Nichts weniger als den "Hypothekar- und Immobilienmarkt zu revolutionieren", hat sich das FinTech Moneypark als Zielmarke auf die Flagge geschrieben. Dazu hat das Unternehmen eine digitale Plattform entwickelt, welche in Sachen Technologie und Nutzen neue Massstäbe setzen soll.
Hypothekarmarkt Schweiz: Vom Bankenparadies zum Kundenparadies?
Im aktuellen Video auf der Website des Unternehmens verpackt Moneypark-Gründer und CEO Stefan Heitmann seine Vision auch gleich in eine Kampfansage an die Banken:
Meine Vision ist es, den Schweizer Hypothekarmarkt von einem Bankenparadies zu einem Kundenparadies zu machen
Heitmann sieht Moneypark in einem "verkrusteten und sehr stark monopolisierten Markt" allerdings nicht als Zerstörer, vielmehr als Veränderer und aktiven Gestalter. Den programmatisch anvisierten Austausch der Paradies-Bewohner will Heitmann durch ausgebaute Services, durch Technologie, durch Transparenz und vor allem auch durch Menschen schaffen, welche für unabhängige Beratung stehen.
Moneypark hat nach eigenen Angaben bereits letztes Jahr 60 neue Mitarbeiter an Bord geholt und will auch 2020 mit 100 neuen Mitarbeitern personell deutlich ausbauen.
In einem Video-Interview mit unseren Kollegen von Finews sprühte Stefan Heitmann letzten Februar denn auch vor Selbstbewusstsein, geizte nicht mit klaren Worten, lieferte konkrete Zahlen, sah sich im Neugeschäft mit Hypotheken "nun direkt hinter Raiffeisen, der führenden Schweizer Hypothekarbank" und meinte:
Aber wir sind grösser als die Grossbanken im Neugeschäft
Die Pläne ebendieser Grossbanken, zum Beispiel das Projekt des offenen Hypotheken-Ökosystems Key4 der UBS, vermochten Heitmann im selben Interview wenig zu beeindrucken, er gab zu Protokoll:
Es ist als Startup-Unternehmer eine wunderschöne Bestätigung, wenn die Dinos uns kopieren
Die genannten "Dinos", welche nach der Vision von Heitmann aus dem Paradies vertrieben werden sollen, sind ebenfalls am Ball und dürften aller Voraussicht nach auch in nächster Zeit kräftig aufrüsten und mit neuen Leistungen überraschen. Sämtliche Banken werden den nach wie vor einträglichen Hypothekenmarkt mit Sicherheit verteidigen und ihre Anteile halten und ausbauen wollen.
Mit dazu kommt, dass aktuell Ökosysteme für Hypokunden von zahlreichen weiteren Gruppierungen bewirtschaftet werden, die Zielgruppe der Immobilienkäufer ist begehrt und wird von mehreren Seiten hofiert.
Profitieren werden die mit neuen Services umworbenen und verwöhnten Kunden – unabhängig davon, von welcher Seite die Angebote kommen. Überzeugende Leistungen sind willkommen und werden genutzt, auf Anbieterseite können jene profitieren, welche diese Services in den Markt stellen.
Moneypark unter dem Dach von Helvetia
Das 2012 gegründete Unternehmen Moneypark ist 2016 vom Versicherer Helvetia übernommen worden. Helvetia hat damals für eine Mehrheitsbeteiligung von 70 Prozent die bemerkenswerte Summe von 107 Millionen Franken auf den Tisch gelegt. Die bereits zum Zeitpunkt der Übernahme gemeinsam kommunizierten Pläne eines Ökosystems rund das Thema "Home" sollen aktuell offenbar sichtbare Gestalt annehmen.
Die Verbindung von Moneypark und Helvetia ist interessant, weil Hypoabschlüsse und Versicherungen neue Services, Kombinationen und Pakete unter dem Segel von Bancassurance möglich machen. Eine Schiene, die auch von Banken wieder verstärkt ausgelotet wird, unter anderen auch von der UBS.
Was hat Angreifer Moneypark konkret vor?
Moneypark will mit einer neuen Plattform "mehr Transparenz im Schweizer Immobilienmarkt" schaffen und gleichzeitig die Leistungen rund um Immobilien und Hypotheken ausbauen. Konkret und mit eigenen Worten formuliert Moneypark den erweiterten Angebotsumfang mit folgender Ankündigung:
"Moneypark, der grösste unabhängige Hypothekarspezialist der Schweiz, erweitert seine Geschäftstätigkeit und berät Kundinnen und Kunden ab sofort auch in allen Fragen rund um den Immobilienkauf, -besitz und -verkauf sowie weiterhin bei der Eigenheimfinanzierung und der Vorsorge. Kunden haben nun über eine neue Plattform Zugang auf umfassende Daten rund um das gesuchte oder ihr bereits erworbenes Eigenheim. In Kombination mit persönlicher Beratung durch Immobilienexperten vor Ort schafft die Plattform für Suchende, Käufer, Eigentümer sowie Verkäufer ein einzigartiges digital-hybrides Kundenerlebnis."
Datengetriebene Technologie und persönliche Beratung sollen Kunden nicht nur bei der Finanzierung unterstützen, sondern neu in jeder Phase und auch bei allen Fragen rund um das Thema Immobilien begleiten. Ob als Interessent, Käufer, Eigentümer oder Verkäufer.
Stefan Heitmann fasst den Kern der neuen Plattform mit folgenden Worten zusammen:
Die auf der Plattform zugänglichen Daten schaffen ein transparentes Kundenerlebnis mit nie dagewesener Informationsdichte und helfen, Kauf- und Verkaufsentscheide leichter zu fällen und einfacher umzusetzen
Eine neu entwickelte Plattform soll Käufer und Verkäufer zusammenbringen
Die digitale Plattform von Moneypark soll zum Beispiel die Suchkriterien von tausenden von Kundinnen und Kunden mit am Markt und im eigenen Kundenbestand verfügbaren Immobilien abgleichen. Oder bestehende Immobilienbesitzer sollen die Möglichkeit haben, auf der Plattform die Wertentwicklung ihrer Immobilie mitzuverfolgen.
Zudem sollen diverse Finanzierungs-, Immobilien- und Mikrolokationsdaten, wie zum Beispiel geplante oder laufende Bautätigkeiten in der Umgebung einer Immobilie verfügbar sein. Potenziellen Verkäufern soll die Plattform aufzeigen, wie viele finanziell qualifizierte Käufer sich für ihre Immobilie aktuell interessieren.
Das und mehr soll die neue Plattform nach Angaben von Moneypark können und anbieten. Diese technologische Wuntertüte mit neuen digitalen Leistungen will Moneypark in einer ersten Phase exklusiv bestehenden Kundinnen und Kunden zur Verfügung stellen.
Dabei dürfte es sich um einen ersten Testlauf im Markt handeln, zumal die in Aussicht gestellten Funktionen ja gerade für Nicht-Kunden der Lockstoff sein könnten, bei Moneypark anzudocken. Die Öffnung für die breite Öffentlichkeit soll in nächsten Phasen erfolgen.