Sie sind sehr wichtig. Sie schaffen Ansporn und Motivation durch gute Beispiele, die sichtbar gemacht werden.

Ich habe ein gewisses Verständnis dafür, dass andere C-Level Manager sich nicht wie ich die Zeit nehmen können, auch unterjährig einmal eine Digitalkonferenz, das Digital Festival oder die TEDx zu besuchen. Aber einen Dinnertermin Ende November mit seinesgleichen, das müsste doch bitte sehr drinliegen.

Idealerweise sitzen sie dabei dann auch am selben Tisch wie die Digitalcracks in ihren Organisationen. Dann entstehen spannende Gespräche. Und wer weiss, vielleicht gar konkrete Ideen, um bei der nächsten Austragung auch auf der Bühne der Ausgezeichneten zu stehen.

Der Interviewpartner: Marc Maret

Marc Maret ist Co-Founder und CEO von Infocentric, einem führenden Consulting- und Delivery-Management-Unternehmen für die Digitale Transformation in der Schweiz. Die Leistungen von Infocentric reichen von der Strategieberatung über die Konzeption und das Service-Design bis hin zur Bereitstellung von Software in ausgewählten, führenden Technologien.

Marc ist auch Investor und nicht geschäftsführender Berater verschiedener Unternehmen wie Power-Blox, einem preisgekrönten Schweizer Startup-Unternehmen, das ein revolutionäres Solar-Energiesystem für Entwicklungs- und Schwellenländer geschaffen hat.

Zudem ist Marc als Mentor bei F10, dem FinTech Incubator & Accelerator in Zürich, sowie als Jurymitglied des Swiss Digital Economy Award engagiert.