Zum einen sitzt Martha Böckenfeld bereits seit letzten Oktober im Verwaltungsrat von Generali Investments Schweiz AG. Und sie war vor ihrer Zeit bei der UBS, 2016 bis 2019, Mitglied des Verwaltungsrates mehrerer Gesellschaften von Generali Schweiz. Die Ernennung als unabhängige Verwaltungsrätin bei der Generali Personenversicherungen AG und der Generali Allgemeine Versicherungen AG ist so gesehen gewissermassen ein Heimspiel unter einem bekannten Dach.
Zum anderen, aus der Sicht von Generali, könnten die Kernkompetenzen von Böckenfeld den digitalen Kurs des Versicherers beflügen und beschleunigen. Die Stichworte, wohin die Reise möglicherweise gehen soll, liefert Generali gleich selbst mit dem Kurzsteckbrief ihrer neuen Verwaltungsrätin:
"Sie ist Finanzdienstleistungsexpertin mit mehr als 20 Jahren Erfahrung in den Bereichen Plattformökonomie, dynamische Ökosysteme, digitales Geschäft und digitale Transformation. Als Thought Leader, Strategin und Beraterin für das Metaverse und Web3, Dean & Partner der Metaverse Academy, unterstützt sie Individuen und Unternehmen, diese Innovation für sich und ihre Stakeholder zu nutzen."
Liegen wir mit unserer Vermutung richtig, wäre der neue Fokus von Generali auf wegweisende Technologien ein weiteres Heimspiel für Böckenfeld, sie ist Expertin mit Praxisbezug in den genannten Disziplinen.
In welcher digitalen Liga spielen Schweizer Versicherer?
Erfüllen sich die Erwartungen der Generali, dürfte die Antwort auf diese Frage in zwei, drei Jahren möglicherweise anders ausfallen als heute.
Schweizer Versicherer sind, abgesehen von Einzelfällen und Einzelinitiativen, bisher nicht besonders aufgefallen durch hochentwickelte digitale Innovations-Projekte. Wenn, dann eher im Ausland, weniger in der Schweiz. Ein bisschen digital funktionieren selbstverständlich alle Versicherer, aber mit dem Online-Ausfüllen eines Versicherungsantrags oder einer Schadenmeldung übers Smartphone sind noch längst nicht die letzten digitalen Bastionen eingenommen worden.
Immerhin hat die Generali mit dem Aufbau der Innovationsgarage, heute als House of InsurTech Switzerland unterwegs, und weiteren Initiativen immer wieder Anstrengungen unternommen, im Versicherungsbusiness ausgetretene Pfade zu verlassen und neue Wege zu testen.
Dennoch bleibt das in der Schweiz noch weitgehend unbeackerte Feld gross, um die Themen von neuen Versicherungsprodukten, Kundenzentrierung, individuellen Versicherungen nach (Kunden-) Mass oder auch Zugang zu kinderleichtem Abschluss von Versicherungsproduken neu zu denken.
Deshalb ist es sicher keine schlechte Idee für einen Versicherer, im VR eine Expertin zu haben, die Begriffe wie Web3, Metaverse oder Ökosysteme nicht nur vorwärts und rückwärts buchstabieren kann, sondern tatsächlich weiss, was diese Phänomene und Technologien in der Praxis bewirken können. Auch für Versicherer. Und vor allem für deren Kundinnen und Kunden.
Generali und die neue Geschäftseinheit "Deutschland, Österreich und Schweiz"
Giovanni Liverani, CEO Deutschland, Österreich und Schweiz (DACH), ist der neue Präsident des Verwaltungsrats der Generali (Schweiz) Holding AG, der Generali Personenversicherungen AG und der Generali Allgemeine Versicherungen AG.
Seine Ernennung ist mit der Schaffung der neuen Geschäftseinheit DACH verbunden. Diese Unit umfasst ein Prämienvolumen von 19.4 Milliarden Euro und stellt mit einem Betriebsergebnis von 1.26 Milliarden Euro die zweitgrösste Geschäftseinheit innerhalb der Generali Gruppe dar und ist innerhalb der DACH-Region der zweitgrösste Erstversicherer.
Funktionieren Liverani und Böckenfeld als VR-Gespann mit gemeinsamen Vorstellungen und Visionen, könnte der frische Wind im VR der Generali auch für digitale Überraschungen im noch weitgehend analogen Feld der Schweizer Versicherer sorgen.
Unter Vorbehalt der Genehmigungen durch die Generalversammlungen vom 29. Dezember 2022 und der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht FINMA, ist Martha Böckenfeld ab 1. Januar 2023 als Verwaltungsrätin mit an Bord und wird den digitalen Kurs der Generali mitprägen.