Vertical Banking
Vertical Banking = Vertikales Banking
Vertical Banking steht für ein Banking, das einem enger definierten Kundensegment spezifische Leistungen und Services bietet – auf die besonderen Bedürfnisse und Wünsche der jeweiligen Kundengruppe ausgerichtet.
Die meisten klassischen Banken bieten ihren Kunden eine breite Palette von mehr oder weniger standardisierten Finanzdienstleistungen an. Das gilt auch für zahlreiche Neo-Banken, welche mit ihren Apps digital operieren und ihre Services bevorzugt über Smartphones ausspielen.
Im Kern wird damit die Strategie "alles für alle" verfolgt. Klassische und Neo-Banken besetzen eine höchstmögliche Breite, in Bezug auf Kundengruppen und auf Leistungen. Vertikales Banking geht einen anderen Weg und ist in gewisser Weise das Gegenteil: nicht alles für alle, sondern genau das Richtige für ein bestimmtes und damit kleineres Kundensegment. Für diese Kundengruppe in dieser Nische dann jedoch das volle und auf die spezifischen Bedürfnisse abgestimmte Leistungspaket.
Vertical Banking belegt eine Nische
In dieser Nische geht die Bank nicht in die Breite, sondern für ein definiertes Kundensegment in die Tiefe, sie operiert vertikal – deshalb der Begriff: Vertical Banking. Personalisiertes Banking für eine engere Kundengruppe mit spezifischen Leistungen für genau dieses Segment. Mit dem Ziel, hohen Mehrwert für dieses eng gefasste Kundensegment zu schaffen. Das geschieht dadurch, indem die Bank sich auf die ganz spezifischen Bedürfnisse und Wünsche einer bestimmen Kundengruppe fokussiert und genau diese Anforderungen in aller Tiefe erfüllt.
Mit diesem Mut zur Nische und zur Tiefe statt Breite hebt sich diese eine Bank, egal ob klassische Bank oder Neo-Bank, von allen Konkurrenten ab – sie wird mit ihrem Vertical Banking zur Spezialistin und zur wertvollen Partnerin für enger definierte Kundengruppen. Kunden, die möglicherweise bisher unterversorgt waren in Bezug auf Finanzdienstleistungen und ergänzende Services.
Wie spezifisch und vertikal kann Vertical Banking sein?
Vertical Banking kann sich an grössere oder an kleinere Kundengruppen richten. Einige Beispiele:
Eine Bank für Kleinunternehmen
Klein- und Kleinstunternehmen haben andere Bedürfnisse als grosse und sie sind mit einem standardisierten Bankangebot für Privatkunden schon gar nicht zufriedenzustellen. Vertical Banking, das über Konto, Karte und Zahlungsverkehr hinausgeht und zum Beispiel zusätzliche Services in Bereichen wie Steuern, Abrechnungen, Planungshilfen, Rechtshilfen und mehr anbietet, kann zur ersten Wahl für kleine Betriebe werden.
Eine Bank für bestimmte Branchen
Klassische Finanzdienstleistungen brauchen alle, aber Immobilienmakler haben andere Anforderungen als Handwerker oder Galeristen. Vertical Banking, das auf die speziellen Bedürfnisse und Wünsche bestimmter Branchen eingeht und in diesem Bereich mit angepassten Finanz- und Serviceleistungen überzeugt, kann mit dieser Alleinstellung Erfolg haben.
Eine Bank für bestimmte Anforderungen
Stehen für private Kunden oder für Unternehmen aus welchen Gründen auch immer vor allem Auslandsüberweisungen und Geldtransfers in alle möglichen Länder im Vordergrund, ist das eine Nische für Vertical Banking. Eine Bank, die mit vorteilhaften Wechselkursen, transparenter und schneller Abwicklung sowie mit exzellenten Zusatzservices rund um internationale Geldtransfers punktet, ist für Kundengruppen mit diesen Anforderungen top gesetzt.
Die Aufzählung ist beliebig erweiterbar. Vertical Banking kann auf Kundengruppen wie Startups, Frauen, Umweltbewusste, Fotografen, Freiberufler oder auf ganz andere Gruppen ausgerichtet sein. Und diesen Kundengruppen die personalisierten Services bieten, die ihre Haltung spiegeln, auf ihre Situation ausgerichtet sind, ihre spezifischen Probleme lösen und smarte Funktionen als Antwort auf ganz spezielle Anforderungen liefern.
Hat Vertical Banking Zukunft?
Ohne Zweifel, aus mehreren Gründen. Die klassischen Banken oder auch die Neo-Banken mit dem Anspruch "alles für alle" haben weniger Differenzierungsmöglichkeiten und dadurch geringe Chancen auf Alleinstellung. Vertical Banking nimmt eine kleinere Kundengruppe ins Visier – ein Anbieter kann durch spezifische Services zum Platzhirsch praktisch ohne Konkurrenten werden und deshalb möglicherweise mehr Kunden gewinnen als im grossen Teich von allen Kunden, in dem jedoch tausend andere Banken ebenfalls fischen.
Zudem haben angepasste und spezfisch ausgerichtete Leistungsangebote, die für enger gefasste Kundengruppen sichtbare Mehrwerte generieren, einen deutlich höheren Wert als nur gerade Standardangebote. Das kann sich in den Erträgen positiv für vertikale Banken auswirken.
Ausserdem: Kundinnen und Kunden in verschiedenen Segmenten sind heute deutlich anspruchsvoller als noch vor einigen Jahren. Wenn Standard nicht genügt, werden Vergleiche gezogen – das schafft Chancen für Anbieter im Bereich Vertical Banking.
Dazu kommt: Seit einigen Jahren stehen innovativen Startups und FinTechs Leistungspakete von spezialisierten Anbietern im Bereich Banking as a Service und White Label Banking zur Verfügung. Standardfunktionen und Leistungen rund um Konto, Karten und mehr müssen nicht mehr von Grund auf selbst entwickelt werden, sie lassen sich als Leistungen und Prozesse einkaufen. Deshalb können Kapital und Ressourcen von Anfang an für spezifische Angebote und Tools mit Ausrichtung auf Vertical Banking eingesetzt werden. Dadurch erhöht sich die Zahl der möglichen Anbieter im Bereich Vertical Banking erheblich– stehen Idee, Geschäftsmodell und Konzepte, können FinTechs relativ schnell und kostengünstig zur vertikalen Bank zu werden.