Open Banking

Das FinTech Klarna forciert die eigene Open-Banking-Lösung

Bretterwand mit Aufschrift We are open
Bild: MCCAIG | Getty Images

Wer sich bisher nicht bewusst war, dass Klarna zu den Anbietern von Open-Banking-Lösungen gehört, ist in guter Gesellschaft. Jetzt geht das FinTech in die Offensive.

Ein kreativer und weltweit schnell wachsender Zahlungsdienstleister war das FinTech Klarna schon immer. Ein Unicorn (aktuelle Bewertung 31 Milliarden US-Dollar) mit Vollbanklizenz schon länger, allerdings ohne die Karte "Bank" in Europa voll auszuspielen. Das hat sich geändert, seit Klarna letzten Monat in Deutschland mit einem Girokonto gestartet ist und gleich eine ganze Bank in seine App gepackt hat, wir haben berichtet. Zudem ist Klarna eine Shopping App, die ihre Kunden (rund 90 Millionen) und Einzelhandelspartner (250'000) verbindet.

Damit und mit seinen weiteren expansiven Plänen ist das FinTech auf dem Weg zur Super App, die Shopping, Zahlung, Banking und mehr verbindet. Die Zielmarke "Super App" verfolgen im Moment zahlreiche Anbieter – eher wenige werden den Olymp tatsächlich erreichen – Klarna hat alle Chancen, mit zur Spitzengruppe zu gehören.

Und jetzt auch noch Open-Banking-Anbieter

Das "und jetzt" ist insofern nicht korrekt, als Klarna bereits seit 2005 offene Verbindungen zu Banken schafft, also schon lange vor Einführung der PSD2. Erfahrung und eine laufend weiterentwickelte Technologie haben das FinTech zum Open-Banking-Spezialisten gemacht. Know-how, Infrastruktur und Technologie, die das Unternehmen nicht für sich allein behalten wollte. Folgerichtig deshalb, dass Klarna im März 2019 mit einem umfassenden Open-Banking-Angebot gestartet ist, das Dritten zur Verfügung steht. 

Innerhalb von zwei Jahren ist das Unternehmen auch dieser spezialisierten Sparte stark gewachsen, Klarna hat in Bezug auf Grösse und Verbreitung bereits mehrere FinTechs überholt, die sich als Technologie-Anbieter in Open Banking und PSD2 einen Namen geschaffen haben. 

Mit anderen Worten: Klarna ist als Technologie-Anbieter und Dienstleister eher schwergewichtig mit im Spiel. Diese Open-Banking-Spezialisierung ist jedoch bisher nicht breit kommuniziert worden und deshalb mit diesem Leistungspaket unter dem Radar geflogen. Das soll sich nun ändern, weil das Thema für die Finanzbranche im Allgemeinen und auch für FinTechs im Besonderen zunehmend wichtiger wird.

Die Open-Banking-Lösung von Klarna

Waren bisher schon 16 europäische Länder erschlossen, alle grossen Märkte inklusive, hat Klarna den Ausbau seiner Open-Banking-Lösung in acht weitere Länder bekanntgegeben. Konkret Portugal, Dänemark, Luxemburg, Irland, Kroatien, Estland, Litauen und Lettland. Damit bietet Klarna nach eigenen Aussagen das grösste Open-Banking-Netzwerk in Europa an und unterstützt jetzt insgesamt 24 Länder auf dem Kontinent – mit einer angegebenen Abdeckung von bis zu 99 Prozent und mindestens 90 Prozent aller Banken in den verschiedenen Märkten.

Die Open-Banking-Lösung von Klarna verarbeitet mehr als 150 Millionen Transaktionen pro Jahr und bietet Drittanbietern einen schnellen und einfachen Zugang zu den Kontodaten von Verbrauchern. Diese werden über die Account information (AIS) und Payment initiation (PIS) in Übereinstimmung mit der Payment Services Directives (PSD2) übermittelt. Klarna ist überzeugt davon, dass Open Banking Verbrauchern hilft, ihre Finanzen noch besser zu verstehen und das volle Potenzial aus ihren eigenen Finanzdaten zu heben. 

Im Rahmen des Ausbaus stellt Klarna auch das neue Feature "Account Insights" vor. Dabei handelt es sich um eine digitale Lösung, die mit Hilfe von Kategorisierung und Data Enrichment wertvolle Insights generiert. Diese Insights wiederum sollen durch eine einfache API-Integration eine Vielzahl von Use Cases ermöglichen, wie zum Beispiel personalisierte Budgetpläne, Versicherungschecks oder auch Kreditanträge, Kredit- und Risikobewertungen, Anwendungen für das persönliche Finanzmanagement und mehr.

Koen Köppen, Klarnas Chief Technology Officer, unterstreicht in seinem Kommentar die Führungsrolle von Klarna in der europäischen Open-Banking-Branche und ruft gleichzeitig zur Kooperation auf:

«Seit wir im März 2019 mit unserem Open-Banking-Angebot gestartet sind, haben wir ein enormes Wachstum verzeichnet. – Indem wir Verbrauchern den Zugang zu wertvollen Insights bieten, wollen wir sie befähigen, ein besseres Verständnis über ihre Finanzen aufzubauen. Wir sind überzeugt, dass das nicht die Aufgabe eines einzelnen Anbieters sein sollte, sondern wir als Branche gemeinschaftlich zusammenarbeiten sollten. So können mehr Lösungen und Services entwickelt werden, die auf die individuellen finanziellen Bedürfnisse der Kunden einzahlen.»

Was Klarna darüber hinaus in die Waagschale wirft

Die XS2A API von Klarna wurde über mehr als 15 Jahren entwickelt und hat sich nach Aussagen des Unternehmens marktübergreifend am Weitesten etabliert. Über alle Märkte hinweg, so das FinTech, hat Klarna eine überlegene PIS-Konversionsrate vom Login bis zum erfolgreichen Abschluss des Vorgangs.

Die Klarna Open-Banking-Plattform bietet ausserdem entwicklerfreundliche Tools und technische Lösungen, um sowohl die Compliance- als auch die UX-Aspekte der Verwaltung von Berechtigungs-Nachweisen zu lösen und insgesamt zu einer schnelleren Markteinführung von Produkten beizutragen. Gleichzeitig sollen die erforderlichen Kosten und technologischen Investitionen minimiert werden.

Fazit

Bisher hatte man Klarna als international aktive und sehr schnell wachsende Grösse im Bereich von Shopping- und Zahlungsdienstleistungen auf dem Schirm, weniger oder gar nicht als Anbieter von Open Banking-Lösungen. Dass Klarna diese Sparte nun geografisch erweitert und von sich aus gesprächig wird zum Thema Open Banking, darf als Hinweis auf grosse Pläne und Weiterentwicklung auch in diesem Bereich gewertet werden.

Die bisher schon offensiv kommunizierten Sparten wie Zahlungsdienstleistungen, Banking, Shopping sowie Service-Angebote für Kunden und Händler, sind alle untereinander vernetzt und verbunden. Die aus dem Schatten geholte Schiene von Open Banking fügt sich hier gut ins Gesamtbild ein.

Die Vergangenheit hat gezeigt, dass Klarna in keinem Bereich kleine Brötchen backen will, sondern mit einem intelligent vernetzten Ökosystem konstantes Wachstum und Grösse generieren kann. Dieser Anspruch dürfte auch bei den Open-Banking-Angeboten als Messlatte gelten.