Der Bitcoin-Kurs wird von Fakten und Nachrichten beeinflusst. Prognosen basieren auf Annahmen und Erwartungen, deshalb sollte sich niemand darauf verlassen.
Welche Fakten und Nachrichten den Bitcoin-Kurs beeinflussen, darüber berichten wir regelmässig. In der jüngeren Vergangenheit haben, neben geopolitischen und weiteren Faktoren, vor allem die USA und ihr Präsident die Bitcoin- und Krypto-Kurse geprägt. Das wird wahrscheinlich auch noch für einige Zeit so bleiben.
Immer mit im Spiel sind psychologische Faktoren, die sich unter anderem aus Angst und Gier zusammensetzen. Rennen Anleger in Horden panikerfüllt in dieselbe Richtung und verkaufen alle ihre Assets, kellern die Kurse ein. Dominiert die Gier und es wird kräftig zugekauft, schlägt das Pendel in die andere Richtung.
Diese Effekte werden auch vom Fear & Greed Index gespiegelt, der die Stimmung im Markt misst und sich in Werten zwischen 0 bis 100 und in Rot, Gelb oder Grün ausdrückt.
Dass der Index von letztem Sonntag auf den Montag vom angstgeprägten roten Bereich (30) auf gelbes Neutral (45) zurückgefunden hat, hängt insbesondere mit drei Ereignissen zusammen. Zum einen: Krypto-ETFs werden nicht mehr in Mengen abverkauft, sondern eher wieder gekauft. Zum anderen: Hoffnungen und der sichtbare Hauch einer möglichen Entspannung im Zoll-Handelskrieg. Und zum Dritten: US-Senatorin Cynthia Lummis hat ihren Bitcoin Act mit dem konkreten Vorschlag unterstrichen, dass die USA mit verkauften Goldreserven Bitcoin kaufen könnten. Dadurch liessen sich die Bitcoin-Reserven der USA laufend erhöhen, ohne steuerliche Belastung der US-Bürger.
Ergo und einmal mehr: Gute Nachrichten beeinflussen den Bitcoin- und die Kryptokurse. Und diese Nachrichten beeinflussen auch die Prognosen aus allen möglichen Lagern zum Bitcoin.
Im Unterschied zu Nachrichten, die meistens auf konkreten Fakten oder Entwicklungen basieren, sind Prognosen oftmals aus den Stoffen von Überzeugung, Glauben und Erwartung gestrickt. Bei positiven Prognosen spielt zuweilen auch Euphorie mit.
Eine Galerie der optimistischen Prognosen
Eine Auswahl von Prognosen der letzten Monate, die Unternehmen und Exponenten mit Gewicht in Interviews auf grossen Plattformen oder auf Symposien abgegeben haben:
Larry Fink, Blackrock
Blackrock-Gründer Fink sieht den Bitcoin bald auf 700'000 US-Dollar steigen. Insbesondere dann, wenn Märkte gegen weitere Währungsabwertung und wirtschaftliche Unsicherheiten absichern müssen.
Cathie Wood, Ark Invest
Gründerin und CEO Wood glaubt, dass die Bitcoin-Preise bis 2030 bis auf 1.5 Millionen US-Dollar klettern können.
«Bitcoin wird zur Absicherung gegen Inflations- und Währungsrisiken in Schwellenländern – institutionelle Adoption könnte den Kurs explodieren lassen»
Brian Armstrong, Coinbase
Co-Gründer und CEO Armstrong erwartet, dass Bitcoin die Marktkapitalisierung von Gold übersteigen wird und der Preis pro Bitcoin auf 1 Million US-Dollar gehen wird.
«Die USA verfügen über zahlreiche Reserven – Gold, Öl und verschiedene seltene Mineralien – ich glaube, die Welt bewegt sich auf einen Bitcoin-Standard beim Geld zu»
Geoffrey Kendrick, Standard Chartered
Analyst Kendrick erwartet, dass der Bitcoin-Preis 2025 auf 200'000 US-Dollar gehen und 2029 dann 500'000 US-Dollar übersteigen wird.
Eine Galerie der pessimistischen Prognosen
Einige Prognosen oder Haltungen von Exponenten und Institutionen, die in Interviews oder auf eigenen Plattformen publiziert worden sind:
Peter Schiff, Ökonom und Wirtschaftskommentator
Schiff glaubt, dass der Bitcoin gar nichts mit digitalem Gold zu tun hat und deshalb wieder unter die Marke von 10'000 US-Dollar fallen könnte.
«Bitcoin ist eine Blase, die platzt – es gibt keinen inneren Wert»
Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ)
Die BIZ betrachtet Bitcoin langfristig als wertlos.
«Kryptowährungen erfüllen keine zentrale Funktion als Geld, ihre Rolle ist rein spekulativ»
Nouriel Roubini, Ökonom
Roubini sieht den Bitcoin langfristig auf 0 US-Dollar gehen.
«Bitcoin ist ein reiner Betrug – kein Zahlungsmittel, kein Wertspeicher, keine Sicherheit»
Paul Krugman, Ökonom und Nobelpreisträger
Krugmann spricht Bitcoin jeden Wert ab und sieht keine Zukunft für das Asset.
«Bitcoin wird nie das Versprechen erfüllen, als digitales Geld zu dienen»
Europäische Zentralbank (EZB)
Exponenten der EZB bezeichnen den Bitcoin als reines Spekulationsobjekt, der Anleger in die Tiefe reissen kann. Oder dann, so die Autoren, schafft der Bitcoin Ungleichheiten und vergrössert die Kluft zwischen Arm und Reich.
«Der Bitcoin-Boom ist künstlich erzeugt – und die letzte Zuckung eines längst überholten Konstrukts»
Internationaler Währungsfonds (IWF)
Der IWF sieht durch Krypto-Assets die Finanzstabilität gefährdet, fordert strengere globale Regulierung, bekämpft den Bitcoin entschieden und warnt vor "parallelen Zahlungssystemen ausserhalb staatlicher Kontrolle".
Wer sich selektiv informiert, fällt in die Grube der eigenen Hoffnungen
In unseren Galerien der positiven und negativen Prognosen haben wir von Euphorie getriebene Statements von Traumtänzern und Phantasten ausgelassen. Wir haben ausschliesslich seriöse Exponenten und Institutionen mit Rang, Namen und Gewicht zitiert.
Die Überzeugung der ausgewählten Exponenten darf als glaubwürdig betrachtet werden, verlässlich sind ihre Prognosen dennoch nicht. Prognosen sind generell selten verlässlich, weil sie auf dem Gerüst von Annahmen entstehen. Sie basieren wohl auf Überzeugung und Erfahrung, aber eben auch auf Glauben und Erwartungen.
Zudem können Prognostiker Entwicklungen der Zukunft schlicht nicht voraussehen. Entwicklungen, die jede Art von Prognose über Nacht zur Makulatur machen. Was sich unter besten Voraussetzungen tatsächlich bewahrheiten kann, dreht sich bei eintrübenden Wetterlagen oder nicht vorhersehbaren Ereignissen möglicherweise ins Gegenteil.
Prognosen zu Bitcoin- und Krypto-Kursen legen dann trügerische Fährten, wenn selektiv lesende Anlegerinnen und Anleger nur jene Prognosen wahrnehmen und akzeptieren, die sich mit ihren eigenen Hoffnungen und Wünschen decken.
Deshalb empfiehlt es sich, Prognosen mit fantastischen Zahlen als Meinung und als Unterhaltung zu konsumieren. Zu Fakten werden Prognosen erst, wenn in Aussicht gestellte Zielmarken tatsächlich erreicht sind.
Überzeugungen zu folgen, ist eine gute Sache. Im Zusammenhang mit Investitionen sollte es allerdings ausschliesslich die eigene Überzeugung sein. Und diese entsteht nicht aus Hoffnungen und auch nicht aus Einflüsterung, wirkliche Überzeugung basiert auf Fakten und fassbaren Entwicklungen.