Im Wesentlichen haben zwei spezialisierte Banken in den USA die Brücke zwischen der Fiatwelt und den Kryptomärkten gebildet: Silvergate und Signature. Beide sind nun Geschichte. Mit der Silicon Valley Bank sind es bereits drei Banken, die abgewickelt werden.
Das Aus für Silvergate und Signature innerhalb von wenigen Tagen
Die Silvergate Bank liquidiert sich selbst, die Signature Bank ist am Sonntag durch die Behörden geschlossen worden, um Kunden und ihre Einlagen zu schützen. Seit 12. März 2023 steht Signature unter der Aufsicht des Department of Financial Services New York (DFS), die US-Einlagensicherung Federal Deposit Insurance Corporation (FDIC) ist als Konkursverwalterin in der Pflicht.
Das DFS benennt die Werte der Signature Bank per 31. Dezember 2022 mit rund 110 Milliarden US-Dollar an Gesamtvermögen und etwa 88 Milliarden an Kundeneinlagen.
Die beiden wichtigsten Banken für die Kryptobranche sind weg, sie hinterlassen eine eher grosse Lücke, die Autobahn für Fiatgeld-Transfers wird deutlich enger.
Das Aus der Silicon Valley Bank nach einem Bank Run
Den Niedergang der wichtigsten Bank im Silicon Valley und die Ereignisse um eine der Top-20-Banken in den USA haben wir im Detail beschrieben und den Kontext weiterer toxischer Einflüsse analysiert, hier. Die Silicon Valley Bank (SVB) im Strudel hat die Finanz- und Kryptomärkte in Unruhe versetzt, zumal die torkelnde SVB nur ein weiteres Glied in einer Kette zahlreicher Faktoren ist, welche im Moment die Märkte beschäftigen.
Fakt ist: die Die Silicon Valley Bank ist letzten Freitag geschlossen worden, auch hier hat die US-Einlagensicherung FDIC übernommen und die Vermögenswerte der SVB in eine neu gegründete Auffang-Bank, die Deposit Insurance National Bank of Santa Clara (DINB), überführt. Details zum Verfahren hat die FDIC in einer Medienmitteilung zusammengefasst, hier.
Kundeneinlagen werden durch die US-Regierung geschützt
Kunden der Signature Bank und der Silicon Valley Bank brauchen sich allerdings keine Sorgen zu machen, ihre Einlagen sind geschützt. Das hängt vor allem mit dem Niedergang der SVB zusammen, die weltweit für Schlagzeigen gesorgt hat. Gefühlt jedes zweite Finanzblatt hat im Zuge der Berichte über die SVB die Frage gestellt: "Droht nun eine neue Finanzkriste?". Die US-Regierung hat die Gefahren einer aufgeheizten Stimmung und das Risiko einer möglichen Kettenreaktion erkannt und eine Krisensitzung anberaumt.
War Einlagenkunden der SVB ursprünglich kommuniziert worden, dass sie vorab nur über die 250'000 US-Dollar verfügen können, die durch die US-Einlagensicherung versichert sind, hat sich das Blatt nun gedreht.
Die US-Regierung setzt alles daran, die Diskussionen um eine neue Finanzkrise zu stoppen und eine wirkliche Krise bereits im Ansatz zu verhindern. Die Sitzung der involvierten Regierungsvertreter letzten Sonntag hat zu einer klaren Entscheidung geführt: Sämtliche Einleger der Silicon Valley Bank werden vollständig geschützt, alle Kunden können seit Montag auf ihre gesamten Einlagen zugreifen. Diese Regelung gilt auch für die Signature Bank. Das heisst konkret: Bankkunden erleiden keine Verluste, im Gegensatz zu den Aktionären der Bank.
Diese Information ist von Finanzministerin Janet Yellen, Notenbankchef Jerome Powell und der US-Einlagensicherung FDIC nach der Krisensitzung in einer gemeinsamen Mitteilung am Sonntagabend bekanntgegeben worden. Mit diesen Massnahmen soll das Vertrauen in die amerikanischen Banken gestärkt werden. Man legt Wert auf die Feststellung, dass nicht Steuerzahler in die Pflicht genommen werden und die Zeche zahlen müssen, das Refinanzierungs-Programm übernimmt die US-Notenbank, welche die im Bedarfsfall notwendige Liquidität zur Verfügung stellt.
Dieser generell wichtige Hinweis war im aktuellen Fall besonders wichtig, weil Finanzministerin Yellen im Gespräch mit dem Sender CBS kurz zuvor eine staatliche Rettung der Silicon Valley Bank explizit ausgeschlossen hatte. Was in der letzten Finanzkrise noch der Fall war, so Yellen, würde sich nicht wiederholen. Deshalb werden dieses Mal keine Banken gerettet, sondern ausschliesslich deren Kunden und ihre Einlagen geschützt.
Das Rettungspaket für Bankkunden und seine Wirkung
Für die direkt Betroffenen, insbesondere Startups und Tech-Unternehmen, ist der Schwenk der US-Behörden ein Segen. Hätten Kunden der SVB vorab nur über die versicherte Summe von 250'000 Dollar verfügen können, wären in der Folge zahlreiche Unternehmen von möglicherweise sogar existenzgefährdenden Liquiditätsproblemen betroffen gewesen.
Bei Anlegerinnen und Anlegern an den Börsen und vor allem bei besorgten Kundinnen und Kunden anderer Banken dürfte das entschlossene Handeln der US-Behörden zur Beruhigung beitragen.
Europäische Börsen setzten allerdings auch nach der Mitteilung ihren Sinkflug fort, insbesondere Finanztitel blieben tiefrot. Offenbar sitzt der Schock tief. Dow Jones und Nasdaq zeigten sich empfänglicher für gute Nachrichten, wobei auch in den USA Finanztitel weiterhin an Wert eingebüsst haben.
Luftsprünge im wahrsten Sinne des Wortes waren an der Kryptofront zu verzeichnen. Bitcoin und zahlreiche weitere Coins haben massiv zugelegt, zum Teil mit zweistelligen Prozentwerten. Das ist insofern erstaunlich, als die momentane Entspannung wohl einleuchtet, die Kryptobranche jedoch weiterhin zahlreichen Einflüssen ausgesetzt bleibt, die nicht mit guten Nachrichten verwechselt werden können. Die US-Börsenaufsichtsbehörde SEC und die Justiz sind und bleiben am Ball und setzen eine wachsende Zahl von Unternehmen mit teilweise rigorosen Massnahmen unter Druck. Davon ist die ganze Kryptobranche betroffen, SEC und Justiz nehmen im Moment ein Unternehmen nach dem anderen aufs Korn.
So oder so, die temporäre Entspannung verschafft der Branche und ihren Unternehmen etwas Raum, um Atem zu holen und über eigene Strategien nachzudenken. Intelligente Strategien und gemeinsame Pläne sind auch notwendig, um die zahlreichen noch kommenden Herausforderungen zu meistern. Immerhin entscheiden die Ereignisse und Regulierungen der nächsten Wochen und Monate darüber, was in Zukunft im Kryptobereich möglich sein wird – und was eben nicht.