Und jetzt die schräge Nummer
Unsere Kollegen von Finews sind letzten Monat auf eine eher spezielle Geschichte aus dem spanischen Blätterwald gestossen. Das spanische Branchenportal Eldiario hat im Oktober 2018 eine gut recherchierte Story publiziert, wie Revolut in Spanien neue Mitarbeiter sucht und findet. Oder besser: welche Hürden Bewerber überspringen müssen, um Teil der Revolut-Crew werden zu dürfen.
Kurz gesagt, der erste Test besteht darin, dass Bewerberinnen und Bewerber erstmal 200 Neukunden bringen müssen, um überhaupt in die nächste Gesprächsrunde zu kommen. Wer die 200 in sieben Tagen schafft, ein Marketing-Kit gibt's dazu, hat Chancen. Wenn nicht, war die unbezahlte Arbeit eben für die Katz', kein Weg führt zu Revolut.
Auf Anfrage der Journalisten von Eldiario meinte Kommunikationschef Chad West von Revolut, dass eben "intelligente, kreative und hungrige Menschen gesucht werden, die keine Millionen fürs Marketing brauchen, Technologieunternehmen suchen die Klügsten und die Besten" und er begründete die Rekrutierungsmethode mit dem Argument:
Das ist der beste Weg, jeder kann reden und sagen, wie toll er ist, aber der Arbeitgeber muss wissen, ob er die Fähigkeiten tatsächlich hat
Die ausführliche Version des Bewerbungsverfahrens in Spanien, mit Statements aller Beteiligten, kann im Detail auf Eldiario nachgelesen werden.
Der Unterschied zwischen Test und Produktionskanal
Bei einem FinTech zu arbeiten, das Geschichte schreibt, ist attraktiv. Gerade für junge Menschen mit Biss und Enthusiasmus. Dass ein Startup die Klügsten und die Besten in seiner Crew haben will, steht ausser Frage, und diesen Besten soll man kräftig auf den Zahn fühlen.
In Spanien sind Jobs begehrt. Das Land hat aktuell eine Arbeitslosenquote bei den Jugendlichen von mehr als 34 Prozent. Bewerben sich hunderte junger Menschen auf einen attraktiven Job, gerät das praktizierte Bewerbungsverfahren von Revolut in ein sehr schiefes Licht. Wer nur schon Chancen auf die zweite Bewerbungsrunde haben will, muss ohne Bezahlung und in eigener Initiative 200 neue Kunden ranklotzen. Wer das nicht schafft, fliegt aus dem Rennen, wer's packt, hat allerdings noch lange nicht gewonnen, nur eine Tür zur zweiten Runde geöffnet. Am Schluss ergattert ein Einziger oder eine Einzige den Job, die übrigen Neukunden-Produzenten sind frustriert und fühlen sich über den Tisch gezogen.
Da wird mit Begeisterung, Hoffnung und Einsatzfreude gespielt, Bewerbungsgespräche und Tests werden neu definiert und zu einem effizienten und sehr kostengünstigen Kundenproduktionskanal umgebogen. Da ist jetzt entschieden zu viel Marketingdenke drin. Das ist zu clever und ethisch grenzwertig. Und dieses Vorgehen ist absolut unwürdig für ein Startup mit dem Format von Revolut.