Neo-Banken

Der Neo-Broker Trade Republic wird zum Banken-Angreifer

Smartphone-Ansicht der App von Trade Republic
Bild: Trade Republic

War Trade Republic bis vor einem Jahr einer der erfolgreichsten Neo-Broker, entwickelt sich das FinTech jetzt zum Angreifer von Banken.

Vor einem Jahr hat der Berliner Neo-Broker Trade Republic die Vollbanklizenz erhalten. Die neuen Möglichkeiten hat das FinTech genutzt und in kurzer Zeit ein rundes Bankangebot mit smarten Leistungen und sehr guten Konditionen auf die Beine gestellt, Gratiskonto, grosszügige Sparzinsen und Cashbacks inklusive.

Das Vollangebot an Invest- und Banking-Services ist im Markt gut angekommen und hat das FinTech in kurzer Zeit einen grossen Sprung weitergebracht. Aktuell hat Trade Republic 8 Millionen Kunden und verwaltet ein Vermögen von über 100 Millionen Euro.

Damit ist Trade Republic als Neo-Bank mit Komplettangebot noch deutlich kleiner als Revolut mit weltweit 50 Millionen Kunden. Aber grösser als Verfolger N26 mit um die 8 Millionen Kunden, von denen etwa die Hälfte als etragsrelevant bezeichnet werden. 

Trade Republic bezeichnet sich als eines der schnellstwachsenden FinTechs in Europa. Das trifft aktuell auf alle drei der oben genannten Neo-Banken zu. Ebenfalls für alle drei Unternehmen gilt: Trade Republic, N26 und Revolut orientieren sich nicht in erster Linie an der Neo-Banken-Konkurrenz, mit smarten Angeboten und tiefen Gebühren stehen vor allem die Kundinnen und Kunden klassischer Banken im Fokus.

Wie schnell wächst Trade Republic?

Bei Trade Republic fällt auf, dass die Möglichkeiten der Banklizenz stark genutzt werden, um das Wachstum in Europa zu forcieren. Anfang Jahr ist das Unternehmen mit seinem Bankangebot in Frankreich gestartet und hat seinen Kundinnen und Kunden – aktuell über 1 Million – einen provisionsfreien Sparplan für das staatliche Spardepot PEA geöffnet. Dazu erhalten die Kunden ein französisches Girokonto mit 3 Prozent Zinsen pro Jahr und einer nationaler IBAN.

Hier liegt einer der Unterschiede zu den konkurrierenden Neo-Banken, Trade Republic denkt international und operiert lokal. Das heisst, länderspezifische Besonderheiten oder Präferenzen spielen in der Angebotsgestaltung pro Land eine tragende Rolle.

Nur drei Wochen nach dem Start mit lokalen Produkten in Frankreich führt Trade Republic sein kostenloses Girokonto und die lokale IBAN jetzt auch in Italien ein. Darüber hinaus bietet die Neo-Bank als erstes internationales FinTech die automatische Steuerabführung "Regime Amministrato" an und stellt sich damit auch in direkte Konkurrenz zu den etablierten Banken in Italien.

Das FinTech bezeichnet sich heute schon als "Europas grösste Sparplattform, die neue Massstäbe in der Finanzbranche setzt". Trade Republic will mehr und verfolgt das Ziel, eines der wichtigsten Finanzinstute in Europa aufzubauen, welches die grössten Märkte maximal lokal abdeckt. 

«Die Rentenlücke ist ein Europäisches Problem. Die Produkte für unsere Kunden unterscheiden sich jedoch lokal. Unsere Mission ist es, jedem Europäer das beste Angebot zum langfristigen Sparen zu bieten», sagt Julian Collin, General Manager International Markets von Trade Republic. «Italien ist nach Frankreich bereits der zweite grosse Markt in Europa in diesem Jahr, in dem wir unser Angebot lokalisieren. Ein weiterer Schritt, der das europäische Wachstum weiter vorantreibt und den Wettbewerb für alle traditionellen Banken in Europa verstärkt.»

Wahrscheinlich gehört es zu den guten Ideen, bestehende Infrastruktur, Spar- und Investpläne sowie eigene Wertpapierabwicklung mit nationalen Geschäftseinheiten zu verbinden, welche pro Land lokal länderspezifische Angebote in den Markt stellen.

Trade Republic will auch weiterhin europäische Länder mit seinem Basisangebot und zusätzlich mit lokalen Services erobern. Halten die Berliner das bisher vorgelegte Tempo durch, werden die weissen Flecken auf der Europakarte eher schnell weniger.