Die Finanzbranche ist im Umbruch. Weil die Rezepturen von gestern veränderten Kundenwünschen von heute und Ansprüchen von morgen nicht mehr genügen. Das gilt nicht nur für Banken, das betrifft genauso Versicherer.
Deshalb ist die Versicherungsbranche seit längerem schon in Bewegung, international und national. Wir werfen in nächster Zeit einen vertieften Blick auf die Branche, beleuchten Inititiativen und porträtieren Startups und InsurTechs in der Schweiz.
Heute richten wir den Scheinwerfer auf Creadi, das InsurTech-Startup der Pax Holding. Vorab jedoch ein Blick auf die Befindlichkeit von Kunden und Konsumenten, welche Versicherungen brauchen, streckenweise ohne sie zu wollen.
Vorurteile und Realitäten aus der Sicht von Konsumenten
Zuerst die Vorurteile: Versicherungen sind kompliziert. Versicherungen sind teuer. Versicherer binden Kunden mit einer einzigen Unterschrift möglichst lange an sich – das ist gut für den Versicherer, aber schlecht für den Kunden. Wer das Kleingedruckte nicht liest, gerät bei einem Schadenfall ins Staunen, was alles von der Deckung ausgeschlossen sein kann. Ob ein Versicherungsberater Freund oder Feind ist, weiss man nie so recht, weil der Berater zwei Interessen verfolgt, die sich schlecht unter einen Hut bringen lassen: die des Kunden und die seiner Provisionen.
Dann die Realitäten: Je nach Versicherer und Berater bestätigen, widerlegen oder relativieren sich die Vorurteile. So oder so gehören Versicherungen nicht zu den Lieblingsthemen zahlreicher Menschen. Man braucht Versicherungen, aber man mag sie nicht wirklich. Was man nicht von A bis Z und vollumfänglich versteht, weil es kompliziert ist, hinterlässt oft ungute Gefühle. Weil schlicht zu viele Möglichkeiten bestehen, sich für das Falsche zu entscheiden.
Und zuletzt die unabhängigen Berater: Auf diesem ungemütlichen Boden operiert eine weitere, verwandte Branche – jene der Versicherungsoptimierer und Broker, die suggeriert: Du bist über- oder unterversichert, so oder so völlig falsch und du bezahlst mit Sicherheit zu viel – wir bringen das in Ordnung für dich. Auch hier öffnet sich, je nach Broker, Seriosität und Provisionsmodell, ein neues Tor, das in die versicherungstechnische Glückseligkeit führen oder sich schlicht als Falle entpuppen kann.
Wie Versicherer sich neu erfinden
Wie wär's mit einfach, klar, verständlich, fair und flexibel? Versicherungen für Menschen gemacht, die für eine benötige Leistung gerne bezahlen, aber ohne das Minenfeld des Kleingedruckten, das keiner versteht? Keine nicht fassbaren Riesenpakete, die allerhand einschliessen, was niemand will, vielmehr ehrliche und klare Deals? Und das alles online buchbar, ohne lange Vertragslaufzeiten, im Idealfall täglich kündbar oder jederzeit aktivierbar – dann, wenn man's braucht?
Auf genau diese alten Fragen liefern viele Versicherer aktuell neue Antworten, weltweit, und sie werden aktiv, auch in der Schweiz. Zum Beispiel Generali mit ihrer Innovationsgarage und dem Startup Lings, das Kameras und Velos auf tagesbasis, oder so lange wie vom Kunden gewünscht, versichert. Auch Helvetia, Baloise, Allianz und zahlreiche andere Versicherer stecken in digitalen Transformations-Prozessen, investieren in Startups, gehen Kooperationen ein oder gründen gleich selbst InsurTech-Startups.
Im Bereich InsurTech ist in der Schweiz vieles in Bewegung. Neue Produkte werden entwickelt, von den Wünschen und Bedürfnissen der Zielgruppen her gedacht, alternative Modelle werden in den Markt gestellt und getestet. Oftmals so, indem eine Muttergesellschaft weiterhin das klassische Versicherungsgeschäft betreibt, wie bis anhin, zusätzlich jedoch ein Startup auf die grüne Wiese stellt, das unabhängig konzipieren, entwickeln und im Markt operieren darf.
Kannibalisierungseffekte werden in Kauf genommen, zumal die sich nicht von heute auf morgen einstellen, mit der Einsicht, dass die erfolgreichen Versicherungsprodukte von morgen heute entwickelt werden müssen. Eine intelligente Strategie, vergleichbar mit dem hybriden Banking, welches die neue Welt testet, ohne die alte Welt völlig über Bord zu kippen.
Wie macht's die Pax Holding?
Die Pax Holding bietet unter der Marke Pax Lösungen in der klassischen privaten und beruflichen Vorsorge und ist seit Ende 2017 am Online-Direktversicherer Dextra beteiligt. Dextra ist auf flexible Rechtsschutzversicherungen von Privaten und von Unternehmen sowie auf Autoversicherungen spezialisiert. Als Beispiel für flexibel: Der Online-Versicherer bietet Autoversicherungen, die täglich gekündigt werden können. Die Pax Holding baut zudem am digitalen Ökosystem mit dem InsurTech-Startup Creadi, das bereits seit Oktober 2016 an Innovationen im Versicherungsbereich und damit an den Konsumenten-zentrierten Versicherungslösungen von morgen arbeitet.
Wie operiert Creadi?
Das InsurTech segelt unter der Flagge "Rethink Insurance" und tut genau da. Das Startup denkt über Wünsche und Bedürfnisse von Menschen nach, ist sich bewusst, dass Versicherungen heute mit eher wenig Lustpotenzial ausgestattet sind und versucht durch innovative Lösungen und neue Produkte Gegensteuer zu geben.
Das Basler Startup hat sich auf die Flagge geschrieben, die erste digitale Versicherungsplattform für die Schweiz zu schaffen, die komplett ohne Umwege, Papierkram, Kleingedrucktes und offene Fragezeichen auskommt. Aus der Überzeugung heraus, dass die Arbeit von Creadi und anderen InsurTechs die Zukunft der Versicherungsbranche in der Schweiz massgeblich prägen und mitbestimmen wird.
Ein kreatives Team um CEO Désirée Mettraux, bestehend aus 17 neugierigen Versicherungsprofis, cleveren Startup-Expertinnen, beseelten digital Geeks, experimentierfreudigen Tech-Nerds und versessenen Pixel-Enthusiasten will Versicherungen ehrlich, fair und einfach machen. Und vor allem flexibel. Um das zu schaffen, was bisher noch keiner Company gelungen ist: neben praktisch, nützlich, schnell, fair, einfach, klar, flexibel und online, will das InsurTech Versicherungen auch eine Spur von Lustkomponente einzuhauchen.