Dass Bankkunden auch Versicherungen brauchen und alle Versicherten verschiedene Finanzdienstleistungen nutzen, war schon in den 90er-Jahren eine wenig überraschende Tatsache.
Ein Fakt, der den damaligen Präsidenten der CS auf die Idee brachte, in die Allfinanz-Idee zu investieren. Die Verschmelzung von Bank (CS) und Versicherung (Winterthur) war in den 90ern von Rainer E. Gut folgerichtig gedacht, aber der Zeit und der Haltung der Kunden voraus. Zu weit, wie sich zeigen sollte.
Die Idee von Allfinanz oder Multifinanz ist damals von den Kunden überhaupt nicht angenommen worden. Für Versicherungen ging man zum Versicherer, für Bankgeschäfte zur Bank – die Vision von "alles aus einer Hand" geriet zum Flop.
Neuer Anlauf mit Bancassurance unter Open Finance und Plattform-Ökonomie
Diesmal wird's klappen, das Konzept passt perfekt ins Mindset digitaler Kundengruppen. Digital affine Konsumenten gehen heute nicht zum Versicherer, zumindest nicht physisch, sie klicken sich ihre Versicherungen auf dem Smartphone zusammen. Dieselben Konsumenten managen ihre gesamten Finanzen online, ebenfalls auf dem Smartphone.
Wie lassen sich diese bereits kurzen Wege zusätzlich komfortabler ausgestalten? Indem Digital-Versicherer mit Digital-Banken zusammenspannen und ihre Produkte auf ein und derselben Plattform anbieten. Ob sich das Bancassurance, Open Banking, Open Finance oder ganz anders nennt, ist den Kunden völlig egal – es soll einfach alles am richtigen Ort zur richtigen Zeit stattfinden und für Kunden verfügbar sein.
Sind diese Kunden Finanzgeschäfte erledigend in ihrer Banking App unterwegs und treffen auf die für sie passende Versicherung, ist der Abschluss nur ein paar Klicks entfernt. Immer vorausgesetzt, die Konditionen stimmen und das Abschliessen ist schnell und ohne Hürden möglich.
Warum Banken im Vorteil sind
Eine schlaue Neo-Bank weiss, welche Versicherung genau jetzt perfekt in die aktuelle Lebensphase eines Kunden passt, weil nur schon das Einkaufs- und Zahlungsverhalten der Nutzer ihre jeweils unterschiedlichen Lebenssituationen spiegelt. Eine Bank, welche die Daten ihrer Kunden analysiert, weiss vieles. Zum Beispiel, ob ein Kunde die Wohnung wechselt, seine Familie vergrössert, ein Haus kauft, neu Motorrad fährt, Fernreisen unternimmt und sehr viel mehr. Kein grosses Kunststück also, in der App mit dem richtigen Versicherungs-Angebot den Kunden bei seinen Plänen zu unterstützen.
Zudem lässt sich der Komfort noch auf die Spitze treiben, indem Banken ihren Kunden nicht nur Neu-Abschlüsse anbieten, sondern auch den Versicherungs-Wechsel einfach machen. Kunden scheuen Administration und wollen nicht kündigen, sie möchten einfach von der besseren und günstigeren Versicherung profitieren. Gerne jetzt und ohne Umwege. Bietet die Bank einen Kündigungs-Service, beschleunigt das den Klick auf die neue Wunschversicherung ganz erheblich.
Das FinTech Neon partnert mit dem Digital-Versicherer Smile
Zum Start bietet die Neo-Bank ihren Kunden die wichtigsten Basis-Versicherungen, die übers Smartphone abgeschlossen werden können: Auto-, Bike- und Haushaltversicherungen. Smile hat weitere Versicherungen im Angebot, da dürfte im Laufe der Zeit noch mehr kommen.
Die gute Ausgangslage für beide Partner: Smile war und ist als Direktversicherer digital ausgerichtet, braucht digitale Prozesse also nicht neu zu erfinden. Neon kann über die Open Banking-Plattform der Hypothekarbank Lenzburg Open Finance, auch da werden keine technologischen Purzelbäume notwendig sein, um den Versicherer und seine Angebote organisch in die Neon-App zu integrieren.
Da geht noch mehr
Im Moment gibt's also Standard-Versicherungen in der Neon-App, das ist ein guter Start. Bleiben Direktversicherer und Neo-Bank am Ball und werden gemeinsam kreativ, wird noch sehr viel mehr möglich. Zum Beispiel Autoversicherungen, die sich nach effektiv gefahrenen Kilometern berechnen, Friday kann das schon länger. Oder Sachversicherungen auf Tagesbasis, das InsurTech Lings weiss, wie das geht. Interessant auch die intelligente Reiseversicherung, die sich beim Verreisen selbst aktiviert und deshalb nur auf Reisen etwas kostet und den Rest des Jahres mit abgestelltem Taxameter zu Hause schlummert, Challenger-Bank Revolut hat die schon länger im Angebot.
Bancassurance und damit Open Finance-Plattformen bieten bekannte Finanzservices und Versicherungen im Set an. Das ist gut und bringt Komfort. Zusätzliche Punkte gibt's für neu konzipierte Produkte, die Unterschiede schaffen. Weil sie aus Kundensicht gedacht sind und Antworten vorwegnehmen, zu denen digitale Kunden schon bald die passenden Fragen stellen werden.
Kooperationspartner, die nicht nur kooperieren, sondern sich gegenseitig inspirieren und aktiv verstärken, werden ihre Felder markant erweitern. Sie öffnen sich die Chancen auf neue und gemeinsam entwickelte Produkte, welche dem Begriff Bancassurance eine zusätzliche Dimension geben können. Für den Begriff selbst werden sich Kunden weiterhin nicht interessieren, für die kreativen Resultate hingegen schon.