In unserem ausführlichen Interview mit Mariateresa Vacalli hatte die CEO der Bank Cler bereits im April 2020 angekündigt:
Wir arbeiten an einer Cryptowallet-Lösung – diese wird vermutlich 2021 auf den Markt kommen
Nun beginnen sich die Pläne zu konkretisieren, ein Update zum Krypto-Projekt der Bank Cler.
Sind digitale Währungen auch im Portfolio traditioneller Banken sinnvoll?
Diese Frage hat Bank Cler zusammen mit ihren Kunden geklärt. Eine in Kooperation mit Keen Innovation durchgeführte Kundenbefragung hat ergeben, dass bereits 15 Prozent der Befragten Kryptowährungen besitzen, weitere 27 Prozent sind grundsätzlich am Thema interessiert.
Doch weshalb haben mehr als ein Viertel der Befragten noch keine Kryptowährungen gekauft, obwohl das Interesse vorhanden ist? Mit Abstand am häufigsten wird mangelndes Wissen über das Thema genannt, gefolgt von der Volatilität der Kurse, Zweifeln an der sicheren Verwahrung und zudem der Unsicherheit, wo An- und Verkäufe getätigt werden können.
Welche Schlüsse zieht die Bank Cler für ihr eigenes Krypto-Projekt?
Der Krypto-Anbieter soll nicht nur Anbieter, sondern auch Wissensvermittler sein
Die Krypto-Interessenten wünschen sich eine informative Dienstleistung, welche ihnen die Aneignung von allgemeinem Wissen ermöglicht. Die Wissensvermittlung wünschen sie sich dabei primär durch ihren Kundenberater bzw. ihre Kundenberaterin (33 Prozent) oder durch die Webseite ihrer Hausbank (26 Prozent).
Sicherheit und Vertrauen stehen mit im Zentrum
Sowohl für die Befragten, welche bereits Kryptowährungen besitzen als auch für jene, die bisher lediglich Krypto-interessiert sind, muss die sichere Verwahrung, Kosteneffizienz und der einfache Umtausch der Währungen gewährleistet sein.
Im Fazit kommt die Bank Cler zum Schluss
Gelingt es traditionellen Banken, diese Bedürfnisse zu adressieren und den fehlenden Zugang der Krypto-Interessierten zu Wissen und Information auszugleichen, dann bieten Kryptowährungen ein vielversprechendes Marktpotenzial.
Die konkretisierten Pläne der Bank Cler
Wie die NZZ am Sonntag (Paywall) berichtet, ist seit 1. August 2020 mit Alain Kunz als Leiter Digital Assets ein Krypto-Experte an Bord der Bank Cler. Was genau Kunz in der Pipeline hat, ist noch offen, immerhin lässt er sich in der NZZ am Sonntag mit folgendem Statement zitieren:
Es gibt heute in der Schweiz verschiedene Banken, die Krypto-Exposure bieten, allerdings nur in Form von Zertifikaten oder in einem geschlossenen System, bei dem die Kunden keinen privaten Schlüssel haben
Das Statement lässt darauf schliessen, dass die Bank Cler in diesem Bereich weitergehen will als andere Anbieter. Tut sie das, steht sie vor dem Problem, Komplexität und Einfachheit unter einen Hut zu bringen.
Die Börse Stuttgart feiert mit ihrer Lösung Bison genau deshalb bei einem breiten Publikum Erfolge, weil die App Kauf, Verwahrung und Handel von Kryptowährungen sehr einfach macht, wir haben ausführlich berichtet, hier und hier. Bison ist ein geschlossenes System, das ohne "privaten Schlüssel" auskommt und deshalb kein "Experten"-Wissen voraussetzt. Damit haben die Stuttgarter den Kryptohandel populär und massentauglich gemacht.
Bison-Nutzer brauchen sich nicht um Verwahrung, Wallets oder Private Keys zu kümmern, was weniger Krypto-affine Nutzer oftmals überfordert, sie können über die App mit jeweils wenigen Klicks einfach handeln. Erfahrene Trader behalten allerdings die Möglichkeit, gekaufte Kryptowährungen ins eigene Wallet zu übertragen oder gehaltene Währungen im Wallet auf Bison zurückzuspielen.
Welchen Weg geht die Bank Cler bei ihrem Krypto-Projekt?
Welchen Weg die Bank Cler gehen wird, dürfte davon abhängen, welche Nutzergruppen mit der Lösung angepeilt werden. Fortgeschrittene und Experten wohl eher nicht, die brauchen keine Bank, die sind direkt auf spezialisierten Krypto-Handelsplattformen unterwegs.
Für Bankkunden mit Krypto-Ambitionen und ohne viel Erfahrung setzt aktuell die Stuttgarter Lösung Bison den Massstab, welche auch für Nutzer in der Schweiz freigeschaltet ist. Schweizer Lösungen gibt's auch, zum Beispiel von Swissquote – in Sachen einfach, unkompliziert und komfortabel kann jedoch bisher keine Schweizer App der Benutzerfreundlichkeit von Bison das Wasser reichen.
Eine neue Lösung einer Schweizer Bank, welche Bison toppt, legt die Hürden hoch, wäre jedoch sehr willkommen und würde ziemlich sicher bei zahlreichen Krypto-Interessierten offene Türen einrennen.
Die Firmensprecherin Natalie Waltmann zum Projekt und zum Timing:
Wir werden im Laufe des nächsten Jahres ein Angebot für den Handel und die Verwahrung von digitalen Vermögenswerten lancieren
Digitale Vermögenswerte? Kryptowährungen gehören dazu, das Spektrum ist jedoch noch sehr viel breiter. Soll die Lösung der Bank Cler über Kryptowährungen hinausgehen und weitere "digitale Vermögenswerte" mit einschliessen? Wahrscheinlich nicht – falls doch, wäre das ein Paukenschlag, der neue Massstäbe setzen würde.