Neue Technologien und die Digitalisierung verändern ganze Industrien, Berufsbilder, Arbeitsplätze und schaffen andere Arbeitsumgebungen. Dass sich auch neue Arbeitsmodelle herausbilden werden, steht ausser Frage, offen bleibt: Für wen ändert sich was auf welche Weise und in welchem Tempo?
Künstliche Intelligenz, Robotics, Chatbots, automatisierte Prozesse, Mobilität mit selbstfahrenden Fahrzeugen und mehr – die Digitalisierung holt Anlauf. Die mittelfristigen Auswirkungen sind erst in groben Konturen abschätzbar, der digitale Wandel wird jedoch umwälzende Veränderungen bringen, gerade auch in der Arbeitswelt.
Die Initiative von SBB und Sozialpartnern
SBB und Sozialpartner werfen einen Blick auf die digitalen Chancen und Herausforderungen und vor allem in die Arbeitswelt der Zukunft. Und weil es zu vielen Fragen noch keine gültigen Antworten gibt, bleibt es nicht beim kurzen Blick:
Die SBB lancieren schweizweit den ersten Digitalisierungsfonds – zusammen mit den Sozialpartnern SEV (Gewerkschaft des Verkehrspersonals), VSLF (Verband Schweizer Lokomotivführer und Anwärter), Transfair (Personalverband des Service Public) sowie KVöV (Kaderverband des öffentlichen Verkehrs).
Der Digitalisierungsfonds wird von den SBB zum Start mit zehn Millionen Franken ausgestattet, um genügend Spielraum zu schaffen. Spielraum, um die zentrale Fragen mit konkreten Szenarien zu beantworten. Fragen, welche Mitarbeiter, SBB selbst und Sozialpartner akut beschäftigen.
Die Herausforderungen des Unternehmens, die Zukunft der Arbeitsplätze in der SBB und der Schweiz sowie die Mitarbeiter stehen im Fokus. Die Initiative verfolgt das Ziel, Mitarbeitern Perspektiven zu geben. SBB CEO Andreas Meyer will die Herausforderungen der Digitalisierung anpacken und der Zukunft ein Gesicht geben:
Wir befinden uns in einem digitalen Wandel, welcher Chancen und Risiken für die SBB, ihre Arbeitsplätze und unsere Mitarbeitenden birgt. Wir gehen diesen digitalen Wandel unternehmerisch und sozialpartnerschaftlich an und blicken dabei weit über den Horizont des neuen Gesamtarbeitsvertrags hinaus.
Die konkreten Ziele des Digitalisierungsfonds
Die SBB und die Sozialpartner wollen sich mit den langfristigen Herausforderungen der Digitalisierung auseinandersetze und aus den Erfahrungen lernen. Das heisst konkret:
Aus dem Digitalisierungsfonds heraus werden einerseits Studien und Projekte lanciert, welche die unternehmerischen Chancen und Herausforderungen für die Arbeitswelt und Arbeitsplätze der SBB analysieren. Die Ableitung von Erkenntnissen und Massnahmen aus der Analyse sowie deren Umsetzung werden in Zusammenarbeit zwischen SBB und den Personalverbänden erfolgen.
Zusätzlich soll der Fonds auch genutzt werden zum Design von Weiterentwicklungsprogrammen für bestehende sowie für zukünftige Berufsgruppen, die sich aufgrund der Digitalisierung stark verändern. Und schliesslich soll der Fonds auch einen konstruktiven Diskussionsraum für gemeinsame "Best Practices & Lessons Learned" aus bisherigen Erfahrungen bieten.
Der Fokus der Personalverbände
Die Personalverbände fokussieren vor allem auf die Unterstützung der Mitarbeiter beim digitalen Wandel. Giorgio Tuti, SEV Präsident, verfolgt das Ziel, die Arbeitsmarktfähigkeit von Mitarbeitern intern und auch extern nachhaltig zu sichern. Dabei soll auch die Eigenverantwortung der Mitarbeitenden gestärkt werden.
Neue dezentrale und flexible Arbeitsformen lösen Ängste aus. Die Personalverbände wollen deshalb sicherstellen, dass die Mitarbeitenden auch in der neuen digitalen Arbeitswelt einen dem GAV gleichwertigen sozialen Schutz erhalten.
Der Fokus der SBB
In der Digitalisierung erkennen die SBB umfangreiche Möglichkeiten, Dienstleistungen für Kunden der SBB und Effizienz zu verbessern, also bessere Leistungen zu einem günstigeren Preis anzubieten. Trotzdem sollen die Arbeitsplätze attraktiv bleiben. Lösungen werden deshalb aus unternehmerischer und aus der sozialpartnerschaftlichen Sicht entwickelt. Viele betriebliche Arbeitsplätze werden von der Digitalisierung betroffen sein, und dadurch werden sich zahlreiche Berufsbilder stark und massgeblich verändern. Gleichzeitig wird die Lösung der Mobilitätsbedürfnisse der Kunden Kern der Leistung bleiben.
Das erste Projekt
Als Gegentrend zur zunehmenden Technologisierung wird der persönliche, menschliche Kontakt an Bedeutung gewinnen. Engagierte Mitarbeiter werden deshalb auch in Zukunft der wichtigste Faktor eines erfolgreichen öffentlichen Verkehrsunternehmens sein. Eine erste Studie soll konkrete Antworten auf die Fragen liefern, wie sich die Berufsbilder verändern, wo Arbeitsplätze entstehen oder wegfallen und welche Kompetenzen in Zukunft gefragt sind. Dabei sollen unterschiedliche Szenarien, sowohl optimistische als auch pessimistische, ausgearbeitet und analysiert werden.
Eine starke Initiative, die als Einladung verstanden werden darf
SBB und die Sozialpartnern machen mit dieser Initiative einen wichtigen Schritt in Richtung konkreter Modelle und Visionen, um der digitalen Zukunft ein Gesicht zu geben. Beginnen andere Branchen, zum Beispiel die Finanzbranche, am selben Strick zu ziehen, verstärkt sich die Kraft. Steigen Spitzenverbände, zum Beispiel Economiesuisse und Arbeitgeberverbände, mit ins Boot, wird die Basis der Erkenntnisse breiter. Und schafft Bundesbern mit kreativen Ideen, Projekten und notwendigen Massnahmen ein verbindendes Dach, das Gesellschaft, Wirtschaft Politik und Wissenschaft mit einbezieht, dann kann das etwas werden mit der digitalen Zukunft, die von allen Beteiligten gemeinsam gestaltet werden muss.