Blockchain

6 Fragen, die sich Unternehmen vor der Verwendung von Blockchain stellen sollten

Treppe, die zur Lösung führt
Bild: imaginima | Getty Images

Gastautor Jeremy Millar diskutiert grundsätzliche Fragen, die Entwickler und IT-Manager bedenken sollten, wenn sie Blockchain-Technologien in ihr Unternehmen integrieren möchten.

Blockchain ist eine der vielversprechendsten technologischen Innovationen der jüngsten Vergangenheit und hat bei Startups und renommierten Institutionen gleichermassen Aufmerksamkeit geweckt. Die Liste branchenführender Unternehmen, die auf Blockchain setzen, umfasst Technikriesen wie Microsoft, Finanzinstitute wie JP Morgan und sogar Regierungen wie Singapur, Dubai und Brasilien. Doch wie bei jeder neuen Technologie gibt es auch hier einige spezifische, einzigartige Besonderheiten und Hindernisse, mit denen alle frühen Anwender irgendwann zu kämpfen haben. 

Hier werden sechs Fragen geklärt, die sich Unternehmen vor der Verwendung von Blockchain stellen sollten:

1. Wie plant man Blockchain-Projekte so, dass sie grössten Nutzen gewährleisten?

Die Blockchain-Technologie ist noch immer in der Phase des Entstehens. In vielerlei Hinsicht ist es teurer und zeitaufwändiger, eine Blockchain-App als eine herkömmliche Cloud-App zu erstellen. Erfolgreiche Anwendungen sollten nicht nur die Effizienz zukünftig steigern, sondern auch eine ausreichende Wirkung auf den Status Quo haben. Das heisst: Man muss zuerst das Problem richtig identifizieren, um dann eine passende Lösung dafür zu erstellen. Es gibt Anwendungsfälle, die unglaublich wertvoll sein können, aber wichtig ist dabei, garantiert den geeignetsten Use Case auszuwählen, um die tatsächlichen Möglichkeiten der Technologie zu demonstrieren.

Bevor etwas in Angriff genommen wird, sollte der entsprechende Anwendungsfall bewertet werden, um Kapitalrentabilität sicherzustellen. Das kann man tun, indem die Geschäftsprozesse und Anwendungsfälle auf spezifische Blockchain-Fähigkeiten übertragen werden: digitale Signaturen, dezentralisierte, unveränderliche Ledgers, Smart Contracts, Tokenisierung und dezentrale Identität. Es sollten nur solche Anwendungen weiterentwickelt werden, bei denen gezeigt werden kann, auf welche Weise diese grundlegenden Blockchain-Bausteine für eine bestimmte Anwendung erhebliche Vorteile und eine echte Problemlösung bieten.

Ein Schlüsselelement für den Erfolg besteht darin, sich den zukünftigen Ist-Zustand vorzustellen. Wie könnte der Geschäftsablauf bei der Verwendung eines dezentralen Netzwerks aussehen? Häufig haben diese Netzwerke ein radikal anderes – und radikal besseres – Erscheinungsbild als die aktuellen Geschäftsprozesse, da sie viel weniger Schritte, Mittelsmänner und Kosten beinhalten. Dies setzt wiederum Kapital frei und sorgt für verbesserte Nutzer-/Kundenerlebnisse.

2. Welche Technologie sollte verwendet werden und welche Standards gibt es?

B2B-Kunden sprechen davon, dass es vorrangig zwei Technologien gibt, die sich als "De-facto-Standards" für den Aufbau von Blockchain-Anwendungen im geschäftlichen Bereich herauskristallisieren: IBM Hyperledger Fabric und Ethereum. Bei Consensys etwa werden Anwendungen auf Basis der Ethereum-Blockchain entwickelt – sowohl auf dem öffentlichen Netzwerk (Mainnet) als auch bei privaten Ethereum-Blockchains.

Die Ethereum-Blockchain bietet drei Vorteile:

  • Ethereum ist die einzige dezentralisierte intelligente Vertragsplattform, die von Anfang an für einen allgemeinen und globalen Gebrauch konzipiert wurde.
  • Mit Ethereum lassen sich sowohl privat als auch in der Cloud private Chains, aber auch dezentrale, öffentliche Chains nutzende Anwendungen (dApps) und Konsortium-Chains einrichten.
  • Ethereum verfügt weltweit über den grössten Entwickler-Pool, der die Plattform schnell voranbringt, und bietet den Unternehmen eine vielfältige Auswahl an Umsetzungs- und Technologiepartnern.

3. Wie stellt man ein Blockchain-Entwicklungsteam zusammen?

Die schlechte Nachricht ist, dass es einfach nicht genug Blockchain-Entwickler gibt, um der wachsenden Nachfrage gerecht zu werden. Die gute Nachricht ist, dass der hauptsächliche Teil der Entwicklung einer Blockchain-Anwendung dem einer typischen Web-Entwicklung entspricht (die Blockchain-Aspekte sind nämlich nur ein Bestandteil der Gesamtanwendung). Dennoch ist es erforderlich, im eigenen Team einen erfahrenen Blockchain-Architekten zu haben, um ein Projekt zum Erfolg zu führen.

4. Welchen Support und Service gibt es derzeit für Unternehmen?

Für Unternehmen reicht eine App-Einstellung allein nicht aus. Die Anwendungen müssen auch in die Produktion integriert und unterstützt werden. Unternehmen, die gemeinsam mit einem Partner ein Blockchain-Projekt angehen, sollten auf die Bereitstellung eines Ökosystems von Supportdiensten und -produkten pochen – von einer Unterstützung für Entwickler bis hin zur Überprüfung der Systemgesundheit und Überwachung.

Ein idealer Entwicklersupport umfasst:

  • Eine kuratierte Wissensdatenbank für Blockchain-Technologie, Kernkomponenten und Entwicklertools
  • Unterstützung durch die Community in Foren 
  • Live-Support von technischen Supportingenieuren einschliesslich Bugfixes

5. Welche Infrastruktur steht als Aufbaubasis zur Verfügung?

Bis vor kurzem war es noch erforderlich, zur Entwicklung einer Blockchain-Unternehmenslösung jedes Mal bei null anzufangen. Doch das beginnt sich zu ändern. Die Enterprise Ethereum Alliance (EEA), ein internationales Konsortium führender Organisationen aus den verschiedensten Bereichen, die in die Blockchain-Technik investieren, wurde speziell ins Leben gerufen, um diesen Punkt anzugehen.

Die EEA widmet sich derzeit der Entwicklung von Industriestandards für kostenlos nutzbare Open-Source-Blockchain-Lösungen, die den Unternehmen zukünftig als Fundament dienen können. Arbeitsgruppen befassen sich neben den rechtlichen Aspekten, die Blockchains und intelligente Verträge sowie Industriebereiche wie Bankwesen und Lieferketten betreffen, auch mit Themen der Kerntechnologie wie beispielsweise Datenschutz-, Zulassungs-, und Netzwerk-Standards.

6. Welche Tech Stacks und Tools sollten Entwickler verwenden?

Eine der wesentlichen Hürden, die man in der Lernkurve von Unternehmen beobachten kann, ist der "Entwickler-Stack". Entwicklern kann es schwerfallen, die richtigen Tools zu finden und ihre Umgebung optimal zu konfigurieren. Dies ist ein Bereich, auf den sich Early Innovator im Ökosystem konzentriert haben. Die neuen Tools fügen sich in bestehende Entwicklungsumgebungen und Frameworks ein, so beispielsweise durch die Verwendung von kontinuierlicher Integration, Test-Frameworks, automatisiertem Einsatz und DevOps.

Der Gastautor: Jeremy Millar

Jeremy Millar beaufsichtigt als Chief of Staff die Business Operations und die globale Expansion von Consensys. Ausserdem ist er Mitbegründer und Mitglied des Vorstands der Enterprise Ethereum Alliance.

Nachdem Jeremy als Java-Architekt bei Oracle Erfahrung sammelte, führte ihn sein Weg zu Acunu, die hauptsächlich an der Entwicklung von Cassandra beteiligt waren. Dort war in beratender Funktion tätig. Jeremy ist auch ein aktiver Angel Investor und Mentor im Barclays Accelerator Programm unterstützt von Techstars.