Der Handel mit Kunstwerken hat in Zeiten von Niedrigzinsen zusätzlich Konjunktur. Kunstwerke in allen Preisklassen können Sammler nicht nur an Wänden und in Vitrinen erfreuen, sie sind ebenso Anlageobjekte für Investoren. Allein 2017 sind weltweit rund 64 Milliarden US-Dollar im Kunsthandel umgesetzt worden (Quelle: Art Basel/UBS).
Floriert der Kunsthandel, mischt die Fälscher-Szene aktiv mit – immerhin geht es um sehr viel Geld. Das Startup 4Art Technologies aus dem Crypto Valley Zug ist überzeugt, mit einer App und einer Blockchain-Lösung den Kunstmarkt revolutionieren zu können.
Original oder Fälschung?
Nach Schätzungen von Niko Kipouros, Gründer und CEO von 4ARTechnologies, "handelt es sich bei 30 bis 50 Prozent aller Kunstwerke entweder um Fälschungen oder sie können zumindest nicht zweifelsfrei als Originale zugeordnet werden". Die Lösung des Problems liegt nur bedingt in Gutachten und Zertifikaten, solange diese Echtheitsbescheinigungen nicht direkt mit dem Kunstwerk "verbunden" sind. Gut möglich, dass ein späterer Käufer eines Werks das echte Zertifikat und das gefälschte Bild kauft, wenn letzteres irgendwo auf dem Lebensweg des Gemäldes ausgetauscht worden ist.
Der erste Schritt zur Lösung: die App
Mit der Technologie von 4ARTechnologies werden über eine Standard-Smartphone-Kamera die materiellen und strukturellen Eigenschaften des physischen Kunstwerks erfasst und in einen "digitalen Fingerabdruck" umgewandelt. Über diesen hinterlegten digitalen Fingerabdruck des Originals soll die App danach zu jedem Zeitpunkt in der Lage sein, eine Fälschung als Kopie zu entlarven.
Der zweite Schritt zur Lösung: die Blockchain
Der digitale Fingerabdruck des Original-Kunstwerks wird in der Blockchain hinterlegt. Zusammen mit den Provenienzdaten und den Informationen zu Herkunft und Geschichte des Kunstwerks wird damit der biometrische Pass des Objekts in der Blockchain gesichert.
Einmal in der Datenbank gespeichert, ermöglicht die "Augmented-Authentication-Technologie" nach Aussagen von Niko Kipouros die zweifelsfreie Überprüfung des Kunstwerks. Smart Contracts und Blockchain garantieren dabei die einfache Datenübertragung und höchste Sicherheitsstandards bei der Speicherung.
Auch die bisher zeit- und kostenaufwendige Erstellung von Zertifikaten und Zustandsberichten – von der Authentifizierung über Restaurierung bis hin zum Eigentümerwechsel sowie Verleih und Transport – all das soll mit der Lösung von 4Art Technologies sicherer, schneller, kostengünstiger und einfacher überprüfbar werden.
Hält die Technologie, was sie verspricht, ist es eine Revolution im Kunsthandel
Der verlässliche digitale Fingerprint eines Original-Kunstwerks, in Kombination mit dem biometrischen Pass, würde den verschiedenen Formen von Fälschung und Kunstbetrug ein Ende setzen und damit den Kunsthandel tatsächlich revolutionieren. Würde jedes Kunstwerk, gewissermassen als Standard, mit seinem biometrischen Pass in der Datenbank erfasst, könnten ab diesem Zeitpunkt die Geschichte und der weitere Lebensweg des Objekts lückenlos mitgeschrieben werden.
Kostspielige Expertisen und Gutachten wären überflüssig, sofern ein Kunstwerk keine Lücken in seinem Blockchain-Lebenslauf aufweist. Bei jedem Besitzerwechsel könnte zudem über die App mit einer Aufnahme überprüft werden, ob die Daten des realen Kunstwerks mit dem Fingerprint im biometrischen Pass in der Blockchain übereinstimmen.
Das Ende des Konjunktivs soll im Frühling 2019 gesetzt werden
Das aktuelle Zuviel an "könnte und würde" ist bei 4Art Technologies in Arbeit. Nach Aussagen von Niko Kipouros soll das gesamte System im Frühling 2019 aktiv in Europa laufen, danach folgt der Markt USA.
Das Startup hat seit Juni 2018 ein ICO in vier Stufen am Laufen, das am 31. Dezember 2018 abgeschlossen wird. Bisher sind über 22 Millionen Euro investiert und eingesammelt worden.
Das Wesentliche in einer Minute
Das Video zeigt im Überblick Technologie, Pläne und Anwendung. Die Macher erklären in kurzen Sequenzen, wie sie einen neuen Standard setzen wollen, der die Kunstwelt revolutioniert.