Das FinTech Findependent hat zum dritten Geburtstag seiner Anlage-App solide Kundenzahlen präsentiert und von seinen bestehenden Investoren 1.5 Millionen Franken frisches Kapital erhalten. Jetzt kommt noch ein Crowdinvesting dazu, das weitere 2 bis 5 Millionen bringen soll.
Wir haben Gründer und CEO, Matthias Bryner, zu den Gründen und Hintergründen der doppelten Finanzierungsrunde befragt. Auch zu seinen persönlichen Erfahrungen in den ersten drei Startup-Jahren. Und zu weiteren Aspekten, die FinTech-Gründer und Startup-CEOs beschäftigen.
Ein Interview mit Matthias Bryner von Findependent
MoneyToday.ch: Findependent ist vor drei Jahren gestartet. Wie würdest Du diese drei Jahre im Leben eines Jungunternehmers kurz und knapp zusammenfassen?
Matthias Bryner: Die letzten drei Jahren waren für mich spannend, lehrreich und erfüllend. Es freut mich sehr, dass sich unsere ETF-Anlage-App trotz vielen Mitbewerbern am Markt etablieren konnte und mittlerweile bald 13‘000 Menschen in der Schweiz mit Findependent Geld anlegen. Ich persönlich habe beim Unternehmensaufbau jeden Tag viel gelernt und bin froh, dass wir uns selbst auf dem Weg immer treu geblieben sind und heute noch mit genauso viel Elan Findependent weiterentwickeln können wie zu Beginn.
Deine beste Entscheidung in diesen drei Jahren?
Die beste Entscheidung war, überhaupt mit Findependent zu starten. Ich habe mich zu Beginn schon gefragt, ob ich wirklich alleine gründen soll. Zum Glück habe ich es gemacht und dann auch die passenden Menschen fürs Findependent-Team gefunden.
Eine gute Entscheidung war es auch, Findependent in kleinen Schritten und mit wenig Kapital aufzubauen. Wir sind schon immer mit vergleichsweise kleinen Finanzierungsrunden ausgekommen und diese Sparsamkeit ist seit dem Zinsanstieg 2022/23 und dem Umschwung im Startup-Funding-Klima gefragter denn je.
Und Dein grösster Fehler?
Da muss ich etwas ausholen. Wir mussten wie alle bestehenden Vermögensverwalter bis Ende 2022 unser Bewilligungsgesuch bei der FINMA einreichen. Aufgrund der vielen Gesuche und des damit verbunden Staus hatte die FINMA im Frühling 2022 informiert, dass alle Gesuche bereits bis Ende Juni bei der Aufsichtsorganisation eingereicht werden müssen. Ich sah dies mehr als Empfehlung und dachte es macht wenig Sinn, ein halbfertiges Gesuch bereits einzureichen und wollte auch zuerst unsere Seed-Finanzierungsrunde im Sommer 2022 abschliessen. Denn ohne neue Finanzierung hätten wir die neue Bewilligung gar nicht mehr benötigt.
Also haben wir dann erst im September das vollständige Gesuch eingereicht und mussten aufgrund des Staus lange auf eine Antwort warten. Das Jahresende kam immer näher und wir waren in den Mühlen des System gefangen. Das war kein gutes Gefühl. Später habe ich dann erfahren, dass viele Vermögensverwalter einfach ihr halbfertiges Gesuch per Ende Juni eingereicht hatten. Sie mussten zwar noch vieles nachbessern, haben aber die Frist eingehalten. Dies entspricht nicht meiner Arbeitsweise, wäre aber in diesem Fall die cleverere Lösung gewesen. Schlussendlich ging dann alles gut und wir haben seit November 2023 unsere FINMA-Bewilligung.
Sparsamkeit ist seit dem Zinsanstieg 2022/23 und dem Umschwung im Startup-Funding-Klima gefragter denn je
Von Euren bestehenden Investoren habt Ihr aktuell 1.5 Millionen Franken erhalten. Jetzt startet Findependent zusätzlich eine Crowdinvesting-Kampagne – waren die Investoren zu geizig? Oder gibt's andere Gründe für ein Crowdinvesting?
Nein, wir haben einen sehr guten Austausch mit unseren Investoren, die uns schon seit Jahren unterstützen. Hinter Findependent steht aber kein Grossinvestor, der einfach mal 5 oder 10 Millionen investieren könnte. Das brauchen wir aber auch nicht. Wir wollen schon auch zusätzliche finanzielle Mittel aufnehmen, sehen das Crowdinvesting aber vor allem als super Möglichkeit, unsere Kundinnen und Kunden als Miteigentümer noch enger auf unserer Reise mitzunehmen. Als dann in einer Umfrage mehr als die Hälfte unserer Kunden daran Interesse zeigte, war für uns klar: diese Chance wollen wir packen.
Über Crowdinvesting möchte Findependent mindestens 2 Millionen Franken einspielen – was ist denn das Maximalziel?
Wenn’s wirklich super läuft, können wir die Summe auf maximal 5 Millionen ausbauen.
Deine Prognose, bei welchem Betrag wird die Kampagne landen?
Diese Frage stelle ich mir in diesen Tagen auch immer wieder. Eine Prognose ist schwierig. Ich hoffe aber, dass wir die 2 Millionen Franken schnell erreichen und schlussendlich darüber liegen.
Wo liegt für Findependent der Hauptnutzen beim Crowdinvesting – im frischen Kapital oder in der Kundenbindung?
Gute Frage. Ich denke, dass wir gerade mit unserem super Wachstum seit Anfang Jahr auch von anderen Investoren frisches Kapital erhalten würden. Wir haben uns aber ganz bewusst für ein Crowdinvesting entschieden, weil wir unseren Kundinnen und Kunden die Möglichkeit geben wollen, Miteigentümer zu werden und so am zukünftigen Erfolg von Findependent beteiligt zu sein. Darum ist die Kundenbindung sogar noch wichtiger als das frische Kapital.
Die Kundenbindung ist beim Crowdinvesting sogar noch wichtiger als das frische Kapital
Ihr gebt in Eurem Crowdinvesting Partizipationsscheine aus, wie zum Beispiel Neon. Warum keine Aktien mit Stimmrechten, wie zum Beispiel Inyova – Angst vor dem Mitspracherecht der neuen Aktionärinnen und Aktionäre?
Überhaupt nicht. Wir haben eine guten Austausch mit unseren bestehenden Aktionären, aber nur wenige kommen an die jährliche GV und der Event ist jetzt auch nicht sonderlich spannend. Damit wir schnell unterwegs sein können, machen wir auch immer mal wieder ausserordentliche GVs und müssen dann von allen Aktionären Vollmachten einholen. Das ist schon mit den heutigen knapp 40 Aktionären aufwändig. Uns ist es wichtig, dass wir auch mit einer deutlich breiteren Eigentümerschaft noch agil und schlank unterwegs sein können, darum haben wir uns für Partizipationsscheine entschieden. Wir wollen aber auch mit den Crowdinvestoren zukünftig in einem stetigen Austausch sein.