Was nach wie vor vielen Anlegern und auch Unternehmen nicht bekannt ist: In der Schweiz gibt es zwei Börsen und Handelsplätze für Wertpapiere. Zum einen die grosse SIX, die alle kennen, zum anderen die BX Swiss, die nicht allen ein Begriff ist.
Die Berner Börse operiert nicht in Bern, sie ist ebenfalls in Zürich domiziliert. Der Name hat mit der Geschichte der BX Swiss zu tun, die als Berner Börsenverein 1884 gegründet worden ist. Der Verein mit Börsenlizenz ist erst 130 Jahre später, nämlich 2014, in eine AG umgewandelt worden. Die BX Swiss AG ist im April 2018 an die Stuttgarter Börse verkauft worden.
Das Mutterhaus in Stuttgart ist jene innovative Börse, die zum Beispiel die Krypto-App Bison in den Markt gestellt hat oder seit längerem mit derivativen Produkten Erfolge feiert. Letztere gehören seit einiger Zeit auch bei der BX Swiss mit zum Angebot – neben weiteren Innovationen, welche der Berner Börse helfen sollen, aus dem Schatten der grossen SIX herauszutreten. Nicht als Konkurrenz, mehr als Handelsplatz mit besonderer Ausrichtung und Prägung.
Börsen-Lockstoff für Schweizer KMUs
Die BX Swiss folgt deshalb nicht den grossen Schritten der SIX, die KMU-Börse will mit eigenen Spezialitäten, zum Beispiel Strukis, und weiteren aussergewöhnlichen Angeboten punkten. Eines dieser Angebote hat die BX Swiss Anfang Oktober lanciert und damit zusätzlichen Lockstoff für KMUs ausgelegt:
Die BX Swiss hat ihr Gebührenmodell getunt und beteiligt ab sofort börsenkotierte Gesellschaften mit 20 Prozent am Handelsertrag. Das ist ungewöhnlich und bedeutet konkret: Ein Fünftel der Gebühren, die Handelsteilnehmer der BX Swiss pro Ausführung bezahlen, fliessen damit in die Kasse der börsenkotierten Unternehmung.
Nach eigenen Aussagen will die BX Swiss mit diesem neuen Modell das Wachstum der im "SME Main Market"- Segment kotierten KMUs aktiv unterstützen und gleichzeitig ihre eigene Positionierung als Schweizer KMU-Börse stärken.
Die Verantwortlichen der Berner Börse verweisen darauf, dass Wachstumsfirmen bei der BX Swiss generell gute Voraussetzungen vorfinden würden. So hätten im laufenden Jahr an der BX Swiss kotierte KMUs über Kapitalerhöhungen bereits weit mehr als CHF 30 Millionen an frischem Kapital beschaffen können. Zudem wären 2021 bisher rund CHF 15 Millionen an Kapital über ein IPO aufgenommen worden.
Mag die SIX mit der grossen Kelle anrichten, bleibt die BX Swiss mit Innovationen am Ball, um Anleger über Spezialitäten und KMUs über bemerkenswerte Konditionen für ihre Börse zu begeistern. Das ist in diesen Tagen gelungen bei der ESGTI, eine auf Nachhaltigkeit und sozialen Einfluss ausgerichtete Investmentgesellschaft. Die Aktien der ESGTI sind neu an der BX Swiss kotiert und werden an der Berner Börse seit 1. Oktober gehandelt.