Finanzdienstleister

FinTech Klarna sichert sich 460 Millionen US-Dollar für forciertes Wachstum in den USA

Sebastian Siemiatkowski, CEO von Klarna
Sebastian Siemiatkowski, Mitgründer und CEO von Klarna (Bild: Klarna)

Weitere Finanzierungsrunden von FinTechs und Challenger-Banken im höchst bewegten Sommer 2019: Klarna langt besonders kräftig zu.

FinTechs und Neo-Banken expandieren weltweit – der Treibstoff dazu sprudelt aus unterschiedlichen Finanzierungsrunden mit investitionsfreudigen Kapitalgebern. Die Summen werden zunehmend grösser, der Hunger der FinTechs und die Dimensionen der Expansionsprojekte ebenfalls.

Gestern haben wir über die Expansionspläne der Challenger-Banker N26 und Nubank berichtet – und über deren Finanzierungsrunden von 170 und 400 Millionen US-Dollar, welche schnelle Expansion und forciertes Wachstum möglich machen sollen.

Heute legen wir mit dem Bericht über den Finanzdienstleister Klarna nach, der mit einer kräftigen Finanzspritze das Wachstum in den USA aggressiv beschleunigen will.

Die aktuelle Finanzierungsrunde

Das FinTech Klarna, gegründet 2005 in Schweden, gehört zu den führenden Zahlungsanbietern in Europa. Das FinTech mit eigener Banklizenz baut sein digitales Payment-Ökosystem für Endkunden und für Händler laufend aus, überzeugt durch Kreativität und überrascht mit Innovationen. Der Zahlungsdienstleister ist unterwegs in Richtung eines umfassenden Finanzdienstleisters und setzt regelmässig die sichtbaren Wegmarken dazu.

Die aktuelle Finanzierungsrunde in Höhe von 460 Millionen US-Dollar macht das FinTech mit einer Bewertung von 5,5 Milliarden Dollar zum wertvollsten nicht börsennotierten FinTech in Europa.

Klarna will im Markt USA mit "intelligenter Alternative zu Kreditkarten" wachsen

Die neue Finanzierung soll Klarna dabei helfen, das starke Wachstum im US-Markt weiter voranzutreiben. Nach eigenen Angaben wächst das Unternehmen derzeit um rund 6 Millionen Neukunden pro Jahr. Für Klarna nicht genug, das Wachstum soll forciert und beschleunigt werden.

Das FinTech sieht Potenzial im "einzigartigen Angebot, das sich immer grösserer Beliebtheit erfreut". Dieses Angebot positioniert Klarna als "eine einfachere und intelligentere Alternative zu Kreditkarten, welche das Einkaufserlebnis, online wie offline, noch reibungsloser macht".

Den Grund für diese zunehmend Beliebtheit formuliert das Unternehmen mit folgenden Worten:

"Die US-Verbraucher wenden sich vermehrt von Rahmenkrediten ab, hin zu alternativen und flexibleren Finanzierungsmöglichkeiten. Die von Klarna in den USA eingeführte Shopping-App wurde sehr positiv aufgenommen und ermöglicht es Nutzern, mit Klarna in jedem Online-Shop einzukaufen. Mittlerweile nutzen bereits mehr als 50 Prozent der Nutzer die App für ihre wöchentlichen Einkäufe."

Klarna will jedoch nicht nur den Kreditkarten an den Kragen, Sebastian Siemiatkowski, Mitgründer und CEO von Klarna, fasst den Bogen der Kampfansage weiter und sagt selbstbewusst:

Heute ist ein entscheidender Tag im Retail Banking. Das Momentum ist da, um Transparenz, Kreativität und Technologie einzig und allein im Interesse der Kunden einzusetzen. In Zukunft wird es keinen Platz mehr geben für einfallslose Produkte oder mangelndes Einfühlungsvermögen für die Bedürfnisse der Kunden. Wir bei Klarna, und das schliesst alle 2500 Personen mit ein, sind stolz und motiviert, in dieser Entwicklung eine entscheidende Rolle zu spielen – weltweit und insbesondere in den USA.

Klarna fokussiert nicht nur auf Endkunden, die Seite der Händler spielt im Ökosystem des FinTechs eine ebenso zentrale Rolle.

Steigende Nachfrage auf Händlerseite

Mittlerweile unterstützt Klarna über 3'000 Händler in den USA, darunter rue21, ASOS, Lulus, Toms, Superdry, Sonos und Acne Studios. Das Geschäftsmodell von Klarna zielt darauf, Händler bei der Akquise neuer Kunden zu unterstützen sowie den durchschnittlichen Wert des Warenkorbs und die Kundenbindung zu steigern.

Nach Angaben des FinTechs scheint das zu klappen, Klarna bezeichnet die Geschäftsergebnisse der unterstützten Händler als stark, insbesondere jener, die „Pay in 4“ anbieten. Das Unternehmen untermauert den Erfolg mit bemerkenswerten Zahlen:

Diese Händler verzeichnen einen Anstieg des durchschnittlichen Bestellwerts um 68 Prozent, eine Steigerung der Conversionrate um 44 Prozent im Vergleich zu Karten sowie eine um 21 Prozent höhere Kauffrequenz.

Globale Marken wie H&M, Abercrombie & Fitch sowie Boohoo Group sollen in Kürze mit Klarna live gehen. Aktuell würden mehr als 1'000 Händler Klarna integrieren und künftig ein Gesamtvolumen von 10 Milliarden Dollar abwickeln. Im Juli soll die Anzahl der neu gewonnenen Händler in den USA ein Rekordniveau erreicht haben.

Klarna in Leistungen und in Zahlen

Der schwedische Zahlungsdienstleister mit Banklizenz bietet Endkunden eine vielseitige App für Shopzahlungen mit Services und Komfort sowie Händlern Checkout Services, Verwaltungsfunktionen, Marketingsupport plus die Übernahme des Betrugs- und Kreditrisikos bei Shopzahlungen durch Kunden.

Seit Ende 2018 gehören auch Unternehmenskredite bis zu 100'000 Euro für Händler mit zum Angebot. Bei Endkunden hat Klarna mit einem "kleinen" Kreditangebot bereits einen Schuh drin, mit der Möglichkeit der Ratenzahlungen bei Einkäufen.

Ähnlich wie bei PayPal ist das Finanzierungsangebot von Klarna ein starkes Kundenbindungs-Instrument auf Händlerseite. Endkunden verwöhnt Klarna mit einer Komfort-App und flexiblen Zahlungsmöglichkeiten. Auch im Bereich Sparen, Anlegen und Zinsen ist das FinTech bereits aktiv, für "Festgeld mit Klarna" gibt's aktuell Zinsen zwischen 0.25 und 1.25 Prozent jährlich.

Klarna in Zahlen:

  • Endkunden insgesamt: über 60 Millionen
  • Gesamtanzahl der aktiven Händler: über 130'000
  • Anzahl der Transaktionen pro Tag: durchschnittlich 1 Million
  • Anzahl der Mitarbeiter: 2'500
  • Umsatz: über 1 Milliarde US-Dollar pro Jahr
  • Marktanteil am E-Commerce-Markt in Nordeuropa: über 10 Prozent
  • Aktiv in 14 Ländern

Der Zahlungsdienstleister Klarna ist längst auf dem Weg zum umfassenden Finanzdienstleister, Klarna baut seine Angebote und Services laufend aus. Dasselbe gilt für Mitstreiter wie zum Beispiel PayPal, Wirecard und andere, welche mit neuen Leistungen mehr und mehr das Terrain etablierter Banken besetzen.