Neo-Banken

Die Schweizer Neo-Banken-Landschaft ist in Bewegung

Die Schweizer Neo-Banken-Landschaft illustriert als Berglandschaft

Eine Konsolidierung steht der Neo-Banken-Landschaft Schweiz noch bevor – die Branche ist jedoch bereits seit längerem in Bewegung.

Die Schweiz ist das Land mit der höchsten Neo-Banken-Dichte weltweit. Im Verhältnis zur Fläche und zur Bevölkerung hat kein anderes Land mehr Neo-Banken.

Das wird nicht immer so bleiben, dafür ist der Markt Schweiz zu klein. Dennoch ist nicht unbedingt zu befürchten, dass am Tag X Neo-Banken reihenweise aus dem Markt gespült werden. Das hängt auch damit zusammen, dass die Schweizer Neo-Banken unterschiedlich positioniert und aufgestellt sind.

Zudem ist laufend Bewegung in der Neo-Banken-Szene. Einzelne FinTechs verändern sich und verändern dadurch auch Topografie der Neo-Banken-Landschaft. Ein Blick auf die Bewegungen der letzten Monate.

Zwei Verticals sind zu "breiten" Neo-Banken geworden

Mit Alpian und Radicant haben gleich zwei FinTechs die Nische der Verticals verlassen und sind heute deutlich breiter aufgestellt. Bei beiden Neo-Banken standen Anlagen und Vermögensverwaltung ursprünglich im absoluten Vordergund. Bei Radicant mit einem supergrünen Nachhaltigkeits-Approach, bei Alpian ausgerichtet auf eine eher vermögende Klientel. 

Um in der offenbar zu engen Nische nicht zu verdursten, haben sich beide Vertical-FinTechs zu Neo-Banken umpositioniert, die heute Konto, Karte, tiefe Gebühren und interessante Zinsen für breite Kundengruppen in den Vordergrund stellen. Also die Vorzüge des kostengünstigen Bankings zuerst, in zweiter Linie dann Anlagen und Investitionen.

Der bei Radicant radikal durchgezogene Strategiewechsel hat dazu geführt, dass die Neo-Bank im Ranking der Preisbrecher-Neos heute auf dem ersten Platz steht. Alpian hat sich auch für Kleinkunden geöffnet, bei beiden Neo-Banken spielen Anlagen und Vermögensverwaltung weiterhin eine wichtige Rolle, aber ohne hohe Zutrittshürden und über den Umweg von ganz normalem Banking zu tiefen Kosten.

Der Ausstieg von drei Neo-Banken aus unterschiedlichen Gründen

Waren, inklusive Verticals und ausländische Player, bis vor kurzem in der Schweiz 16 Neo-Banken aktiv, reduziert sich diese Zahl um drei Anbieter. Aus unterschiedlichen Gründen.

Die FINMA hat im Juni 2024 den Konkurs über die FlowBank eröffnet, die Neo-Bank und der Neo-Broker mit Banklizenz befindet sich aktuell in Liquidation. Mit diesem Grounding ist eine – von aussen betrachtet – vielversprechende Neo-Bank vom Markt genommen worden.

Noch nicht mal ein Jahr nach der Lancierung kündigte Coop an, dass sie ihren Neo-Banken-Spross Coop Finance+ wieder schliessen will. Grund: die Nachfrage hätte nicht den Erwartungen von Coop entsprochen. Coop wird das Projekt deshalb nicht weiterverfolgen. Im Moment ist noch unklar, wie und wann genau die Pforten geschlossen werden sollen – sicher ist, Coop Finance+ wird vom Markt verschwinden.

Die App der Credit Suisse, die Neo-Bank CSX, geht im Sog ihrer unglücklichen Mutter unter. CSX soll nicht weitergeführt werden. In welcher Form die beträchtliche Anzahl der Kundinnen und Kunden von CSX bei der UBS oder bei Key4 der UBS eine neue Heimat finden sollen, ist noch unklar. Sicher ist, die Tage von CSX sind gezählt.

Marktanteile und Grössenverhältnisse im Fluss

Ausschläge waren und sind auch bei den Marktanteilen zu verzeichnen. Das führt zu Verschiebungen in der Tabelle der grössten Schweizer Neo-Banken.

Konnte Neon den Vorsprung der frühen Gründung (März 2019) längere Zeit halten, hat die zwei Jahre später gestartete Neo-Bank Yuh aufgeholt und Neon inzwischen den Rang abgelaufen. Neon betreut heute 222'000 Kunden, Yuh weist bereits 260'000 Nutzerinnen und Nutzer aus. Yuh wird weiterhin schneller wachsen und den Abstand zu Neon und anderen Schweizer Playern weiter vergrössern.

Die britische Challenger-Bank Revolut ist dabei, sich mit einem schweizerischen Angebot in Helvetien zu etablieren. War Revolut mit über 900'000 Nutzerinnen und Nutzern in der Schweiz bisher schon Platzhirsch, hat sich der Herausforderer neue und hohe Ziele gesetzt: mit auf Schweizerinnen und Schweizer ausgerichteten Services und Angeboten will Revolut pro Jahr um mindesten 250'000 Neukunden wachsen.

Was verändern die beobachteten Bewegungen?

Zwei zu Neo-Banken konvertierte Verticals, drei Schliessungen sowie Verschiebungen in der Tabelle der grössten Neo-Banken werden auf die Konsolidierung der Neo-Banken-Branche als Ganzes Auswirkungen haben.

Eine zentrale Rolle werden dabei Positionierung, Ausrichtung und Umfeld der einzelnen Neo-Banken spielen. 

Wir kommen in einem nächsten Artikel darauf zurück und werden den Scheinwerfer insbesondere auf die unterschiedlichen Stärken und Schwächen der verschiedenen Player im Schweizer Neo-Banken-Markt richten.


Die Schweizer Neo-Banken-Landschaft im Überblick

Die Zusammenstellung der in der Schweiz aktiven Neo-Banken mit den jeweils zuletzt gemeldeten Nutzerzahlen vermittelt einen ungefähren Eindruck der aktuellen Grössenverhältnisse und Marktanteile.

Schweizer Neo-Banken Markteintritt Kunden insgesamt davon in der Schweiz
Zak (Bank Cler) März 2018 70'000 70'000
Neon März 2019 222'000 222'000
Yapeal Juli 2020 keine Angaben keine Angaben
CSX (Credit Suisse) Oktober 2020 400'000 400'000
FlowBank November 2020 in Liquidation in Liquidation
Yuh (Postfinance & Swissquote) Mai 2021 260'000 260'000
Kaspar& März 2022 7'000 7'000
Key4 (UBS) Mai 2022 200'000 200'000
Alpian (F-ISPB) Oktober 2022 "ein paar Tausend" "ein paar Tausend"
Radicant (BLKB) August 2023 6'500 6'500
Coop Finance+ Oktober 2023 in Umwandlung in Umwandlung
Ausländische Neo-Banken Markteintritt Kunden insgesamt davon in der Schweiz
Wise März 2010 16 Millionen keine Angaben
Revolut Schweiz 2017 50 Millionen 900'000
N26 Schweiz 2019 8 Millionen keine Angaben
Neo-Banken Verticals Markteintritt Kunden insgesamt davon in der Schweiz
Relio Oktober 2023 Angaben folgen Angaben folgen
Swiss4 April 2024 Angaben folgen Angaben folgen

Hinweis der Redaktion: Neo-Banken, die ihre aktuellen Kundenzahlen nicht korrekt gespiegelt sehen, weil länger nicht kommuniziert, dürfen Letzteres jederzeit gerne nachholen, hier, damit Ersteres auf den neusten Stand gebracht werden kann.