Grosse Meinungsumfrage

Verlustängste stehen in der Schweiz im Vordergrund

Menschen in Gruppen unterwegs auf der Strasse

"Wie geht‘s, Schweiz?", fragte die SRG die Schweizer Bevölkerung. Der Blick in die Zukunft ist pessimistischer als noch vor einem Jahr.

Die Schweizer Bevölkerung ist nicht durchwegs pessimistisch – das etwas eingetrübte Stimmungsbild hängt mit dem Jetzt und dem Morgen zusammen.

Die SRG hat 51'000 Personen durch das Institut GFS Bern befragen lassen, um eine repräsentative Antwort auf die Frage "Wie geht‘s, Schweiz?" zu geben. Diese gross angelegte Umfrage wird bereits zum zweiten Mal durchgeführt.

Aktuell zufrieden, Ängste vor Verlust des Wohnstands

Mit ihrem heutigen Leben in der Schweiz ist eine Mehrheit von 59 Prozent der Befragten zufrieden. Sie vergeben gute Noten zwischen 8 bis 10 auf einer Skala von 1 bis 10. Ihre Zufriedenheit schöpfen die Befragten hauptsächlich aus ihrem Privatleben und aus ihrer persönlichen wirtschaftlichen Situation.

Allerdings: Während im Jetzt ein insgesamt positives Grundgefühl vorherrscht, überwiegt mit dem Blick auf Morgen die Skepsis. Nur 14 Prozent glauben daran, dass es ihnen in den nächsten Jahren wirtschaftlich besser gehen werde. 37 Prozent rechnen sogar mit dem Gegenteil. Die steigenden Krankenkassen-Prämien sind dabei die Hauptsorge der Befragten. Aber auch das Thema Kriege beschäftigt stärker als im letzten Jahr, ebenso wie Sicherheit und Terrorismus.

«Das sind Verlustängste, die sich hier manifestieren», sagt Urs Bieri von GFS Bern. «Wir befinden uns auf einem sehr hohen Niveau, und man befürchtet, dass das nicht auf Ewigkeit so weiter geht.»

Diese Stimmung kommt auch in der Aussage "Die Zeit, in der wir unbesorgt leben können, ist vorbei. Mit der Welt geht es aktuell nur noch bergab." zum Ausdruck. 71 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer stimmen dieser Aussage zu. Und nur 26 Prozent finden, dass Kinder in der Schweiz heute so sorgenfrei aufwachsen wie keine andere Generation vor ihnen. 

Die finanzielle Situation heute

Im Vergleich zum Vorjahr sind die generellen Lebenshaltungskosten gestiegen. Dennoch sagen immer noch zwei Drittel der Befragten, dass sie ihre finanzielle Situation nur ein bisschen oder überhaupt nicht als belastend empfinden würden.

Allerdings empfindet mit 35 Prozent ein Drittel ihre finanzielle Situation laut Umfrage als eher oder sogar sehr stark belastend. Und ihr Anteil hat leicht zugenommen.

Das Verhältnis zu Job und Arbeit

Die Zufriedenheit mit dem eigenen Arbeitsleben hat im Vergleich zum Vorjahr abgenommen. Im Vordergrund der Sorgen stehen vor allem der Stress und das Arbeitstempo.

83 Prozent sind der Meinung, dass immer mehr Menschen von diesen Faktoren überfordert wären, das sind 11 Prozent mehr als im Vorjahr. Zudem sagen 58 Prozent der Berufstätigen, es würde ihnen besser gehen, wenn sie weniger arbeiten müssten.

Ist das Heimatgefühl noch intakt?

Gemäss der Meinungsumfrage "Wie geht’s, Schweiz?" hat die Verbundenheit mit dem eigenen Land sogar noch zugenommen. 68 Prozent der Befragten sind der Ansicht, dass ihre Werte mehrheitlich mit denen der übrigen Schweiz übereinstimmen würden. Das sind 5 Prozent mehr als 2023. Auch der Anteil jener, die sich mit der Schweiz oder dem eigenen Kanton identifizieren, hat zugenommen, während weniger Befragte als im letzten Jahr sagen, sie würden sich mit Europa oder der Welt identifizieren.

Die Tatsache, dass in der Schweiz viele Menschen leben, die zugewandert sind, sieht eine knappe Mehrheit der Befragten nicht als Gefahr für die Schweizer Identität. Auf die Frage, was für diese Schweizer Identität entscheidend sei, antworten über 95 Prozent: Institutionen und Gesetze respektieren und eine Landessprache sprechen. Nur für 48 Prozent ist entscheidend, ob jemand in der Schweiz geboren wurde.