Kooperiert Viseca mit Google Pay und Samsung Pay?
Was Viseca Mitte April in einem Tweet schon mal in Aussicht gestellt hatte, scheint sich zu konkretisieren. Mit Bezug auf Insider und "mehrere hochrangige Manager von Partnerbanken" meldet die Handelszeitung, dass sich das Kreditkartenunternehmen dem Smartphone-Bezahlen öffnen wolle, die Einführung von Mobile Payment für Android-Handys stehe bei Viseca unmittelbar bevor.
Viseca gehört zu den Grossen im Markt und betreut über eine Million Karteninhaber. Stimmt das Gerücht, das keines sein soll, dann öffnet sich für Google Pay und Samsung Pay bald schon ein attraktiver neuer Kanal. iPhone-Benutzer müssen sich dem Vernehmen nach noch etwas gedulden, die Öffnung von Viseca soll zum Start ausschliesslich für Android-Handys nutzbar sein.
Wie die Handelszeitung zu berichten weiss, soll der Unmut unter den Viseca-Partnerbanken dazu beigetragen haben, die ablehnende Haltung gegenüber den Big Techs aufzuweichen. Zum Beispiel ZKB, Raiffeisen und BCV gehören zu den Eigentümern und Unterstützern von Twint, stören sich jedoch als Aktionäre von Viseca offensichtlich daran, dass ihre Kartenkunden beim mobilen Bezahlen aussen vor bleiben und deshalb zur Konkurrenz abwandern. Zumindest was Karten oder eben Mobile Payment angeht.
Dass die Allianz des entschlossenen Widerstands irgendwann zu bröckeln beginnt, war immer schon klar, mehr eine Frage der Zeit und der Reihenfolge der kooperationswilligen Banken. Die kürzliche Öffnung der Credit Suisse mit Ja-Wort in Richtung Big Techs hat zusätzliche Signalwirkung und wird die Haltung weiterer Banken mit beeinflussen.
Was heisst das für Twint?
Nein, auch mit dieser Entscheidung, sollte es denn eine sein, ist das Schicksal von Twint noch nicht besiegelt. Längst noch nicht. Die Lösung der Schweizer Banken verliert einfach zunehmend den Schutzschild ihrer Schöpfer, weil für Banken mehr auf dem Spiel steht und sie deshalb dem Druck des Marktes und den Wünschen ihrer Kunden folgen.
In der Finanzbranche setzt sich zu Recht langsam die Einsicht durch, dass Twint nicht verordnet werden kann, auf eigenen Füssen stehen muss und seine Stärken als autonome Lösung unter konkurrierenden anderen ausspielen soll.
Twint wird sich allerdings eher bald entscheiden müssen, was es sein will: eine reine Folklore-Lösung, die sich stark auf schweizerische Vorteile fokussiert oder eine internationale Lösung, die für Schweizer Nutzer mehr zu bieten hat, als die Konkurrenz, dennoch aber auch im Ausland eingesetzt werden kann. Ersteres ist Folklore mit Swissness Appeal und kann damit im kleinen Schweizer Markt möglicherweise punkten. Letzteres nimmt die Vorteile von Ersterem mit, geht jedoch zusätzlich auf Augenhöhe mit internationalen Lösungen. Damit erhöht sich der Anspruch, allerdings erweitern sich auch die Chancen.