Das Angebot des FinTechs Findependent ist im Kern einfach und deshalb schnell erklärt: Anlegen statt Sparen, ab 500 Franken, neun ETFs, vier Anlagelösungen, dem Robo Advisor den Job überlassen oder die individuelle Anlagelösung innerhalb der vordefinieren ETFs auch selber konfigurieren. Mit diesem Rezept zielt Gründer Matthias Bryner auf das grosse Segment der eher unerfahrenen Anlegerinnen und Anleger. Jene, die sich bei Neo-Brokern und Invest-Plattformen als eigenverantwortliche Anleger nicht zu Hause fühlen, aber dennoch ihr Börsenglück selbst in die Hand nehmen wollen.
Das erste Startup-Jahr
Bryner hat sein FinTech im Februar 2021 gegründet und konnte in seinem ersten Startup-Jahr 3'000 Kundinnen und Kunden für seine Anlage-App gewinnen. Nach eigenen Angaben des FinTechs zieht diese einfache Art von Anlegen ganz verschiedene Altergruppen an, die Bandbreite soll von 18 bis 90 Jahre reichen. Jeder Fünfte ist älter als 50, das Durchschnittslter liegt bei 39 Jahren.
Sternstunde in der "Höhle der Löwen"
Für zusätzliche Publizität und ein beschleunigtes Vorankommen seines Startups hat Bryner mit seinem Auftritt in der "Höhle der Löwen" letzten November gesorgt, MoneyToday.ch hat berichtet. Der Gründer konnte die Löwen Roland Brack und Lukas Speiser überzeugen, in sein FinTech zu investieren.
Die TV-Gründershow kann für Startups zum Wachstumsmotor werden – Findependent hat seine Kundenbasis zwischen November 2021 und heute mehr als vervierfacht, das FinTech betreut aktuell rund 5'000 Kundinnen und Kunden. Zudem können Löwen-Investoren Türen öffnen, unter anderem auch zu Anschluss-Finanzierungen.
Seed-Finanzierungsrunde spielt 1.2 Millionen Franken in die Kasse des Startups
Eine Gruppe institutioneller und privater Investoren sorgt nun mit 1.2 Millionen Franken für weiteren Startup-Rückenwind, die Investorengruppe wird von Backbone Ventures angeführt. Miklos Stanek, Founding Partner & Chairman von Backbone Ventures, scheint nicht nur auf ein Startup, sondern vor allem auf ein Team zu setzen:
Wir sind beeindruckt vom Wachstum und dem kompetenten Team von Findependent – man spürt den Unternehmergeist bei jeder Interaktion
Staneks Statement steht stellvertretend für die Haltung zahlreicher Investoren: Keine Frage, dass Idee und Geschäftsmodell stimmen müssen, VCs und Geldgeber investieren jedoch vor allem in Menschen, in Macherinnen, Macher und ihr Engagement.
Wofür soll das frische Kapital eingesetzt werden?
Die Kapitalspritze soll in die Weiterentwicklung der App und in Marketingaktivitäte fliessen, um das weitere Wachstum zu sichern. Im Zentrum stehen unter anderem die Mehrsprachigkeit, die Anlage-App soll im Herbst neu auch Französisch und Englisch "sprechen", um zusätzliche Märkte und Zielgruppen zu erschliessen. Gleichzeitig will das Startup die Waage von Investitionen und Erträgen im Auge behalten, Bryner zum Thema:
Wir sind uns der gegenwärtigen Unsicherheiten an den Finanzmärkten bewusst und werden das erhaltene Geld umsichtig einsetzen
Mit zum haushälterischen Umgang gehört, dass das Startup keinen signifikanten Ausbau des Teams plant und seiner schlanken Struktur treu bleiben will.
Neu aufgestellter Verwaltungsrat
Die Findependent-Investoren sind nicht nur Geldgeber, sondern vor allem auch aktive Unterstützer und Förderer des Startups. Lukas Speiser sitzt bereits seit April 2022 im Verwaltungsrat, neu nimmt auch Investor Miklos Stanek auf dem VR-Sessel Platz. Matthias Bryner ist überzeugt davon, dass zwei Verwaltungsräte mit eigener Gründer- und Startup-Erfahrung massgebliche Beiträge zur weiteren Entwicklung seines FinTechs leisten können.
Die Finanzierungs-Chancen für Startups und FinTechs sind weiterhin intakt
In den letzten Wochen haben wir über zahlreiche erfolgreiche Finanzierungsrunden von Schweizer FinTechs berichtet. Auch die Seed-Finanzierung von Findependent zeigt, dass VCs bei eingetrübter Wirtschaftslage weiterhin bereit sind, in erfolgversprechende Startups und FinTechs zu investieren. Immer vorausgesetzt, Idee, Startup, Team und Gründer sind so überzeugend wie das praktizierte Geschäftsmodell.
Wachstum ohne Rücksicht auf Verluste steht nicht mehr bedingungslos im Vordergrund, der Preis dafür ist zu hoch geworden. Ein gesundes Wachstum mit Blick auf planbare und erreichbare Profitabilität scheint hingegen gut anzukommen. VCs mögen genauer hinschauen, gezielter auswählen und Investments mit strafferen Bedingungen verknüpfen – geizig geworden sind sie jedoch nicht, Kapital fliesst weiterhin. Auch in der Schweiz.