Zur Erinnerung: Revolut ist vor knapp drei Jahren gestartet mit der Mission, den "Finanzsektor auf den Kopf zu stellen". Die Basisfunktionen der App sind laufend erweitert worden, heute bietet Revolut Karten und Konten in zahlreichen Währungen, Interbankenkurse beim Geldtransfer und Geldwechsel, Zahlungsfunktionen, Versicherungen, Kryptowährungen und sehr viel mehr. Zu Konditionen, die zwischen kostenlos und sehr günstig angesiedelt sind.
Revolut heute
Die Zahl der Kunden wächst laufend, nach Angaben des Unternehmens kommen jeden Tag 6'000 bis 8'000 neue Kunden dazu. Die digitale Bank überzeugt vor allem durch ihre Haltung: Gewünschte Funktionen werden sehr schnell dazuentwickelt, die App wird für Kunden und Nutzer laufend und spürbar vielseitiger und wertvoller. Dazu kommt das transparente Gebührenmodell, das zwischen kostenlos für das Standard-Angebot bis sehr günstig für erweiterte Leistungen operiert.
Aktuell hat das Unternehmen nach eigenen Angaben 1,7 Millionen Kunden, 350'000 aktive Nutzer pro Tag und 800'000 aktive Nutzer pro Monat.
War Revolut bisher schon der Turbo-Brüter unter den digitalen Banken, scheint das Unternehmen jetzt erst richtig loslegen zu wollen.
Die aktuelle Finanzierungsrunde vergrössert den Spielraum
Mit der aktuellen Series C-Finanzierungsrunde hat sich Revolut zusätzliche 250 Millionen US-Dollar von namhaften Investoren gesichert und operiert jetzt mit einem Kapital von insgesamt 340 Millionen Dollar. Das Unternehmen wird nun als neustes Unicorn in Europa mit einer geschätzten Bewertung von 1,7 Milliarden Dollar gehandelt – das ist interessant, aber nicht unbedingt der zentrale Punkt.
Ungleich wichtiger ist, dass Gründer und CEO Nikolay Storonsky zusammen mit seinem Team und "nur" 90 Millionen Dollar Kapital bisher schon ein atemberaubendes Tempo in Sachen Entwicklung, Wachstum und Expansion vorgelegt hat. Die zusätzlichen 250 Millionen vergrössern den Spielraum erheblich und diesen Spielraum wird Revolut nutzen. Schnell, aggressiv und immer mit Blick auf die Wünsche von Kunden und auf die Anforderungen unterschiedlicher Märkte.
Vor und nach der Banklizenz
Revolut hat bereits vor einiger Zeit die Banklizenz beantragt und rechnet damit, ab Mitte 2018 als Digitalbank mit Banklizenz agieren zu können. Im gleichen Zug soll auch das Zahlungsabwicklungs-System aus eigener Entwicklung in Betrieb genommen werden. Das Unternehmen will sich dadurch von Drittdienstleistern unabhängig machen und verspricht sich einen noch stabileren Betrieb und Services, die im eigenen Hause kontrolliert und deshalb jederzeit zuverlässig erbracht werden können.
Als digitale Bank mit Banklizenz stellt Revolut seinen Kunden eine Vielzahl zusätzlicher Leistungen in Aussicht, die innerhalb der App genutzt werden können, zum Beispiel:
- Konto überziehen und Dispokredit direkt in der App verwalten
- Privatkredite
- Geld sparen mit attraktiven Zinsen auf Termineinlagen
- Lastschriften einrichten und über die App verwalten
- Im Rahmen der Europäischen Einlagesicherung Schutz der Kundengelder bis 100'000 Euro
Was sich anhört wie ein ganz normales Bankkonto mit ganz normalen Bankleistungen, ist es auch, das aber im Stil und mit den Konditionen von Revolut – und damit schafft das Unternehmen klare Unterschiede.
App für Vielreisende oder Bankkonto für Daheimgebliebene?
Beides und darin liegt die Brisanz der Pläne. Revolut bleibt die bevorzugte App für Vielreisende, wird aber neu auch zum Gehaltskonto für Daheimgebliebene. Je nach Kunde, Temperament und Gewohnheiten, werden eben die Leistungen genutzt, die aktuell gewünscht sind und gebraucht werden. Mit den Erweiterungen will sich Revolut als die bessere und günstigere Bank für ein breites Publikum positionieren.
Das Unternehmen unterstreicht die Ausbaupläne im Zusammenhang mit der Banklizenz gewohnt kämpferisch und dennoch schlicht mit folgender Aussage, die sich direkt an neue Kunden richtet:
Alles, was Ihr reguläres Bankkonto heute leisten kann, wird Revolut besser machen
Revolut morgen
Revolut formuliert die eigenen Wachstumsziele und gibt an, in den nächsten fünf Jahren 100 Millionen Kunden erreichen zu wollen. Neben den bisher in Europa bereits beackerten Märkten, stehen auf der geografischen Expansions-Landkarte des FinTechs die Märkte USA, Kanada, Singapur, Hong Kong, Australien und Neuseeland.
Die personelle Planung sieht vor, die Zahl der Mitarbeiter von aktuell 350 noch im laufenden Jahr auf 800 zu erweitern. Im Vordergrund stehen dabei "sehr viele neue Entwickler- und Designer-Talente, um global skalieren zu können".
Ein Blick auf die neuen Funktionen
Revolut hat zahlreiche neue Funktionen in der Pipeline, zum Beispiel:
Revolut Platinum: Neue Karte
Revolut Platinum ist die kontaktlose Karte aus Edelmetall, in einem Look, der gut im Markt ankommen sollte. Nach Unternehmensangaben soll die Karte alles können, was Nutzer von einer Platinum-Karte erwarten und noch einiges dazu. Zum Beispiel ein Cash-Back-System, das Cash in Kryptowährungen zurückspielen und die Karte zusätzlich attraktiv machen soll. Zudem ist für Karteninhaber ein Concierge-Service geplant, dessen Leistungen noch nicht im Detail bekannt sind, die jedoch stark auf Vielreisende ausgerichtet sein dürften. Im Gegensatz zur Standard-Karte ist die Platinum kostenpflichtig, das Verhältnis von Kosten und Leistungen dürfte jedoch im Bereich der bisherigen Kampfansagen operieren und deshalb bei den Kosten deutlich tiefer liegen als vergleichbare Platinum-Karten.
Apropos Karten
Gegenüber dem Branchenportal Business Insider hat Gründer und CEO Nikolay Storonsky in Aussicht gestellt, auch Debitkarten für Kinder lancieren zu wollen, welche von deren Eltern verwaltet und kontrolliert werden können. Damit sichert sich das FinTech nicht nur die Kunden der Zukunft, es wildert dadurch auch in einem Bereich, den klassische Banken bisher für sich beanspruchen. Zumal Revolut das Angebot nicht auf die Debitkarte beschränken wird, stehen Kinder und auch Jugendliche auf der Liste der Zielgruppen, werden Erweiterungen folgen.
Revolut Crypto: Kryptowährungen
Über die App können Kryptowährungen bereits seit Ende 2017 so leicht gekauft, gehalten und verkauft werden, wie bei keinem anderen Anbieter. Bisher sind Bitcoin, Litecoin und Ether im Programm, neu kommen Bitcoin Cash und Ripple dazu.
Revolut Wealth: Anlegen und Investieren
Revolut Wealth bezeichnet das Unternehmen selbst als seinen "nächsten Meilenstein", um Nutzern zu ermöglichen, in Aktien, Indizes und Exchange Traded Funds (ETFs) zu investieren, zusammen mit einer Vielzahl anderer Finanzinstrumente.
Fazit
Bisher hat's Revolut geschafft, neue Märkte zu erobern und neue Kunden zu gewinnen, ohne bestehende Kunden und Märkte zu vernachlässigen. Gelingt das weiterhin und kommt dem Unternehmen das explosive Wachstum nicht bei der Qualität in die Quere, dann kann sich Revolut zu einem Schwergewicht auf dem internationalen Parkett des digitalen Bankings entwickeln.
Allzu lange wird man sich nicht gedulden müssen, Revolut hat in knapp drei Jahren schon Digitalbank-Geschichte geschrieben. Hält das FinTech das bisher vorgelegte Tempo durch, werden weitere Signale vom Markt laufend folgen.