Die Neo-Bank Yuh ist im Mai 2021 im Markt gestartet. Nicht ganz vier Jahre später arbeitet das FinTech bereits profitabel. Das ist bemerkenswert, gleichzeitig aber auch ein Indikator dafür, dass Yuh einen guten Deal mit den Mutterhäusern Postfinance und Swissquote ausgehandelt hat.
Yuh gehört zu den Schweizer Neo-Banken, die ohne eigene Banklizenz arbeiten. Das Dach der Banklizenz mit der Sicherheit von Compliance und regulierten Prozessen stellen die beiden Mütter zur Verfügung. Ebenso Kernbankensysteme und Trading-Plattformen, die kommen von Swissquote. Dazu gibt's Marketing-Unterstützung von den beiden Mutterhäusern. Postfinance und Swissquote gehören zu den grossen und erfolgreichen Banken mit jeweils grossem Kundenstamm – beide Unternehmen bringen ihre Tochter regelmässig ins Gespräch und geben Yuh dadurch kräftig Rückenwind.
Abhängig davon, wie die beiden Mütter ihre Tochter mit Kosten für laufend erbrachte Leistungen belasten, ist der Weg zur Profitabiltät kürzer oder länger. Im Falle von Yuh kürzer, das lässt auf einen guten Deal schliessen, der vieles möglich macht. Das schmälert die Leistung der Macherinnen und Macher bei Yuh nicht, aber es kann wirtschaftlichen Erfolg leichter und einfacher machen. Vor allem auch schneller.
Der Erfolg der letzten vier Jahre in Zahlen
Das Team um Yuh-CEO Markus Schwab scheint vieles richtig zu machen. Yuh hat sich schon früh auf die Fährte der erfolgreichen Challenger-Bank Revolut gesetzt, was Angebot und Pricing angeht. Im Gegensatz zu Revolut jedoch weniger aggressiv. Yuh operiert und kommuniziert sanfter, verspielter und auch mit einem gewissen Charme, der in der Schweiz gut anzukommen scheint.
Von verschiedenen Specials abgesehen, kann Yuh beim Angebots-Programm und in den Features rund um Banking, Sparen und Traden Revolut die Stirn bieten. Yuh ist vor knapp vier Jahren bereits mit dem Vollprogramm von Zahlen, Sparen und Investieren in den Markt eingetreten und hat danach in sehr hoher Kadenz Leistungen und Features laufend ausgebaut und erweitert.
Das hat zu erstaunlichen Zahlen geführt. Zum Beispiel zum ersten ausgewiesenen Gewinn per Ende Dezember 2024 in der Höhe von 1.7 Millionen Franken.
Yuh betreut inzwischen über 300'000 Kundinnen und Kunden und hat damit die Schweizer Neo-Banken-Konkurrenten deutlich hinter sich gelassen. Das verwaltete Kundenvermögen beziffert die Neo-Bank mit 3 Milliarden Franken. Die Dynamik der laufenden Entwicklung unterstreicht das Unternehmen mit folgendem Vergleich zum Vorjahr:
2024 ist die Zahl der Konten um 48 Prozent gestiegen, das Kundenvermögen hat sich verdoppelt.
Markus Schwab, CEO von Yuh, kommentiert den aktuellen Status seiner Neo-Bank mit folgendem Statement: «Der Break-even war ursprünglich für 2025 geplant – ein Zeichen dafür, dass eine durchdachte Strategie, entschlossenes Handeln und der unermüdliche Fokus auf unsere Kunden Grosses bewirken können. Doch dieser Erfolg ist kein Endpunkt, sondern Ansporn, weiterzuwachsen, das traditionelle Banking herauszufordern und mit stetiger Innovation noch mehr Menschen zu begeistern.»
Kommt nun die Expansion ins Ausland?
Schwab hat schon längere Zeit die Vision, den Erfolg von Yuh ins europäische Ausland zu exportieren. Entsprechende Gerüchte hat der Yuh-CEO gegenüber der "FuW" letzten Frühling bestätigt:
«Wenn das Geschäft in der Schweiz erfolgreich ist, warum sollte man damit nicht den Sprung auf das internationale Parkett wagen? Vorausgesetzt, die Bedingungen sind erfüllt.»
Als Voraussetzungen für einen Start im Ausland formulierte Schwab damals drei Bedingungen. Zum einen Profitabilität, die wäre jetzt erreicht. Zum anderen, dass Yuh die Nummer 1 unter den Schweizer Neo-Banken werde. Auch diese Bedingung ist erfüllt. Revolut bleibt mit über 900'000 Kunden die grösste Nummer, ist aber keine Schweizer Neo-Bank. Zum Dritten müsse Yuh die regulatorischen Anforderungen im Ausland erfüllen können. Dieser Punkt dürfte über die Mutter Swissquote zu stemmen sein. Durch die luxemburgische Swissquote Bank Europe könnte Yuh von bestehenden Strukturen, Lizenzen, Know-how und Verbindungen in der EU profitieren.
Im Swissquote-Chef Marc Bürki hat Schwab denn auch einen Verbündeten. Swissquote mit Standorten in Luxemburg, London, Malta, Bukarest, Zypern, Dubai, Kapstadt, Singapur und Hongkong tickt als Unternehmen international, deshalb sieht Bürki Chancen für Yuh in europäischen Märkten. Postfinance-Chef Beat Röthlisberger hält dagegen und will sich nicht im Ausland engagieren.
Der letzte Stand war, dass Diskussionen laufen und der Verwaltungsrat von Yuh bis Ende 2024 entscheiden wolle, ob die Neo-Bank im Ausland starten soll oder nicht. Dazu hat man bis heute nichts Konkretes gehört. Die erreichte Profitabilität könnte die offenbar noch laufenden Diskussionen befeuern.