Mobile Payment

Twint und der Unterschied zwischen gestern und heute

Frauenhand mit Smartphone bezahlt an der Ladenkasse mit Twint Widget
Bild: Twint

Die Bezahl-App der Schweizer Banken überzeugt mit starken Zahlen – und bald mit noch mehr Tempo an der Ladenkasse.

Die mobile Bezahl-App der Schweizer Banken hat eine wechselvolle Geschichte. Twint ist 2015 von der Postfinance in den Markt gestellt worden und war die Konkurrentin von Paymit. Nachdem sich zwei Lösungen unterschiedlicher Bankengruppen ein, zwei Jahre lang das Leben schwergemacht hatten, wurde im April 2017 das gemeinsame Fusionsprodukt im Markt  ausgrerollt. Ab dann konnten die gebündelten Kräfte und Investitionen der Schweizer Banken in ein einziges Produkt gesteckt werden.

Es folgte eine längere Phase von medialem Gegenwind, Schelte und Misstrauen gegenüber dem Schweizer Mobile-Payment-Projekt. Es mochte niemand so recht an den Erfolg von Twint glauben. Die Stärke der Macherinnen und Macher zeigte sich auch darin, dass sie ausgedehnte Schmäh-Phasen unbeschadet überstanden haben und einfach am Ball geblieben sind. 

Wer etwas ausführlicher in die Geschichte der Schweizer Bezahl-App eintauchen möchte, "Twint und die Chronik eines nicht erwarteten Erfolges" hat unsere Redaktion hier nachgezeichnet.

Der Unterschied zwischen gestern und heute

Als Twint in der fusionierten Konstellation an den Start ging, das war 2017, hatte die mobile Bezahl-Lösung der Schweizer Banken 375'000 registrierte Nutzerinnen und Nutzer. 

Die Macherinnen und Macher von Twint haben vieles richtig gemacht, dieses Richtige jedoch oftmals schlecht bis fast gar nicht kommuniziert. Eine dieser Richtigkeiten war zum Beispiel, dass die P2P-Funktion von Anfang an perfekt funktioniert hat. Das hat sehr viele junge Leute begeistert und Twint ist längere Zeit vor allem durch diese Funktion und damit verbundene Netzwerkeffekte gewachsen. Eine Strategie, mit der sich die Bezahl-App eine solide und weiterhin wachsende Nutzerbasis geschaffen hat.

Mit dieser Basis ist parallel das Netz der Akzeptanzstellen aufgebaut, schnell erweitert und laufend ausgebaut worden. Stationäre Shops und Läden, Kassen bei Grossverteilern, Online-Shops, Hofläden, Parkuhren, Zeitungsboxen und mehr. Twint hat sich dadurch "Fläche" und vielseitige Anwendbarkeit erarbeitet und ist inzwischen nahezu universell und überall einsetzbar.

Heute wird Twint von rund 77 Prozent der stationären Geschäfte und von 76 Prozent der Online-Shops in der Schweiz als Zahlungsmittel angeboten. In der Aufbauphase machten P2P-Zahlungen, also Zahlungen zwischen Privaten, den Löwenanteil der Transaktionen aus. Dieses Verhältnis hat sich mit der wachsenden Zahl der Akzeptanzstellen zwangsläufig verschoben. Nicht, weil P2P-Zahlungen weniger geworden sind, sondern weil kommerzielle Zahlungen massiv zugenommen haben.

Aktuell entfallen 72 Prozent sämtlicher Transaktionen auf den kommerziellen Bereich, gegenüber 28 Prozent mit Zahlungen zwischen Privatpersonen. Die Anzahl Transaktionen in physischen Geschäften hat sich im Vergleich zum Vorjahr nahezu verdoppelt. Von den Zahlungen im stationären Handel erfolgte die grosse Mehrheit an der Supermarktkasse. Hier zahlt sich aus, dass Twint schon früh die Detailhandelsriesen Migros und Coop als Partner mit ins Boot geholt hat.

Führten 2017 die 375'000 Nutzer 4 Millionen Transaktionen aus, sind inzwischen (2023) bereits weit über 5 Millionen Nutzerinnen und Nutzer mit 590 Millionen Transaktionen im Spiel. Dass an der Ladenkasse fast doppelt so viele Zahlungen mit Twint ausgeführt wurden wie noch im Vorjahr, ist ein Beleg dafür, dass die App den Weg in den Alltag der Nutzerinnen und Nutzer gefunden hat.

Lag die durchschnittliche Nutzung pro User 2017 bei gut 10 Transaktionen pro Jahr, ist seither die Nutzungshäufigkeit massiv gestiegen. 2023 sind im Durchschnitt über 100 Transaktionen pro User durchgeführt worden. Die effektive Verteilung ist natürlich eine andere und reicht von einer Zahlung pro Jahr bis zur mehrmaligen täglichen Nutzung. Das Verhältnis der Nutzerzahlen und der Transaktionen gestern und heute zeigt jedoch, dass Kundinnen und Kunden insgesamt die App viel intensiver nutzen als in früheren Jahren. Das hängt auch damit zusammen, dass sie über die Vielzahl der Funktionen eine breite Auswahl an Einsatzmöglichkeiten haben. Es belegt aber auch, dass diese Funktionen offensichtlich ankommen und tatsächlich intensiv genutzt werden.

Auf einen Blick: Twint in Zahlen

Die wichtigsten Zahlen sind in der folgenden Tabelle zusammengestellt. Die Transaktionszahlen über die Jahre zeigen auf einen Blick, in welchen Schritten Twint in Sachen Nutzung und Verbreitung zugelegt hat.

ZAHLEN & MEILENSTEINE (Stand 2023) TRANSAKTIONEN
Über 5 Millionen aktive Nutzerinnen und Nutzer 2017 4 Mio.
98% Bekanntheitsgrad bei Menschen über 16 Jahren 2018 11 Mio
72% kommerzielle Transaktionen 2019 37 Mio
28% Transaktionen zwischen Privatpersonen (P2P) 2020 104 Mio
84% Wachstum der Transaktionen im stationären Handel (2022>2023) 2021 215 Mio
77% der stationären Geschäfte in der Schweiz mit Zahlungsoption Twint 2022 386 Mio
76% der Online-Shops in der Schweiz mit Zahlungsoption Twint 2023 590 Mio

Mehr Tempo beim Bezahlen an der Ladenkasse

Ans Bezahlen mit QR-Code im Laden hat man sich längst gewöhnt. Es soll nun aber noch schneller und komfortabler werden. Zumindest für Besitzerinnen und Besitzer eines iOS-Smartphones. 

Twint will schrittweise Widgets einführen. Damit können Nutzerinnen und Nutzer an der Kasse direkt vom Home- oder Sperrbildschirm ihres Smartphones bezahlen – ein Klick und die Zahlung wird ausgelöst und bestätigt.

Ob und wann Twint auf die NFC-Technologie umstellen wird, hat das Unternehmen bisher nicht kommuniziert. Apple hat sich kürzlich dem Druck der EU-Wettbewerbsbehörde gebeugt und wird den jahrelang verteidigten Zugriff auf den NFC-Chip in iPhones nun freigeben. Mit dieser Öffnung bekommt Twint freie Bahn – so wie auch andere Zahlungsabwickler, welche mit dem offenen Zugriff auf die NFC-Schnittstelle von Apple-Geräten Services und Zahlungen komfortabler ausgestalten können.