FinTech

Die Deutsche Bank lanciert Yunar und hat mit der App Grosses vor

Yunar, die App der Deutschen Bank
Yunar, die App der Deutschen Bank (Bild: Deutsche Bank)

Das Grosse startet erstmal klein – als App für Kundenkarten und Bonusprogramme. Das FinTech Startup hinter der App hat jedoch Pläne, die sehr viel höher fliegen.

Ursprünglich wollte die Deutsche Bank mit einer Digitalbank in den Markt gehen. Im Oktober 2017 angekündigt, ist das Digitalbank-Projekt allerdings bereits im Mai 2018 wieder beerdigt worden.

Statt einer Bank mit einem kostenlosen Konto im Zentrum gingen die Überlegungen für ein Nachfolgeprojekt zu diesem Zeitpunkt in Richtung einer digitalen Plattform. Einer offenen Plattform, die auch Möglichkeiten für andere Anbieter schafft. Open Banking eben, oft allerdings ohne Banking. Offen für Angebote, die sehr deutlich über das klassische Banking hinausgehen können.

Dieses Projekt hat nun ein erstes Gesicht bekommen. Und auch einen Namen: Yunar.

Was Yunar ist und was es werden soll

Yunar startet als kostenlose App, über die Nutzer ihre Kundenkarten und Bonusprogramme auf dem Smartphone verwalten können. Nach Angaben der Deutschen Bank sammeln Nutzer über die App für bis zu 200 deutsche Bonusprogramme Punkte. Zum Beispiel für die Programme von Payback, Deutschland Card, Bahn Bonus, Miles & More, Ikea, Douglas und Karstadt – zum Teil mit Anzeige der bisher bereits gesammelten Treuepunkte.

Dabei soll es jedoch nicht bleiben, das ist nur mal das Angebot zum Start. Die Deutsche Bank selbst bezeichnet ihre App als "virtuelle Geldbörse der Zukunft". In nächsten Ausbaustufen stehen Bankleistungen wie mobiles Bezahlen oder Multibank-Aggregation auf der Liste der Erweiterungen. Zusätzlich und vor allem dann auch Nichtbank-Services wie zum Beispiel die digitale Identität und weitere Leistungen von anderen Anbietern.

Was sich die Deutsche Bank von Yunar verspricht

In der Verbindung zahlreicher Services sieht die Deutsche Bank Chancen und beschreibt ihre Vision: "Damit hätte der Kunde zum ersten Mal alle Dienste rund um Bonusprogramme, Bezahlen und Konto an einem Ort. Wenn künftig etwa alle Daten gängiger Bonusprogramme mit den Zahlungsverkehrs-Informationen des Nutzers verbunden werden, macht das das Angebot einzigartig. Yunar könnte dann dem Nutzer Empfehlungen geben, welche Bonusprogramme für ihn in Frage kommen oder auch mit Rat zur Stelle sein, wofür gesammelte Punkte eingesetzt werden können."

Den Start auf dem Feld der Bonusprogramme erachtet die Bank auch deshalb als erfolgversprechend, weil die App damit in einen bestehenden Millionen-Markt zielt: Bereits heute nehmen drei von vier Bundesbürgern an einem Treueprogramm teil, die Mehrheit (73 Prozent) davon nutzt die Karten von mehr als drei Treueprogrammen.

Diese Kundenkarten in Plastikform überflüssig zu machen, die Karten aufs Smartphone zu bringen und mit zahlreichen Bank- und Nicht-Bank-Leistungen zu verbinden – das gehört zur Rezeptur von Yunar.

Ebenfalls interessant erscheint der Bank die Annäherung von "der anderen Seite". Die Deutsche Bank hat im Privat- und Firmenkundengeschäft 20 Millionen Kunden in Deutschland, davon nutzen mehr als 10 Millionen die Dienstleistungen und Produkte der Bank über PC, Tablets und Smartphones. Diese digitalaffinen Zielgruppen stehen im Fokus. Naheliegend, diesen Bankkunden eine Mobile Wallet schmackhaft zu machen, die sehr viel mehr kann als nur Banking.

So oder so, das digitale Plattform-Angebot soll nach Angaben der Bank schnell erweitert und ausgebaut werden.

Die Investitionen werfen ein Licht auf die ambitionierten Pläne

Hinter der Marke Yunar steht ein Startup, eine hundertprozentige Tochter der Bank, mit eigenem Management und eigener IT. Dass dieses FinTech Startup bereits heute mit 80 Mitarbeitern unterwegs ist, darf als Bekenntnis verstanden werden. Eine lustige Bonus-App mit ein paar Karten könnte mit sehr viel weniger Personaleinsatz gestemmt werden. 

Und 80 sind noch nicht genug, Yunar sagt auf der Website: "Wir sammeln auch. Und zwar Cracks, Nerds und Querdenker." Nicht ganz ohne Charme lockt das Startup auch mit Nebenleistungen: "Also los, wir haben auch Kekse!"

Eigenständiges Startup, Investitionen in eigene IT und Infrastruktur, hoher Personaleinsatz und die Kunden der Deutschen Bank – da geht noch was.

Markus Pertlwieser, Digitalchef des Privat- und Firmenkundengeschäfts der Deutschen Bank und Leiter des Geschäftsbereichs Digital Ventures, sagt zum Marktstart von Yunar:

Mit dieser App wird der Ausbau unseres Plattform-Angebots noch einmal deutlich Fahrt aufnehmen. Frische Ideen, die das Leben für Bankkunden leichter machen, werden künftig schneller Wirklichkeit werden – unabhängig davon, ob wir sie allein oder mit Partnern umsetzen.

Yunar setzt auf die Community

Ähnlich wie wie das Schweizer Startup Yapeal setzt auch die Deutsche Bank auf die Community. So verstanden, als die Community in einer Betaphase testet, motzt, wünscht und damit Leitplanken und wichtige Signale für die Macher liefert, um das Produkt in die richtige Richtung weiterdenken und weiterentwickeln zu können. Im ersten Quartal 2019 wird die App dann für iOS und Android für alle verfügbar sein.

Nach eigenen Aussagen zielt die Deutsche Bank zunächst auf besonders digitalaffine Kundengruppen, die klassische Banken heute nur noch schwer an sich binden können. Im Vordergrund steht in den Anfangsjahren das rasche Wachstum der Zahl aktiver Nutzer. 

Wer in der Startphase für Yunar begeistert werden soll, zeigt auch die Bildsprache und die Tonalität der Website. Und wer keine Zeit für Web hat, begreift das Produkt in einer Minute über das Video unten.