Mit der digitalen Revolution im Finanzbereich gerät der Bankenplatz Schweiz immer mehr unter Zugzwang: Wo sind Änderungen nötig? Wo sind sie möglich? Wo erlaubt? Wer muss sich bewegen? In welche Richtung? Wie können Schweizer Finanzinstitute und Schweizer FinTechs ihre Vorreiterrolle in einem immer globaleren Markt behaupten und ausbauen?
Bereits zum siebten Mal hat die Hochschule Luzern Exponenten aus der Finanzwelt zur Swiss Digital Finance Conference eingeladen, um in Rotkreuz die aktuellen Herausforderungen zu diskutieren. Digitale Transformation und Digitalisierung in all ihren Ausprägungen, im Zentrum deren Chancen und Risiken – beides hat ausgewiesene Experten und Gäste letzte Woche beschäftigt und aus der Reserve gelockt.
Bisherige Geschäftsmodelle unter Druck
In seiner Begrüssungsrede fokussierte Prof. Dr. Georges Grivas auf aktuelle Trends, welche die derzeitigen Geschäftsmodelle und deren langfristige Tragfähigkeit bei klassischen Banken verstärkt unter Druck setzen. Vermehrt wird die Übernahme oder die Zusammenarbeit mit FinTechs als strategische Option von Banken wahrgenommen. Die Präsenz der sogenannten GAFA-Gruppe (Google, Amazon, Facebook, Apple) wird deutlicher in der Schweiz, nachdem zuletzt Facebook mit Libra Networks einen Ableger im Payment-Bereich in Genf gegründet hat.
Eine Lanze für Open Banking
Marianne Wildi, CEO der Hypothekarbank Lenzburg, bricht eine Lanze für das Open Banking in der Schweiz. Sie zeigte gleich am Beispiel der Regionalbank auf, wie wichtig die Digitalisierung und Innovation in der Zusammenarbeit mit externen Anbietern über eine Schnittstelle ist. Dies um technologischem Fortschritt und Kundenansprüchen besser zu entsprechen, wobei der Kunde die Kontrolle über seine Daten erhält. Allerdings, meinte Wildi, dass es kein „One-Size-fits-all“-Rezept in der Digitalen Transformation gibt. Wichtig sind intelligente Partner und die Herkunft und vor allem: Menschen und Kunden stehen im Zentrum des Handelns.
Digital Banking und die Chancen
Aus der Sicht von Martin Meyer, Head Innovation GWM UBS, liegen die Chancen des Digital Banking bei Realtime-Daten (Echtzeitdaten im Ökosystem), transparenten Offerings, Pay per Usage (nur das Bezahlen, was wirklich genutzt wird), „Banking by digital Twin“ und offenen Value Chains. Diese Chancen werden durch Megatrends und gesellschaftlichen Veränderungen vorangetrieben. Er zeigte diese Veränderung und den Einsatz von Technologie am Beispiel von Shenzhen in China auf. In der Schweiz hingegen haben wir eine Tradition für Vertrauen, Transparenz und Sicherheit, welche Chancen für die Zukunft sein können. Bei der UBS haben diese Entwicklungen und Veränderungen einen Einfluss auf die Kundensegmentierung der Zukunft.