Vergleicht ein "unabhängiger Vergleichsdienst" rechtzeitig zum Ferienbeginn die Kosten und Gebühren von Karten, ist das eine gute Sache. Lässt der Vergleichsdienst in seiner Studie, einmal mehr, die Debitkarten der Neo-Banken und der klassischen Banken aus, kommt der Vergleich ins Hinken. Zumindest dann, wenn es darum gehen soll, die beste und günstige Kartenkombination für die Ferien zu wählen.
Auf dem Prüfstand stehen in der Studie von Moneyland nur Kreditkarten und Prepaid-Karten. Das ist insofern bemerkenswert, als Prepaid-Karten in Bezug auf ihren Marktanteil eine völlig untergeordnete Rolle spielen, die Debitkarte jedoch der mit grossem Abstand am häufigsten eingesetzte Kartentyp ist. Schwer nachvollziehbar, warum eine vernachlässigbare Kategorie Teil einer Vergleichsstudie ist, die wichtigste Kategorie dann aber nicht.
Selbstbeschränkung kann zu verzerrten Resultaten führen
In den Vergleichen von Moneyland schneidet regelmässig und oft ausschliesslich die Neo-Bank Neon hervorragend ab und steht auf dem Siegertreppchen. Das hängt jedoch auch in der aktuellen Studie damit zusammen, dass Neon als einzige Neo-Bank eine Prepaid-Karte anbietet – praktisch alle übrigen Neos setzen auf Debitkarten – und die finden im Vergleich von Moneyland nicht statt, sie bleiben ausgeblendet.
Neon gehört zu den Anbietern von Karten mit günstigen Konditionen, keine Frage. Nur steht das FinTech mit diesem Angebot nicht allein. Die bemerkenswerte Beschränkung der Studienanlage auf Kredit- und Prepaid-Karten wirft jedoch alle anderen Neo-Banken raus – ohne jeden Vergleich und als einziger Teilnehmer steht der Sieger im Lager der Neo-Banken jeweils von Anfang an schon fest.
Dieser Umstand ist Moneyland im aktuellen Vergleich die folgende Bemerkung wert: "Neben Schweizer Prepaidkarten gibt es weitere Karten von anderen Schweizer und ausländischen Neo-Banken, die ebenfalls günstig sind. Allerdings handelt es sich dabei meistens um Debitkarten. Dazu gehören zum Beispiel die ausländischen Karten von Revolut und Wise, die ähnlich günstig sind wie die Karte der Schweizer Smartphone-Bank Neon."
Revolut und Wise, stimmt – und neben den genannten ausländischen Karten wären da noch die inländischen Karten von Yapeal, Yuh, Zak sowie die Debitkarten der hybriden Neo-Bank CSX von Credit Suisse zu nennen. Plus die Debitkarten der zahlreichen klassischen Banken, die mit dem Wechsel von der Maestro zu Debitkarten oftmals auch ihre Gebühren für den Einsatz im Ausland teilweise erheblich reduziert haben.
Benjamin Manz, Geschäftsführer von Moneyland, wird noch etwas konkreter und sagt:
«Der Einsatz von Karten von Neo-Banken – Debitkarten, Prepaid- oder Kreditkarten – ist besonders lohnenswert für den Einsatz im Ausland. Der Grund: Die Fremdwährungsgebühren und Wechselkurse sind häufig deutlich günstiger als die Kreditkarten und Debitkarten von traditionellen Schweizer Banken.»
Ebenfalls richtig. Würde Moneyland die Debitkarten der Neo-Banken in den Kartenvergleich mit einbeziehen, wäre dann auch klar, welche Karten genau Manz als "besonders lohnenswert" erachtet. Das bleibt vorderhand ein Geheimnis und Moneyland stellt einmal mehr nur die eine präferierte Neo-Bank aufs Podest.
Warum bleiben Debitkarten aussen vor?
Der grosse Sommer-Karten-Vergleich von Moneyland sagt nicht, welche anderen Neo-Banken, neben Neon, ebenfalls keine Auslandsgebühren erheben. Seine Lieblings-Neo-Bank top zu setzen, geht schon, auch ohne direkten Vergleich. Alle übrigen Neo-Banken mit analogen Null- oder Tiefstgebühren auszublenden, liegt ebenfalls in der Freiheit der Autoren, könnte jedoch den Anspruch der Neutralität von unabhängigen Vergleichsdiensten etwas ankratzen.
Moneyland gibt vorsorglich Gegensteuer und begründet das folgendermassen: "Ähnlich günstig wie Neon Free sind weitere Smartphone-Bankkarten – in der Regel handelt es sich aber um Debitkarten und sie werden deshalb in der vorliegenden Studie nicht berücksichtigt." Warum Debitkarten als gewichtigste Kategorie nicht berücksichtigt werden, die leichtgewichtigste Kategorie der Prepaid-Karten, die nicht sehr verbreitet sind, dann aber schon, ist nicht unbedingt einsichtig. Zumal Moneyland von sich aus Debitkarten- und Prepaid-Karten auf eine Stufe stellt mit der Anmerkung: "Allerdings haben Debit- und Prepaidkarten nicht die gleich hohe Akzeptanz wie Kreditkarten. Klassische Beispiele sind Hotelreservationen und Autovermietungen, wo häufig Kreditkarten verlangt werden."
Folgerichtig rät Manz: «Deshalb empfiehlt es sich, auf Auslandsreisen neben besonders günstigen Neo-Banken-Karten oder anderen Debitkarten auch noch mindestens eine günstige Kreditkarte mitzunehmen»
Erfahrungsgemäss tun das die meisten Ferienreisenden auch. Wären jedoch die "besonders günstigen Neo-Banken-Karten" mit im Test, wüssten die Urlauber auch, welche Neo-Banken-Karte sie neben der Kreditkarte mit im Gepäck haben sollten.
Die überraschende Analyse der Handelszeitung
Ein breiter gestreutes Licht ins Dunkel des Gebühren-Dschungels, Neo-Banken inklusive, bringt hier ein aktueller Vergleich der "Handelszeitung". Die Kollegen haben einen interessanten Test gemacht: mit verschiedensten Debit- und Kreditkarten wurde ein Einkauf in der Höhe von 10 Euro bezahlt. Was dabei bei den unterschiedlichen Anbietern und Karten an Wechselkursmargen und Gebühren anfällt, ist in der Testauswertung in einer interaktiven Grafik ausgewiesen. Spannend.
- Handelszeitung: "Achtung, Gebührenfalle: Kredit- und Debitkarten im Praxistest"
Die Studie von Moneyland
Prepaid-Karten haben den kleinsten Marktanteil. Die einzige Neo-Bank, die auf diesen Kartentyp setzt, steht dann auch zum wiederholten Mal auf der Siegertreppe. Ohne Vergleich zu anderen Neo-Banken, diese finden nicht statt. Die Auswertung des mit Abstand am häufigsten genutzten Kartentyps, Debitkarten, sucht man umsonst, Debitkarten spielen in der Studie keine Rolle.
Ansonsten: Interessant bleibt die Übersicht der Kreditkarten – sie zeigt, mit welchen Karten Kundinnen und Kunden am besten fahren.
Die Kreditkarten und die Prepaid-Karten im Vergleich
Die Ergebnisse der Studie von Moneyland in der Übersicht der verschiedenen Tabellen, jeweils ausgewertet mit einem unterschiedlichen Nutzungsverhalten.