Krankenkassenprämien belasten Schweizerinnen und Schweizer so stark wie noch nie

Schweizer Flagge mit Stethoskop als Symbol für das Schweizer Gesundheitswesen

Noch nie hatten mehr Leute Schwierigkeiten, ihre Krankenkassenprämien zu bezahlen, als 2024 – jede dritte Person ist davon betroffen.

Wie wird das neue Jahr? Eine repräsentative Umfrage des Online-Vergleichsdienstes Comparis liefert einen eher trüben Ausblick. Finanziell gesehen wird 2025 schlechter als 2024, sagen 27 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer.

Personen mit einem Einkommen bis 4’000 Franken (37 Prozent) und zwischen 4’000 und 8’000 Schweizer Franken (31 Prozent) sind dabei deutlich pessimistischer als solche mit höherem Einkommen (18 Prozent).

22 Prozent aller Befragten rechnen hingegen mit einer viel oder eher besseren finanziellen Situation 2025. Am meisten Optimisten gibt es mit 29 Prozent bei Haushalten mit einem Monatseinkommen über 8’000 Franken. 

«Die Höhe des Einkommens spiegelt sich zu einem guten Teil in der Stimmung», sagt Michael Kuhn, Consumer-Finance-Experte bei Comparis. «Die Inflation der letzten Jahre hat Menschen mit niedrigen Einkommen überdurchschnittlich betroffen, da sie einen grösseren Anteil ihres Budgets für lebensnotwendige Güter wie Lebensmittel und Miete ausgeben. Entsprechend kleiner wurde ihre Kaufkraft. Gutverdienende Haushalte mussten weniger Abstriche machen und können deutlich mehr Geld in Wertanlagen stecken – was zusätzliche Einnahmen bringt und für positive Stimmung sorgt», so Kuhn weiter.

Bei tiefen Einkommen: Jede zweite Person hat Mühe, die Prämien zu bezahlen 

Diese Einkommensschere zeigt sich auch bei den Krankenkassenprämien: 36 Prozent der Befragten geben an, dass sie immer oder ab und zu Schwierigkeiten haben, die Prämien zu zahlen – ein Rekordwert. 17 Prozent sagen, dass sie immer wieder Schwierigkeiten haben, das Geld für die Prämien aufzutreiben. 2023 waren es 13 Prozent, 2019 nur knapp 11 Prozent.

Mit 49 Prozent haben Haushalte mit tiefem Einkommen und mit 43 Prozent auch mittlere Einkommen zwischen 4’000 und 8’000 Franken immer oder ab und zu Schwierigkeiten, die Prämien bezahlen zu können. Bei den Gutverdienenden beträgt der Anteil 19 Prozent. 

75  Prozent jener, die eine Verschlechterung ihrer finanziellen Situation 2025 erwarten, nennen die erhöhten Prämien als Hauptgrund. Damit sind die Krankenkassenprämien wie schon letzten Dezember mit weitem Abstand die Hauptsorge, gefolgt von steigenden Mieten oder Hypozinsbelastungen mit 33 Prozent und dem eigenen oder dem Jobverlust der Partnerin oder des Partners mit 13 Prozent. 

Kuhn: «Obwohl sich die finanzielle Situation für die Mehrheit der Schweizerinnen und Schweizer nicht grundsätzlich verschlechtert hat, drücken Einzelposten wie die Krankenkassenprämien massiv aufs Portemonnaie».

Gespart wird bei Spontankäufen und Elektronikprodukten 

Wenn Schweizerinnen und Schweizer zu wenig Geld zur Verfügung haben, wird gespart: 71  Prozent verzichten auf unnötige Ausgaben und Spontankäufe, Frauen mit 78  Prozent noch häufiger als Männer (65 Prozent). Rabatte nutzen 60  Prozent der Befragten und rund die Hälfte vergleicht verstärkt Preise verschiedener Anbieter. 

Bei notwendigen Einsparungen verzichten 62  Prozent der Befragten am ehesten auf neue Technik und Elektronikprodukte. Frauen sind hier mit 71  Prozent verzichtbereiter als Männer (54  Prozent). Auf neue Kleider und Accessoires könnten 60  Prozent verzichten, wobei die Bereitschaft mit dem Alter steigt (ab 56 Jahren: 73  Prozent). 

Wer spart wo, wenn das Haushaltsbudget eng wird?

Wer in welchen Bereichen spart, wenn das Budget eng wird, zeigt die folgende Tabelle. Neben den erwartbaren Sparmassnahmen ist der Anteil der Schweizerinnen und Schweizer, der im Ausland einkauft, relativ hoch. Ein Viertel füllt den Einkaufswagen bevorzugt im Ausland, um Geld zu sparen.

Allerdings: Die Reiselust ist ungebrochen 

Wenn Geld zur Verfügung steht, geben 38  Prozent der Befragten an, dieses für Reisen zu nutzen. Besonders Personen mit hoher Bildung (47  Prozent) und höherem Einkommen über 8’000  Franken (53  Prozent) investieren in Urlaub.

Kuhn: «Nach den Corona-Beschränkungen hält die Reiselust an. Wer ein gut gefülltes Portemonnaie hat, steckt sein Geld entsprechend häufiger in seinen Urlaub».

Zudem tätigen 25  Prozent der Befragten Investitionen. Dabei sind Männer mit 34  Prozent sowie die Altersgruppe der 15- bis 35-Jährigen mit 32  Prozent besonders aktiv. 

Klimadebatte verliert weiter an Einfluss 

Die Klimadebatte beeinflusst die Konsum- und Finanzentscheidungen der Schweizer weniger als in den Vorjahren. Im Dezember 2024 sagten nur noch 24  Prozent der Befragten, dass die Klimadebatte einen (sehr) grossen Einfluss auf ihre Entscheidungen hat – ein Rückgang gegenüber 29.4 Prozent im Dezember 2023 und 30.1  Prozent im Dezember 2022.

Gleichzeitig stieg der Anteil derer, die keinen Einfluss der Klimadebatte auf ihr Verhalten sehen, auf 30.3  Prozent (Dezember 2023: 19.7  Prozent und Dezember 2022: 20.5 Prozent). 

Bei einer wachsenden Minderheit dominieren rund um die Klimadebatte Ohnmacht, der eigene Komfort und teils Skepsis. Kurz: «Die eigene Bequemlichkeit oder Selbstbetrug à la "ich kann ja sowieso nichts ändern" führen dazu, dass das eigene Verhalten nicht hinterfragt, geschweige denn angepasst wird», sagt Kuhn.

Junge blicken optimistisch auf 2029, die Älteren pessimistisch 

Der Klimadebatte und wirtschaftlichen Unsicherheiten zum Trotz: Langfristig ist eine Mehrheit der Schweizerinnen und Schweizer optimistisch. 43 Prozent der Befragten schätzen, dass ihre finanzielle Situation in fünf Jahren eher oder sogar viel besser sein wird als 2024.

Auffällig ist der Optimismus unter den jungen Menschen: 31.4 Prozent der 15- bis 35-Jährigen glauben, dass ihre finanzielle Situation bis 2029 viel besser sein wird als 2024. Im Gegensatz dazu sind es bei den 56- bis 74-Jährigen nur 3.4  Prozent. 

Kuhn: «Die Jungen stehen vor ihrem ersten vollen Lohn und ihren ersten Karriereschritten, bei den Älteren dominiert hingegen die Pensionierung und damit in der Regel die Aussicht auf weniger Einnahmen».