Swiss Wallet ist das Joint Venture von Aduno, Netcetera und Swisscard, das sich auf die Flagge geschrieben hat, digitale Bezahllösungen in der Schweiz einzuführen.
Swiss Wallet betreibt die Masterpass-Wallets für Kantonalbanken, Migros Bank, Raiffeisenbanken, Viseca und Swisscard. Aktuell stehen über 800'000 Wallets auf der Plattform für den Online-Einkauf mit Masterpass bereit.
Einer der drei Joint Venture-Partner, Netcetera, hat sich Anfang 2017 mit der Übernahme des österreichischen Mobile Payment-Spezialisten Nexperts technologisch verstärkt. Der Netcetera-CEO Dr. Andrej Vckovski hat diesen Zukauf im Januar 2017 mit einer klaren und auch kämpferischen Message kommuniziert:
Gemeinsam können wir den NFC-basierten Mobile Payment-Markt umwälzen
Das komprimierte Know-how und die vereinten Kompetenzen scheinen Früchte zu tragen. War es längere Zeit ruhig um Swiss Wallet, stellt das Unternehmen nun seine erste Mobile Payment-Lösung in den Markt.
Mobile Payment für Android Smartphones
Es hat eine Weile gedauert, nun steht innerhalb der Viseca One App (Aduno Gruppe) die erste Mobile Payment-Lösung von Swiss Wallet für Android Smartphones bereit. "Gelernt" werden muss die neue Bezahllösung nicht, das Bezahlen im Shop am Kassenterminal funktioniert wie bei Kartenzahlungen berührungslos über NFC.
Die Authentifizierung über Fingerprint nach dem Öffnen der App sorgt für Tempo, die PIN-Eingabe am Kassenterminal fällt weg, das Smartphone ans Terminal halten genügt – NFC eben. Wie bei Karten schon üblich, sollen in Zukunft kleinere Beträge unterhalb von 40 Franken auch mit dem Smartphone ganz ohne Authentifizierung bezahlt werden können.
Zusätzliche Sicherheit schafft das Datenhandling, im Swiss Wallet-Modul selbst sind keine echten Kreditkartendaten hinterlegt, die Bezahlung funktioniert über Tokenization.
Die Sicht und die Rolle von Swiss Wallet
Swiss Wallet positioniert die Lancierung ihrer ersten Mobile Payment-Lösung mit folgendem Statement:
Es ist die erste unabhängige Lösung dieser Art in der Schweiz und eröffnet Kartenherausgebern die Möglichkeit, ihre eigenen Apps mit einem standardisierten und zertifizierten Mobile Payment Modul zu ergänzen
Im Schweizer Handel sind rund 85'000 NFC-Zahlterminals installiert und 40 Prozent der Kreditkartentransaktionen erfolgen bereits heute kontaktlos. Deshalb ist Swiss Wallet überzeugt, dass die weitere Entwicklung hin zu Mobile Payment über Smartphones oder Wearables den Trend zu kontaktlosem Bezahlen beschleunigen wird. Zumal die Technologie das Bezahlen im Shop für Kunden einfach, sicher und vor allem auch schnell macht.
Auf der anderen Seite ist der Aufbau und Unterhalt von digitalen Bezahllösungen für Banken und Händler mit hohen Investitionen verbunden. In diesem Bereich sieht Swiss Wallet seine Stärken und will auf der Basis von international anerkannten Standards Mobile Payment-Module für den Schweizer Markt entwickeln. Den Benefit für Marktpartner formuliert das Unternehmen so:
Kartenherausgeber können die standardisierten und zertifizierten Swiss Wallet-Module für Kredit- und Debitkarten effizient in ihre eigenen Apps integrieren. Im Unterschied zu anderen kartenbasierten Mobile Payment-Lösungen bleiben die Daten vollumfänglich in der Schweiz und sind dem schweizerischen Datenschutzgesetz unterstellt.
Fazit
Die Lancierung der ersten Mobile Payment-Lösung ist folgerichtig und dass weitere Entwicklungen folgen werden, liegt auf der Hand. Swiss Wallet positioniert sich stark über das Swissness-Argument in der Entwicklung, verbunden mit der weltweiten Akzeptanz in der Anwendung. Bei der Internationalität segelt Swiss Wallet generell eher in den Sphären von Apple Pay oder Samsung Pay, beim Machen und beim Entwickeln steht das Unternehmen dann in der Swissness-Nähe von Twint.
Die Schweizer Lösungen lassen sich jedoch ohnehin nicht direkt vergleichen, weil zum Beispiel Twint mit geografischer Anwendung (Schweiz), Anbindung an eigenes Bankkonto (neben Karten), Technologie (Bluetooth, QR-Code, ohne NFC) sowie Mehrwertleistungen anders unterwegs ist.
Bezahllösungen versus Lifestyle Tools
Wichtig bleibt in erster Linie der permanente Seitenblick auf Anbieter, welche Bezahllösungen nicht als isolierte Apps, sondern vielmehr als logische Erweiterung eines Lifestyle Tools anbieten. Aus der Einsicht heraus, dass Menschen nicht primär bezahlen wollen, sondern vor dem Bezahlen ganz andere Wünsche erfüllt haben möchten. Menschen wollen komfortabel kommunizieren, shoppen, reservieren, vergleichen, organisieren, investieren und vieles mehr – das Bezahlen ist dann nur die notwendige Funktion am Ende einer Handlungs- oder Ereigniskette.
Lifestyle eben – mit der Möglichkeit, in derselben App das zu Bezahlen, was Anwender kaufen.
Amerikanische Anbieter wissen, wie das geht. Chinesische Technologie-Unternehmen bieten das schon längst in komfortabler Breite, Tiefe und in beeindruckender Vielseitigkeit an. Alle anderen, europäische und auch Schweizer Anbieter, haben hier Nachholbedarf. Weil Mobile Payment heute in weiten Teilen Europas und auch in der Schweiz noch weit vom Durchbruch entfernt ist und die Zukunft des mobilen Bezahlens nicht mit reinen Bezahl-Apps gestaltet werden kann.
Das werden Zielgruppen nicht goutieren, welche bald schon mit multifunktionalen Lifestyle Apps versorgt sein könnten und deshalb wenig Interesse an zusätzlichen Apps zeigen dürften, die nur gerade bezahlen können.