Mit welchen Initiativen will Revolut explosiv weiterwachsen?

Die Gründer von Revolut: Vlad Yatsenko & Nik Storonsky
Die Gründer von Revolut: Vlad Yatsenko & Nik Storonsky (Bild: Revolut)

Was die Challenger-Bank in neun Jahren erreicht hat, ist bemerkenswert. Nicht genug, finden die Gründer und lancieren mehrere Initiativen.

Die 2015 gegründete britische Challenger-Bank bedient heute über 45 Millionen Kundinnen und Kunden in 38 Ländern. Revolut bietet unter den Neo-Banken das breiteste Angebot an Leistungen und Services, verfügt über eine litauische Banklizenz und hat kürzlich auch die britische Banklizenz erhalten. Im Heimarkt Grossbritannien hat Revolut aktuell die Marke von 10 Millionen Kunden erreicht.

Die Challenger-Bank arbeitet profitabel und hat 2023 in Sachen Umsatz (2.1 Milliarden Euro), Gewinn (503 Millionen Euro vor Steuern) und Kundeneinlagen (21 Milliarden Euro) Rekordzahlen geschrieben.

Bei der Neukundengewinnung weltweit ist Revolut Klassenprimus, rund eine Million Kundinnen und Kunden kommen monatlich neu Bord.

Revolut scheint das Kunststück zu schaffen, anhaltendes Wachstum und Profitabilität unter einen Hut zu bekommen. Damit ist schon mal festgehalten, dass die Challenger-Bank ein grösseres Stück vom Finanzkuchen weltweit haben will.

Runtergebrochen auf Europa bestehen ebenfalls konkrete Pläne, wie das Kuchenstück vergrössert werden soll.

Revolut will mehr Deutschland

Nach eigenen Angaben hat Revolut heute mehr 2 Millionen Kundinnen und Kunden in Deutschland. Das entspricht einer Verdopplung innerhalb eines Jahres. Die Challenger-Bank will ihren Marktanteil in Deutschland weiter erhöhen und rüstet deshalb auf.

Zu den wichtigsten Punkten gehört die deutsche IBAN, die Revolut für ihre Konten zum Standard in Deutschland macht. Deutsche Kundinnen und Kunden waren bisher mit einer litauischen IBAN unterwegs, was das Konto für normale Zahlungen nicht eben alltagstauglich macht.

Das ändert sich und damit ist einer der gewichtigsten Nachteile gegenüber N26 und anderen deutschen Neo-Banken vom Tisch. Zudem will Revolut noch in diesem Jahr in Deutschland mit Tagesgeld-Angeboten und kostenlosen ETF-Sparplänen punkten.

In zwei Jahren will Revolut in Deutschland 5 Millionen Kundinnen und Kunden bedienen und damit zum Platzhirsch in der deutschen Liga der Neo-Banken aufsteigen. 

Revolut will mehr Schweiz

In der Schweiz ist Revolut mit 800'000 Nutzerinnen und Nutzern die meistgenutzte App unter den Neo-Banken. Auch in Helvetien sind die Ambitionen grösser und gehen über das bisher Erreichte hinaus.

Revolut ist auch in der Schweiz die Neo-Bank mit dem breitesten Angebot. Karten, Konten, Sparpläne, Konten für Kids und Jugendliche, Aktien- und Kryptohandel, Versicherungen, Marktplatz, Hotel- und Erlebnisbuchungen und mehr gehören zum Programm. Auf der Basis von bisher schon mehr als 800'000 Nutzerinnen und Nutzern hat Revolut Argumente und zahlreiche Ansatzpunkte, um Neukunden zu gewinnen.

Wie genau Revolut weiter wachsen will, ist noch nicht kommunziert worden. Dass die Challenger-Bank ihren Markteintritt in der Schweiz vorbereitet, hingegen schon. Interessant ist, dass Revolut ihre Marktdominanz in der Schweiz ohne Marketing, Werbung und eigene Präsenz im Land erreicht hat. Das ändert sich in absehbarer Zeit. Deshalb wird es spannend, mit welchen Mitteln und Angeboten Revolut sichtbar, spürbar und damit grösser werden will.

Revolut Invest will Neo-Brokern das Wasser abgraben

Investieren konnte man bei Revolut immer schon. Im Invest-Bereich will die Challenger-Bank jedoch aktiver und dominanter werden. Die Initiative richtet sich gegen spezialisierte Plattformen wie Trade Republic, Bitpanda, Robinhood und andere. Und auch gegen Banken und Neo-Banken mit Invest-Angeboten.

Mit Revolut Invest will das Unternehmen eine deutlich breitere Palette an Investitions-Möglichkeiten anbieten. Die eigenständige App soll auch Kundinnen und Kunden anziehen, die Revolut nicht als Banking-App nutzen. 

Ist Revolut die Banking-App, die auch Investieren im Programm hat, läuft's bei Revolut Invest umgekehrt: Spezialisierter Neo-Broker, der mit der eigenen Bank im Hintergrund als Zusatz auch Banking-Services anbieten kann.

Revolut will das Big Tech Meta in die Pflicht nehmen

“It simply isn’t good enough”, titelt Revolut und adressiert einen happigen Vorwurf in Richtung des Big Techs Meta. Der aktuelle Bericht über Verbrauchersicherheit und Finanzkriminalität würde belegen, dass Meta-Plattformen mit 62 Prozent die grösste Quelle aller Betrügereien wären. 

Revolut untermauert im aktuellen Bericht den Vorwurf mit detaillierten Zahlen zu Facebook, WhatsApp und anderen Plattformen. Der Bericht beschreibt und quantifiziert die verschiedenen Formen von Betrug und bezeichnet deren Auswirkungen als dramatisch. 

Revolut wirft Meta vor, in Sachen Rhetorik und Absichtserklärungen zu glänzen, aber wenig zu unternehmen, um Betrug aktiv zu verhindern. Deshalb will die Challenger-Bank Meta in die Pflicht nehmen, Nutzerinnen und Nutzer aktiv zu unterstützen und sich auch am finanziellen Schaden zu beteiligen, Details dazu hier

Woody Malouf, Head of Financial Crime bei Revolut, stört sich daran, dass ausschliesslich Opfer und Banken die Kosten von Finanzbetrug tragen und Social Media-Plattformen keine Verantwortung übernehmen. Malouf sagt an Meta gerichtet: «Wir sind bereit, unseren Teil zu tun, um die Sicherheit der Kunden zu gewährleisten, und das sollten sie auch. Wir sollten die letzte Verteidigungslinie sein, nicht die einzige Verteidigungslinie.»

Die Challenger-Bank nimmt für sich selbst in Anspruch, sehr viel Geld und Ressourcen in die Verhütung von Finanzkriminalität zu investieren. So hätte Revolut 2023 über 475 Millionen Pfund an potenziellem Betrug und Schaden gegenüber ihren Kunden verhindert. Ermöglicht durch Sicherheits-Technologie, Betrugserkennungs-Systeme und Bildungs-Ressourcen.

Mehr als ein Drittel der gesamten Belegschaft weltweit von inzwischen 10'000 Personen, so Revolut, wäre im Team für Finanzkriminalität angesiedelt.

Will Revolut einen eigenen Stablecoin lancieren?

Wie Bloomberg vor einigen Tagen mit Hinweis auf Insiderkreise zu berichten wusste, werden bei Revolut Pläne für einen eigenen Stablecoin gewälzt. Sollte an dem von Revolut nicht bestätigten Gerücht etwas dran sein, wäre das erstaunlich. 

Überhaupt nicht erstaunlich ist die Verlockung, in einem 173-Milliarden-Dollar-Markt mitzumischen, der Dominator Tether mit einem Marktanteil von fast 70 Prozent allein im ersten Halbjahr 2024 einen satten Gewinn von 5.2 Milliarden US-Dollar eingebracht hat.

Das Erstaunliche liegt im selben Argument, mit anderer Betrachtungsweise: Der Markt ist besetzt und der Handel mit Stablecoins basiert auf einem grundlegend anderen Geschäftsmodell.

Allerdings hat sich Revolut noch nie vor besetzten Märkten gefürchtet. Ebenso wenig vor neuen Geschäftsmodellen. Dazu kommt, dass Revolut letzten Mai mit Revolut X eine Kryptobörse für fortgeschrittene Trader eingeführt hat. Meint "fortgeschritten" in letzter Konsequenz auch die ganz grossen Player, würde der Gedanke an einen Stablecoin eher Sinn machen.

Ob das Gerücht eines Revolut Stablecoins einen Wahrheitsgehalt hat oder nicht, wird Revolut selbst irgendwann beantworten.