Das Angebot des FinTechs Findependent ist im Kern einfach und deshalb schnell erklärt: Anlegen statt Sparen, ab 500 Franken, drei Anlage-Strategien, eine überschaubare Anzahl ETFs, dem Robo Advisor den Job überlassen oder die individuelle Anlagelösung innerhalb der vordefinieren ETFs auch selber konfigurieren.
Mit diesem Rezept zielt Gründer Matthias Bryner auf das grosse Segment der eher unerfahrenen Anlegerinnen und Anleger. Jene, die sich eigenverantwortlich bei Swissquote oder Bitpanda nicht zu Hause fühlen, aber dennoch ihr Börsenglück selbst in die Hand nehmen wollen.
Warum Findependent punkten konnte
Bryner hat mit seiner Kollegin Nadine Hitz den Löwinnen und Löwen das Geschäftsmodell des FinTechs vorgestellt. Der Pitch des jungen Teams war nicht spektakulär, gerade deshalb unverkrampft, spontan, frisch – und auch kompetent. Spürbar war: Hitz und Bryner haben geübt, alle Fragen der Investorinnen und Investoren sind spontan beantwortet worden, klar, ohne Schmückwerk und ohne Superlative. Einfach so, wie es ist, deshalb irgendwie entwaffnend. Der Pitch von Findependent war verbunden mit dem Wunsch nach 100'000 Franken für 5 Prozent der Firmenanteile.
Das FinTech hat seit seiner Gründung im Februar 2021 die noch nicht berauschende Zahl von 140 Kundinnen und Kunden gewonnen und gibt an, eine fünfstellige Kundenzahl und um die 500 Millionen an verwalteten Vermögen für Break-Even zu benötigen. Ein stolzes Ziel und eine ebenso stolze Bewertung. Das Team hat dennoch gepunktet, mit dem Geschäftsmodell überzeugt und vom Sympathie-Bonus profitiert. Jedenfalls mochte keine Löwin und kein Löwe auf der zu hoch gegriffenen Firmenbewertung von 2 Millionen herumreiten, drei Investoren haben ein Angebot platziert:
Patrick Mollet mit 100'000 für 10 Prozent, dasselbe Angebot von Lukas Speiser sowie ein erhöhtes Angebot von 150'000 Franken für 10 Prozent der Firmenanteile von Roland Brack. Der E-Commerce-Unternehmer war nach eigenen Aussagen von sich selbst überrascht, dass er überhaupt jemals in ein FinTech investieren würde. So geschehen bereits vor gut zwei Jahren, als Brack das FinTech Neon in sein Portfolio aufgenommen hat – weil ihm das Team gepasst hat. Aus denselben Gründen, so Brack, wird er nun auch bei Findependent zum Wiederholungstäter.
Findependent hat sich für den Wunschlöwen Roland Brack entschieden. Auch deshalb, weil Bracks Nähe zum FinTech Neon Synergien schaffen kann, Bryner war vor seiner Selbstständigkeit bei der Neo-Bank mit im Boot. Eine unerwartetes Doppel hat sich nach der Sendung ergeben. Bryner wollte beim ehemaligen Goldman Sachs Banker und erfolgreichen Startup-Gründer Lukas Speiser nicht aufgeben – der hat sich nicht lange bitten lassen und ist nun ebenfalls als Investor mit an Bord.
Follow the Money
Was in der Regel bei Fährtenlesern aller Schattierungen ziemlich gut funktioniert, vermochte beim Duft des Geldes nicht zu punkten. Die Idee der Gründer, der Tausendernote mit Swiss Money Parfum eine neue Dimension zu geben, sorgte bei den Löwinnen und Löwen für grosse Heiterkeit – aber auch für Ratlosigkeit. Die von den Initiatoren gestellte Frage, "Wie riecht eine der wertvollsten Banknoten der Welt?", haben ebendiese selbst beantwortet, indem sie den Duft einer druckfrischen Schweizer Tausendernote als Essenz in ein Parfum gepackt haben.
Nach dem Selbsttest war kein Löwe im Stimmung, wie eine Tausendernote riechen zu wollen. Auch dann nicht, wenn das Swiss Money Parfum mit der Kreation einer Badekugel ergänzt wird, mit der man gewissermassen im Geld baden kann. Oder eben im Duft des papierenen Mammons. Der Widerstand der Investoren ging streckenweise über freundliches Desinteresse hinaus:
Jürg Schwarzenbach meinte in breitem Bärndüütsch: «Es isch en ungloubleche Seich, ich cha mi fasch nid erhole». Auch Roland Brack verlor kurz die Fassung und mochte sich wundern, wie die Gründer überhaupt ernst bleiben konnten bei der Präsentation eines "völligen Blödsinns", den er in dieser Form noch selten gesehen hätte.
Wie auch immer, die Investorinnen und Investoren werden weiterhin Geld investiesten, wollen jedoch keinesfalls nach Geld riechen.
Und sonst?
Bessere Karten hatte mit Cleveron ein selbstlernendes Heizsystem, das die Temperatur in jedem Raum individuell regelt: Roland Brack hat sich 15 Prozent der Firmenanteile 250'000 Franken kosten lassen.
Lukas Speiser und Tobias Reichmuth haben sich mit je 40'000 Franken für Finelli begeistert, ein nachhaltiges Zürcher Streetwear Label.
Kein Geld dafür grosse Sympathien gab's für die nachhaltige Schoggi, die auf den Namen Taucherli hört und vegane Protein-Snacks von Knecker, die in wiederverwendbaren Packungen ausgeliefert werden.