Mobile Payments

Mit Twint kann bald auch im Ausland mobil bezahlt werden

Junge Frau bezahlt an der Kasse mit dem Smartphone und der Bluecode-App
Bild: EMPSA

Durch die Kooperation mit Bluecode funktioniert Twint in Deutschland und in Österreich – und Bluecode auch in der Schweiz.

Twint geht einen anderen Weg und wird nicht zur primären Bezahllösung im Ausland – das macht für Nutzer jedoch keinen Unterschied, weil: wo in Deutschland und Österreich mit Bluecode bezahlt werden kann, inzwischen bei mehr als 20'000 Akzeptanzstellen, wird auch Twint funktionieren. Umgekehrt können Nutzerinnen und Nutzer aus dem Ausland mit Bluecode-App auf dem Smartphone mit ihrer App in sämtlichen Shops und Läden in der Schweiz bezahlen, die Twint akzeptieren.

Mit anderen Worten: Die mobile Smartphone-Zahlungslösung Bluecode wird in der Schweiz zu Twint. Die Schweizer App Twint wird in Deutschland und Österreich zu Bluecode. In beiden Fällen ohne Zusatz-Apps und ohne Umwege für Nutzerinnen und Nutzer.

Wie das im Laden in Zürich und in Wien funktioniert, zeigt das Video von EMPSA, hier zu sehen.

Sesselwechsel mit Logik und die Mission der EMPSA

Bereits vor einem Jahr hat der damals amtierende Twint-Vize-Chef Anton Stadelmann bei einem Medienfrühstück unserer Redaktion gegenüber bestätigt, dass bei Twint der Sprung ins Ausland mit zur Agenda gehört, MoneyToday.ch hat berichtet. Stadelmann war zuversichtlich, dass die App in den ersten Nachbarländern der Schweiz bereits 2022 eingesetzt werden könnte. 

Zu diesem Zeitpunkt war Anton Stadelmann auch Chairman der 2019 gegründeten EMPSA (European Mobile Payment Systems Association), seit März 2022 ist er nun CEO der Mobile Payment-Lösung Bluecode.

Der Gründer und frühere CEO von Bluecode, Christian Pirkner, engagiert sich seit Februar 2022 als Chairman der EMPSA, um die europäische Payment-Interoperabilität voranzutreiben.

Stadelmann ist von Twint zu Bluecode gewechselt und hat dort Pirkner als CEO abgelöst. Pirkner hat die Funktion des Chairman von Stadelmann bei der EMPSA übernommen und sitzt weiterhin im VR von Bluecode.

Interessante Rochaden, die bei Twint, Bluecode und auch bei der EMPSA Bewegung mit sichtbaren Ergebnissen in Form von Meilensteinen auf den gemeinsamen Wegen bringen.

Das Engagement und die Sesselwechsel der beiden Macher Stadelmann und Pirkner erklären die Nähe von Twint und Bluecode. Die EMPSA mit ihrer übergeordneten Mission bleibt dabei mit im Zentrum. Erste Nägel mit sichtbaren Köpfen gibt's nun aber folgerichtig durch die forcierte Kooperation von Twint und Bluecode.

Der Schlüssel liegt in der Interoperabilität der Systeme

Was unsere Redaktion, wie andere Medien auch, seit Jahren angemotzt hat: Europa produziert einen Flickenteppich von mobilen Bezahllösungen. Jede autonom für sich, meistens nur zu nutzen innerhalb des eigenen Landes. Die Big Tech freut's, die wissen, wie länderübergreifend und international geht und profitieren vom abgeschotteten Inseldenken der europäischen Nationen.

Mit dieser Einsicht ist 2019 die EMPSA (European Mobile Payment Systems Association) gegründet worden. Erklärtes Ziel: die Beschränkungen der länderspezifischen Insellösungen soll durch eine europäische Interoperabilität aufgehoben werden. Oder einfacher ausgedrückt:

Nutzerinnen und Nutzer von Twint, zum Beispiel, sollen mit ihrer App auch dann im Ausland bezahlen können, wenn Twint nicht so richtig weiss, wie Bezahlen im Ausland geht. Lösung: Twint dockt an die Technologie und Infrastruktur der Mobile Payment-Lösung an, die im jeweiligen Land schon eingeführt ist und einwandfrei funktioniert. Interoperabilität eben. 

Im Falle von Twint bedeutet das: in Deutschland und Österreich kann mit Twint bezahlt werden, ohne dass Nutzerinnen und Nutzer eine andere App brauchen. Interoperabilität heisst, dass Twint sich mit Bluecode "abspricht", die beiden Systeme führen gemeinsam koordiniert den Bezahl-Job aus. Twint-Nutzer bleiben in ihrer Umgebung, die Belastung erfolgt wie gewohnt auf dem Konto des zahlenden Kunden. Dasselbe gilt umgekehrt für Bluecode-Nutzer, wenn sie in der Schweiz mit ihrer App an Twint-Akzeptanzstellen zahlen möchten.

Mit im Boot der beiden ersten mobilen Zahlungssysteme, die miteinander interoperabel sind, ist Banking Circle als zentrale Drehscheibe für Devisen und Abrechnungen. Die Payments Bank für die digitale Wirtschaft hat eine systemübergreifende Lösung für mobile Zahlungen entwickelt, auf Basis der EMPSA-Interoperabilitäts-Spezifikationen. Die Gelder werden zwischen den beiden mobilen Zahlungssystemen über Banking Circle als zentrales Verrechnungskonto transferiert. Transaktionen in verschiedenen Währungen werden automatisch umgerechnet.

Wann kann Twint für Zahlungen im Ausland eingesetzt werden?

Der im Juli 2021 von Anton Stadelmann in Aussicht gestellte Start im laufenden Jahr dürfte realistisch sein. Erste Tests sind bereits 2020 in Deutschland erfolgreich durchgeführt worden, inzwischen läuft die Anwendung in erweiterten Testgruppen. Interoperable Zahlungen über Twint und Bluecode werden bereits seit Januar 2022 durchgeführt, im Moment noch im Rahmen von "Family and Friends".

Ein verbindliches Datum hat Twint bisher nicht genannt, die Lösung dürfte jedoch so bald wie möglich aufgeschaltet werden. Die Verantwortlichen von Twint sind sich bewusst, dass ein beträchtlicher Teil ihrer Kundinnen und Kunden auf diese Erweiterung wartet und nicht weiterhin an der Landesgrenze Twint auf stumm schalten möchte.

Die Ambitionen von Twint bleiben nicht auf Deutschland und Österreich beschränkt, weitere Länder werden folgen.

Bei Twint und Bluecode wird es nicht bleiben

Twint und Bluecode gehören zu den Gründungsmitgliedern der EMPSA. Inzwischen haben sich unter dem Dach der Organisation 15 mobile Zahlungs-Systeme aus 14 Ländern zusammengeschlossen, welche insgesamt mehr als 90 Millionen Nutzerinnen und Nutzer bedienen. Sie alle verfolgen das gemeinsame Ziel, ihre Mobile Payment-Lösungen interoperabel und damit auch länderübergreifend einsetzbar zu machen.

Deshalb dürfte die Kooperation von Twint und Bluecode für die Länder Deutschland, Österreich und Schweiz ein guter Anfang sein, aber noch lange nicht das Ende. Immerhin haben alle Beteiligten und Mitglieder der EMPSA die Chance, über das Konzept der Interoperabilität aus ihrer Landes-App eine europäisch einsetzbare App zu machen.