InsurTech

Generali forciert Zukunftsthemen und startet Innovationsgarage

Bild: Andreas Krümmel, CEO Generali Schweiz

Versicherer lancieren verstärkt innovative Projekte und testen neue Geschäftsmodelle im Markt. Generali Schweiz gibt diesen Initiativen einen Rahmen und eröffnet eine eigene Innovationsgarage.

"New Way of Working" nennt Generali den beschrittenen Pfad, setzt in ihrem laufenden Transformationsprozess auf eine neue Innovationskultur und installiert als sichtbares Zeichen ihre Innovationsgarage.

In Kooperation mit Startups, Universitäten und anderen Unternehmen will der Versicherer diese kreative Ideen- und Entwicklungswerktstatt nutzen, um die Zukunftsthemen der Versicherungswelt bereits in der Gegenwart zu schmieden.

Generali Schweiz richtet sich strategisch neu aus, sieht dabei Innovation nicht nur als papierenes Lippenbekenntnis in der Strategie, vielmehr als Notwendigkeit, gelebte Haltung und Schlüsselfaktor für den zukünftigen Erfolg.

Im Kern will der Versicherer proaktiv auf bestehende und neue Kundenbedürfnisse eingehen und mit ebenso neuen Lösungen beantworten. Was es bringen soll, umschreibt der Versicherer selbst mit den Worten:
 

Die Innovationskultur macht Generali simpler, smarter, faster

Eine stark gefüllte Ideen-Pipeline

Neue Ideen und Geschäftsmodelle sollen sich an Kunden orientieren, die im digitalen Zeitalter anders denken, neue Verhaltensweisen entwickeln und deshalb mit den Versicherungsprodukten von gestern nicht mehr zu begeistern sind. 

Die Innovationsgarage bietet Raum, Umgebung und Infrastruktur für Co-Creation in unterschiedlicher Zusammensetzung und für das Zusammenwirken von kreativen Köpfen und Teams. Die Ideen-Pipeline soll prall gefüllt werden durch Mitarbeiter der Generali, durch das hauseigene Startup Lings sowie durch die Kooperation mit externen Startups aus den Bereichen Künstliche Intelligenz, Cryptosecurity und Insurtech. Mit im Spiel sind Partner wie der FinTech-Inkubator F10, die Universität St. Gallen (HSG) und Corporate-Partner wie Salesforce. In engem Austausch mit der Generali Group kreieren die Akteure eine innovative Palette von Versicherungslösungen.

Lings als Vorläufer der Innovationsgarage

Noch ohne Garage, aber bereits mit dem richtigen Werkzeug und der innovativen Denke hat sich im Sommer 2017 das hauseigene Startup Lings gebildet und ein digitales Versicherungsprodukt entwickelt und lanciert. Die erste Schweizer On-Demand-Versicherung, welche Foto-Equipment sowie elektronische Geräte versichert, ohne Selbstbeteiligung, von A bis Z online und mit einem besonderen Clou:

Mit einem Klick wird der Versicherungsschutz aktiviert, nur dann und genau dann, wenn er gebraucht wird – ebenfalls mit einem Klick lässt sich die Versicherung wieder in den kostenlosen Schlummer-Modus beamen, dann eben, wenn kein Versicherungsschutz notwendig ist. 

Disruption im eigenen Hause

Lings ist deshalb mehr als nur ein digitales Versicherungsprodukt, es ein disruptives Geschäftsmodell. Im Fokus der Disruption steht die Generali selbst, zusammen mit anderen Versicherern, welche heute noch primär mit starren und unflexiblen Versicherungsmodellen operieren.

Eine intelligente Strategie, das Moment der Disruption nicht InsurTechs und der Konkurrenz zu überlassen, sondern vielmehr gleich selbst zu entwickeln und im Markt zu testen. Funktioniert's, stellen sich damit Weichen für andere Versicherungsproduke und Geschäftsmodelle, welche von Zielgruppen und vom Markt verlangt werden. Die sind dann nicht mehr disruptiv, nicht für das eigene Unternehmen, sie sind die kreative und innovative Antwort auf veränderte Bedürfnisse und Wünsche einer digitalen Zielgruppe. Gelebte Innovationskultur eben, welche den Erfolg in der Zukunft entscheidend mitbeeinflussen wird.

Das sieht auch der CEO von Generali Schweiz, Andreas Krümmel, so und sagt:
 

Innovation bedeutet Fortschritt, nicht Stehenbleiben und die Neugierde auf die Bedürfnisse unserer Kundinnen und Kunden auszuleben – die Innovationsgarage soll unser Zuhause für viele kreative Momente mit regem Austausch werden – intern wie extern


Pietro Carnevale, Head of Strategy and Innovation, doppelt nach und bringt das als Human Centered Design bezeichnete Vorgehen mit folgender Aussage auf den Punkt:
 

Wir können dadurch flexibel auf die sich ändernden Erwartungen und Gewohnheiten unserer Kunden reagieren und durch innovative Lösungen echten langfristigen Mehrwert schaffen


Stimmt, Mehrwert für Kunden und dadurch auch Mehrwert für das eigene Unternehmen. Das Feld der Versicherungsprodukte ist enorm gross, die Ansprüche von Kunden ebenfalls. Wer am Puls veränderter Kundenwünsche eine Garage für Innovationen betreibt, ist als Versicherer klar im Vorteil.

Ein Blick in die Garage

Die Innovationsgarage sieht genau so aus, wie man sich eine Werkstatt vorstellt, die den Boden für Co-Working bietet und als Kreativzentrum zur Geburtsstätte für aussergewöhnliche Ideen werden soll: 600 m2 Fläche, offene Arbeitsräume und individuell gestaltete Inseln, die agilem Arbeiten, interdisziplinären Teams, Sprints, Meetings und mehr situativ Vorschub leisten sollen.

Neben Lings, dem eigenen Startup von Generali, arbeiten vier weitere Startups in der Garage:

  • Billte automatisiert Abrechnungsprozesse für Unternehmen und Konsumenten
  • Enterprise Bot produziert mit Künstlicher Intelligenz betriebene Chatbots
  • Riskifier entwickelt Werkzeuge zum Erstellen von Anleger-Persönlichkeitsprofilen
  • Shift Cryptosecurity produziert mit der Bit Box eine Hardware-Brieftasche als digitalen Safe

Dazu kommt die Nähe zu Partnern wie F10, Universität St. Gallen (HSG) und Salesforce – durchwegs Verbindungen, die als Verstärker und Multiplikatoren die Distanzen von der Idee zum Ziel verkürzen können.

Die Innovationsgarage ist eine Garage im besten Sinne und die Nähe zu Bill Gates, Steve Jobs und anderen beseelten Talenten, welche den Sprung aus der Garage zu Tech-Giganten geschafft haben, ist als gewollte Assoziation nicht ganz zufällig.

Vom Unterschied zwischen einem Parkplatz und einer Garage

Die Zeit des Parkierens im Schatten scheint sich für die Finanz- und für die Versicherungsbranche dem Ende zuzuneigen.

Auf einem Parkplatz, selbst in einem ganzen Parkhaus, stehen regungslos nicht aktive Potenziale auf Rädern, welche bewegungslos die Welt nicht verändern werden. Sie könnten, wenn sie wollten, aber sie tun es nicht, weil Parkieren nicht zwingt, die Komfortzone zu verlassen und Risiken einzugehen.

Eine Garage kann sehr viel mehr, da kommen Potenziale in Bewegung, die Räder bekommen Schwung – immer mit dem Risiko, dass man sich auch mal einen Platten einfährt, was die schnell drehenden anderen Räder allerdings nicht behindert. 

Ein Zeichen der Zeit, dass Garagen Aufwind bekommen, die mit gut ausgerüsteten Werkzeugen und Co-Working-Infrastrukturen für Startups, Unternehmen und Partner die aktiven Spielfelder schaffen, um gemeinsam die Zukunft der Finanzwelt neu definieren.

Neue Versicherungsprodukte

Lings, das Startup von Generali, hat mit der On-Demand-Versicherung eine Marke gesetzt, die bei jungen und mobilen Zielgruppen einschlagen dürfte. Die "schlummernde" Versicherung wird als fair empfunden, weil sie nicht fürs Schlafen bezahlt werden muss, sondern online sehr leicht dann aktiviert werden kann, wenn sie gebraucht wird. Dann erst läuft der Versicherungs-Taxameter.

Das Modell der flexiblen und individualisierten Versicherung ist auf zahlreiche Versicherungstypen übertragbar. Zum Beispiel auch auf Autoversicherungen, weil lange Standzeiten in der Garage nicht dieselben Risiken bieten wie bewegte Fahrten unterwegs. Oder auch auf andere Versicherungen, die heute noch eher pauschal und für "alle irgendwie passend" gedacht sind. 

Flexibilisierung, Individualisierung, Automatisierung

Können sich Menschen in völlig unterschiedlichen Lebenssituationen und mit ebenso unterschiedlichen Verhaltensweisen ihr individuelles Versicherungspaket mit leicht verständlichen Produkten à la carte zusammenklicken, bekommt der Begriff "Versicherung" eine völlig neue Qualität. Denkt das flexible Paket mit, weil es mit Künsticher Intelligenz operiert, werden Menschen entlastet und sind dennoch geschützt.

Gut vorgelegt hat in dieser Richtung kürzlich Revolut – das FinTech hat mit einer im Kern einfachen Funktion ihre Reiseversicherung aufgewertet. Eine intelligente Pay-per-Day-Versicherung, welche über die App im Smartphone "merkt", wenn der Kunde zu Hause ist und keine Reiseversicherung braucht. Dann ist die Versicherung nur da, ohne unangenehm aufzufallen, sie produziert keine Kosten. Verlässt der Nutzer das Land und ist tatsächlich auf Reisen, aktiviert sich die Versicherung beim Grenzübertritt automatisch über die Lokalisierungsfunktion und der Kunde ist versichert.

Der springende Punkgt dabei: Der Kunde kann seine Versicherung vergessen, sie ist einfach da, wenn er sie braucht. Das schafft Vertrauen in ein Produkt und in den Versicherer, im aktuellen Fall eine Digitalbank (!), welche das Produkt anbietet.

Die Versicherungsbranche im Umbruch

Der Verwaltungsratspräsident der Swiss Re, Walter Kielholz, hat vor einigen Tagen in einem lesenswerten Interview mit der NZZ prognostiziert:
 

Ein Grossteil des Prämienvolumens im Autogeschäft wird wegfallen


Kielholz hat auch erklärt, weshalb er davon überzeugt ist, das hängt im weiteren Sinne mit dem Phänomen und den Auswirkungen der Sharing Economy zusammen. So knüppeldick wird's in anderen Sparten des Versicherungsgeschäfts nicht kommen, aber Umverteilungen der Prämienvolumen werden mit Sicherheit stattfinden.

In welche Richtung die anders verteilten Ströme fliessen, entscheiden die Kunden und damit auch die Versicherer selbst, welche den Markt mit ganz tollen neuen Produkten begeistern. Und Menschen mit Lösungen überzeugen, welche ohne Zusatzstudium und Expertenwissen einfach und verständlich sind, leicht abgeschlossen werden können und so flexibel, situativ und individuell ausgelegt sind, wie die Menschen selbst heute leben und in Zukunft leben werden.