Kryptowelt

Schweizer Krypto-Banken spielen im Krypto-Winter Argumente von Regulierung und Vertrauen aus und expandieren weiter

Die Skyline von Abu Dhabi in den Vereinigten Emiraten
Bild: boule13 | Getty Images

Die Krypto-Bank Sygnum wird neu an zwei Standorten aktiv: Abu Dhabi und Luxemburg. Die Seba Bank eröffnet ein Büro in Hongkong.

Die Schweizer Krypto-Banken Sygnum und Seba sind ebenfalls der Ansicht, dass das aktuelle Marktumfeld im Kryptobereich Herausforderungen bietet – offenbar jedoch lösbare. Die beiden FinTechs mit Banklizenz spielen die Trumpfkarten Swissness und vor allem ihre Position als FINMA-regulierte Banken in diesen Tagen verstärkt aus. Aus naheliegenden Gründen.

Das neue Sygnum-Büro in Abu Dhabi

Seriosität und geschaffenes Vertrauen scheinen auch in schwierigen Zeiten Früchte zu tragen. Sygnum hat seinen globalen Kundenstamm inzwischen auf fast 1'500 Kunden erweitert und das Team auf über 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vergrössert.

Mit dem neuen Standort Abu Dhabi will sich Sygnum den Zugang einem der grössten globalen Vermögens- und Vermögensverwaltungspools verschaffen. Die Bank operiert damit im schnell wachsenden Krypto-Hub der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE). Nach Aussagen des FinTechs profitiert Sygnum dadurch von der weltweit fünfthöchsten Krypto-Akzeptanz sowie von einem Marktplatz mit jährlichen Transaktionen von mehr als 25 Milliarden US-Dollar.

Sygnum hat eine grundsätzliche Genehmigung von der Financial Services Regulatory Authority (FSRA) von Abu Dhabi Global Market (ADGM) erhalten. Der neue Nahost-Hub des Unternehmens steht unter der Leitung der designierten VAE Senior Executive Officer Giulia Finkbeiner-Bertoni, welche vom Potenzial der Region überzeugt ist:

Ich freue mich, dem globalen Sygnum-Team beizutreten und unsere Vision für Future Finance der Finanzgemeinschaft von Abu Dhabi vorzustellen

Sygnum wird den lokalen Markt mit einer krypto-nativen Suite von Digital Asset Banking, Vermögensverwaltung, Tokenisierung und B2B-Bankdienstleistungen bedienen. Die Zielkunden umfassen Blockchain-Firmen, die wegen ihrer gut regulierten Krypto-Umgebung in die VAE ziehen, bestehende lokale Krypto-Stiftungen und -Projekte sowie auch "traditionelle" institutionelle Anleger und HNWI, die nach einem vertrauenswürdigen Krypto-Asset-Engagement durch einen regulierten Partner suchen.

Regulierte Krypto-Dienstleistungen von Sygnum auch in Luxemburg

Sygnum hat sich im Rahmen seiner internationalen Expansionsstrategie aus mehreren Gründen neu auch für den Standort Luxemburg entschieden. Das Land verfügt über klare regulatorische Rahmenbedingungen, zudem wächst die Akzeptanz von Kryptowährungen und es besteht eine starke lokale Nachfrage nach vertrauenswürdigen, institutionellen Krypto-Dienstleistungen. Ausserdem ist Luxemburg mit einem verwalteten Vermögen von CHF 6'000 Milliarden und einem Marktanteil von 27 Prozent der grösste Fondsstandort in Europa (Quelle: Alfi).

Die B2B-Bankdienstleistungen von Sygnum ermöglichen es Banken und lokalen Verwahrstellen, ihren Endkunden regulierte Krypto-Dienstleistungen anzubieten, um ihr Angebot kontinuierlich zu erweitern und zukunftssicher zu machen. Die Lösung schafft einen schnellen, modularen Zugang zu Sygnums gesamter Palette an Bankdienstleistungen über einen einzigen Zugangspunkt. Dazu gehören segregierte Kunden-Wallets, Krypto-Handel in institutioneller Qualität, Verwahrung, Staking und Tokenisierung.

Die institutionelle Krypto-Verwahrung von Sygnum richtet sich an alternative Investmentfonds (AIFs) und institutionelle Anleger und bietet einen sicheren Zugang zum wachsenden Universum der Krypto-Assets. Als regulierte Schweizer Bank verwahrt Sygnum die Vermögenswerte der Kunden vollständig getrennt, was das Gegenparteirisiko eliminiert und damit ein vertrauenswürdiges Umfeld schafft.

Das neue Büro in Hongkong von Seba

Auch die zweite Schweizer Krypto-Bank mit Banklizenz sieht im Krypto-Winter offenbar keinen Grund, auf die Expansionsbremse zu treten. Praktisch zeitgleich mit Sygnum expandiert auch Seba und schlägt geografisch neue Pflöcke ein.

Das FinTech eröfnet ein neues Büro in Hongkong, um seine Präsenz auf dem APAC-Markt zu stärken. Die Bank gründet dazu eine Tochtergesellschaft, Seba (Hong Kong) Limited, um von Hongkong aus die Westpazifik-Regionen zu bedienen.

Nach eigenen Aussagen reagiert Seba mit diesem Schritt auf eine wachsende Nachfrage nach Krypto-Services in der Region. Hongkong verfügt über einen unterstützenden Krypto-Lizenzierungs-Rahmen, so die Bank, der eine wertvolle Basis bietet, um das Geschäftspotenzial in der Region zu nutzen. Die anfänglichen Aktivitäten von Seba Hong Kong werden sich auf Beratungsdienste und Marktforschung sowie die Gewinnung strategischer Partner für den Hauptsitz in der Schweiz konzentrieren.

Von der Schweiz aus bietet Seba eine Reihe regulierter Bank- und Anlagedienstleistungen an, darunter Handel, strukturierte Produkte, Bankkonten, Karten, Kredite, Staking sowie Krypto- und NFT-Verwahrung. Auch Seba legt Wert auf die Feststellung, dass die Kundenvermögen sicher in getrennten Konten ausserhalb der Bilanz verwahrt werden und deshalb der direkte Zugriff von Kundinnen und Kunden auf ihr Vermögen jederzeit gewährleistet bleibt.

Regulierung und Vertrauen rücken im Kryptomarkt in den Vordergrund

Die Hinweise zu Regulierung und Verwahrung, die beide Schweizer Krypto-Banken verstärkt unterstreichen, sind notwendig und wichtig. Informationen und Fakten, die seit dem FTX-Debakel noch zusätzlich an Bedeutung gewonnen haben.

Erstaunlich, dass es die Erdbeben rund um Terra-Luna, Celsius und FTX gebraucht hat, um die Aspekte Seriosität, Regulierung und sichere Verwahrung von Kryptowerten in den Vordergrund zu rücken. 

Bei diesen Themen sind Regulierungs-Behörden gefragt, allen voran jedoch auch die Kryptobranche selbst sowie die Anlegerinnen und Anleger. Letztere deshalb, weil ihre Assets nur dann sicher verwahrt sind, wenn die Kontrolle über das eigene Vermögen bei den Anlegern bleibt. Auf eigene Wallets, ausserhalb der gewählten Kryptobörse, kann man jederzeit zugreifen – auf taumelnde Kryptobörsen nicht, wenn Auszahlungen blockiert werden.

Zudem, und das gilt für jede Art von Krypto-Engagement: von den jeweiligen Anbietern verabreichte Beruhigungspillen in verbaler Form genügen nicht. Jede Plattform wird behaupten, dass die Assets von Kundinnen und Kunden sicher sind. Bei jedem Krypto-Unternehmen gehören kontrollierte und verifizierte Zahlen auf den Tisch, ob und in welcher Form Krypto-Assets gesichert, besichert oder im Falle von Stable Coins mit entsprechenden Werten hinterlegt sind. Nur dann können Anlegerinnen und Anleger beurteilen, ob ihre Einlagen zum Beispiel 1:1 mit US-Dollar hinterlegt sind – oder ob der Anbieter mit den vermeintlichen Sicherheiten zockt. 

Wir haben uns schon vor Jahren gewundert und auch mehrmals darauf hingewiesen, warum eine riesige Community von Anlegerinnen und Anlegern sorglos Flaggschiff Stable Coins einsetzt, ohne auch nur den geringsten Schimmer zu haben, ob die versprochenen Sicherheiten auch tatsächlich 1:1 hinterlegt sind. 

Das angesprochene Flaggschiff und auch andere Anbieter überschlagen sich aktuell im Bemühen, Versäumnisse nachzuholen und blosse Behauptungen durch konkrete Zahlen zu ersetzen. Auch hier gilt allerdings: publizierte Zahlen sind nur dann etwas wert, wenn die ausgewiesenen Zahlen und Fakten von unabhängigen und vertrauenswürdigen Dritten geprüft und bestätigt worden sind. Werden diese Kontrollen verweigert, bleiben unangenehme Überraschungen jederzeit möglich.

Die Verantwortung liegt deshalb nicht nur bei Regulatoren, sie liegt auch bei Investoren, Krypto-Unternehmen und auch bei den Anlegerinnen und Anlegern selbst. Glauben allein ist keine Tugend, vielmehr eine fahrlässige Unterlassung, die im schlimmsten Fall sehr teuer bezahlt werden muss.