Der Markteintritt von Apple Pay in Deutschland wird nicht von heute auf morgen das Zahlungsverhalten einer Nation ändern. Aber immerhin, mit Apple ist ein weiterer Player im Spiel, der dem sehr langsam drehenden Rad der Mobile Payments zusätzlichen Schwung geben kann. Zumindest mittelfristig.
Deshalb tritt Apple Pay im Moment auch weniger gegen bestehende Anbieter mobiler Zahllösungen an, im Gegenteil, sämtliche Anbieter verfolgen vorderhand noch ein gemeinames Ziel. Wir haben das Thema der gemeinsamen Strategien und bestehenden Widerstände vor einigen Wochen ausführlich beleuchtet.
Die Deutschen hängen am Bargeld
Die Liebe zum Bargeld ist in Deutschland noch stärker ausgeprägt als in anderen Ländern. Und rücken die Deutschen vom Cash ab, ist die Karte die bevorzugte Alternative, um im Shop schnell und komfortabel zu bezahlen. Gegen diese Bastion tritt auch Apple Pay an, so wie Google Pay und andere Anbieter. Google Pay hat sich kürzlich durch die Kooperation mit PayPal in Deutschland eine fette Basis geschaffen, um schneller in die Läden zu kommen.
Apple Pay startet mit der Unterstützung von Banken wie American Express, Deutsche Bank, HVB, Comdirect, N26, o2 Banking, Hanseatic Bank, Boon, Bunq, Fidor Bank, Edenred und VIMPay. Auch die Händlerbasis ist aktuell noch überschaubar, mit an Bord sind C&A, Tank & Rast und die Allianz Arena sowie Apps und Websites wie Foodora, Mytaxi, Hunter Boot und Adidas, welche ihren Kunden ab heute die Möglichkeit bieten, mit Apple Pay zu bezahlen.
Jennifer Bailey, Vice President of Internet Software and Services and Apple Pay von Apple, sagt zum Markteintritt in Deutschland:
Wir freuen uns Apple Pay heute nach Deutschland zu bringen, um eine einfachere, schnellere, sicherere und vertraulichere Bezahlmöglichkeit mit iPhone und Apple Watch zu bieten. Wir glauben, dass die Verbraucher die Schnelligkeit und den Komfort beim Verwenden von Apple Pay lieben werden.
Die Apple Community wird das lieben, keine Frage, weil Apple weiss, wie Komfort geht. Um aber nicht nur Apple-Freunde, sondern vielmehr Massen zu begeistern, braucht's möglicherweise einfach mehr.
Was keine Geiss wegschleckt: Bezahlen allein genügt nicht
Gemeinsame Anstrengungen helfen sicher mit, aus Bargeld-Nationen verstärkt Mobile Payment-Märkte zu machen. Die Reise kann jedoch noch etwas dauern. Reine Bezahllösungen auf dem Handy haben nicht die Zugkraft, um Massen davon zu überzeugen, auf Mobile Payment zu setzen. Die Liebe zum Bargeld bleibt, Karten sind komfortabel im Handling und längst etabliert.
Können Alternativen auf dem Smartphone im Prinzip dasselbe wie Karten, nur eben auf Handy, bleibt die Motivation zum Umsteigen gering. Sobald Apple, Google und andere Anbieter ihre bestehenden Ökosysteme nutzen, um die Bezahlfunktion als Teil einer multifunktionalen und problemlösenden Super-App anzubieten, dann kommt Bewegung in die Märkte. Vorher nicht. Oder eben, so wie bisher, nur sehr langsam, ganz ohne Revolution.
Vorderhand also: Bezahlen mit Apple Pay, jetzt auch in Deutschland. Damit ist Apple aktuell weltweit in 26 Märkten mit über 5'200 Bankpartnern aktiv.