Die Crew rund um die umtriebigen Marc P. Bernegger, Rino Borini und Patrick Widmer lockte einmal mehr progressive Vor-, Mit- und Nachdenker der helvetischen Finanzindustrie nach Zürich diese Woche. Das abwechslungsreiche Programm stand unter dem ambitionierten Motto “Writing the Future of Banking”.
Wurden die Organisatoren diesem hehren Anspruch gerecht? Für den eiligen Leser die Antwort in Kurzform: Teilweise.
Für alle anderen gibt’s hier ein paar Reflexionen zu Inhalt, Teilnehmer, den Abwesenden sowie – als Abschluss und kleinen Exkurs – Einschätzungen zu Open Banking von einem Branchenführer aus unserem nördlichen Nachbarland.
“Les absents ont toujours tort”
Schon im 18. Jahrhundert galt im französischen Staatswesen, dass man anwesend zu sein habe, um seine Interessen erfolgreich zu verteidigen. Auch dieses Jahr hat aber nur eine verschwindend kleine Minderheit der Bank-Elite den Weg aus ihren Elfenbeintürmen ins hippe Kosmos gefunden.
Dies ist, mit Verlaub, leider mehr als nur ein fahrlässiges Versäumnis. Es spiegelt vielmehr die nach wie vor dominierende Ignoranz vieler Bankmanager gegenüber der neuen digitalen Realität wider. Nun, vielleicht ist Ignoranz ein falsches Attribut. Mittlerweile diktieren ja auch hochrangige Banker die eine oder andere Plattitüde zu "Digitaler Transformation" in die Schreibblöcke der Medien.
Indes, verbale Aufgeschlossenheit allein genügt nicht. Langwieriges Abwägen und zögerliches Schmieden von halbschwangeren Kompromissen führt gerade in den Chefetagen zu einer noch stärkeren Verhaltensresistenz. Zuweilen erinnert dieses Verhalten an den epischen Prolog der Asterix-Bücher, im Sinne von:
“Wir befinden uns im Jahre 2019 n.Chr. Ganz Duis Helveticus (lateinisch für das Schweizer Finanzwesen) ist von #FinTech besetzt... Ganz Duis Helveticus? Nein! Ein von unbeugsamen, in Ehren ergrauten männlichen Bankern bevölkerter Paradeplatz zu Turicum hört nicht auf, dem Eindringling Widerstand zu leisten. Und das Leben ist nicht leicht für die #fintech’schen Legionäre und #Blockchain Centurier, die als Besatzung in den befestigten Lagern Terra Digitalis, Bancarium Apertum, API Platforum, Technica Magna, Artificialis Intelligencia und Vallis Crypto liegen…” *[1]
Die Suche nach dem Zaubertrank vs. Wandel gestalten
Während die wehrhaften Gallier ihr Heil im proprietären Rezept des Zaubertranks fanden, scheint dies für den Paradeplatz & Co. kaum eine nachhaltige Option zu sein. Weit erfolgversprechendere Ansätze lieferte die illustre und erfreuliche diverse Referentenschar an der mittlerweile 7. Durchführung der Finance 2.0 Conference.
Prof. Dr. Kai Hudetz orakelte in seiner Keynote anhand von prägnanten Beispielen aus dem Handel, wie viel Zukunft noch vor den Banken läge. Das im Handel mit Alexa, Google & Co. bereits etablierte "Voice"-Thema verwob Daniel Jörg von Farner mit ausgewählten Beispielen aus der Finanzwelt. Die Visa-Managerin Ute König-Stemmler baute gemeinsam mit Yapeal-CEO Thomas Hilgendorff eine Brücke zwischen der Vision von Visa-Gründer Dee Hock ("What if money became fully electronic?") aus den 50er-Jahren und den Ansprüchen ans Banking der Smartphone-Generation.
Das vom Punktmagazin-Journalisten Pascal Hügli moderierte Panel, unter anderen mit James Ferretti von Transferwise und mit Fintechrocker Roi Tavor von Nummo, verschaffte dem Publikum einen pointierten Überblick über den aktuellen Stand der Umsetzung von Open Banking. Einigkeit herrschte darüber, dass die Schweiz im Vergleich mit dem Ausland noch massiven Aufholbedarf hat.
Tavor, selbst Schweizer, hat insbesondere die hierzulande in der Bankbranche noch immer vorherrschende Selbstgefälligkeit zum Anlass genommen, mit seinem gesamten Team von Nummo nicht die Schweizer, sondern die Kunden in den USA glücklich zu machen.