Erst im Juni 2019 in den USA gestartet, bringt das FinTech Transferwise seine eigenen Regeln für den kostengünstigen internationalen Zahlungsverkehr nun auch in den Asien-Pazifik-Raum. Transferwise gehört mit zu den am schnellsten wachsenden FinTechs weltweit. In acht Jahren von der Idee zum Unicorn. Wie kommt's?
Von Frustrationen, Kundenzentrierung und aufnahmebereiten Märkten
Persönliche Frustration scheint ein guter Nährboden für neue Ideen, überzeugende Geschäftsmodelle und für die Gründung eines FinTechs zu sein. Mit dazu gehört, dass eine im Kern sehr einfache Idee bestehende Gebührenmodelle infrage stellen, attackieren, ersetzen und deshalb Nutzer in Massen überzeugen kann. Das Stichwort Transparenz spielt dabei eine zentrale Rolle.
Zudem folgt das Geschäftsmodell von Transferwise einem Konzept, das konsequent vom Kunden her gedacht ist und bei Geldüberweisungen drei Grundsätzen folgt: "Es sollte günstig und fair sein. Es sollte einfach sein. Es sollte schnell sein."
Von Kundenzentrierung sprechen alle Banken, FinTechs und Finanzdienstleister. Aber nicht alle scheinen dasselbe darunter zu verstehen. Das FinTech Transferwise hat eine Definition gefunden, der offensichtlich auch die Kunden selbst folgen können. Deshalb ist das Technologie-Unternehmen zum Disruptor geworden, der zunehmend grössere Teile eines Milliardenmarktes für sich beanspruchen kann. Neuerdings auch in Australien und in Neuseeland. Und die Reise ist noch längst nicht zu Ende.
Ein Blick zurück und ein Blick nach vorne.
Wie es kam: Frustration als Nährboden für eine grosse Idee
Transferwise ist das FinTech, das seit acht Jahren internationale Geldtransfers zu sehr tiefen Gebühren möglich macht. Die beiden Estländer Kristo Käärmann und Taavet Hinrikus haben Transferwise als Disruptor für internationale Geldtransfers 2011 gegründet.
Wie viele starke Ideen ist auch die Idee der beiden Transferwise-Gründer im Kern sehr einfach: Geld muss nicht mühsam und gebührenintensiv rund um die Welt geschickt werden, wenn es auf intelligent verteilten Konten bereits vorhanden ist – im Land des Versenders und im Land des Empfängers.
Das Motiv für die Gründung eines Startups ist oftmals ein persönlicher Leidensdruck. So wie die Gebühren-Frustration bei Nikolay Storonsky den Boden für Revolut gelegt hat, so hängt auch die Gründung von Transferwise mit derselben Unzufriedenheit zusammen. Der heutige CEO und Mitgründer Kristo Käärmann war frustriert, wenn bei Überweisungen von Grossbritannien nach Estland satte 5 Prozent des überwiesenen Betrages durch unvorteilhafte Wechselkurse und Bankgebühren einfach weggefressen wurden.
Diese Kosten bezeichnete er gegenüber dem Magazin Forbes als "skandalös", der Stachel war gesetzt und Käärmann war überzeugt, das geht kostengünstiger, schneller und auch einfacher. Das Geschäftsmodell und das Konzept mit mehr Komfort, Leistung und Transparenz zu sehr viel tieferen Kosten wurde von den Freunden Käärmann und Hinrikus entwickelt und das FinTech für internationale Geldtransfers zu fairen Konditionen wurde gegründet. Das war vor acht Jahren.
Was es gebracht hat: Transferwise in Zahlen
Vergleichsportale mit Gebührenrechner wie Monito zeigen die Kostenunterschiede, wenn Geld global von A nach B bewegt wird.
Diese Unterschiede bewegen sich zwischen beträchtlich und gewaltig, deshalb kommt nach Angaben von Transferwise das Angebot bei inzwischen mehr als fünf Millionen Nutzern gut an. Sind im ersten Jahr von Transferwise insgesamt 10 Millionen Euro transferiert worden, versenden die Kunden heute bereits über vier Milliarden Euro pro Monat. Mit zum Fokus und Geschäft gehört die wachsende Zahl der Geschäftskunden, aktuell über 150'000, welche ihre Auslandsüberweisungen kostengünstig organisieren.
Das Unicorn aus Grossbritannien unterhält aktuell 12 Büros und beschäftigt über 1'700 Mitarbeiter auf vier Kontinenten.
Das Technologie-Unternehmen wächst weltweit sehr schnell. Den Boden für ungebremste Expansion schaffen auch die 689 Millionen US-Dollar an Equity- und Secondary-Kapital, welche Investoren wie Lead Edge, Lone Pine, Vitruvian, IVP, Merian Global Investors, Andreessen Horowitz, Sir Richard Branson, Valar Ventures und Max Levchin von PayPal bisher in die Idee, das Startup und die Gründer investiert haben.
Kristo Käärmann, Gründer und CEO von Transferwise, kommentiert den bisherigen Erfolg mit schlichen Worten:
Wir ermöglichen mit unserer Technologie allen Menschen, Geld international zu extrem günstigen und transparenten Preisen zu versenden und zu empfangen – ganz ohne versteckte Gebühren
Was in Europa und den USA gut ankommt, sollte aus denselben Gründen auch in anderen Teilen der Welt funktionieren. Deshalb behält Transferwise das vorgelegte Tempo bei und setzt weiterhin auf Expansion.
Die Debitkarte und ihre Akzeptanz
Bereits seit 2018 ist die Debitkarte für das Multi-Währungs-Konto in Europa verfügbar und wird seither stark genutzt. Nach Angaben von Transferwise sind seit der Markteinführung mehr als 20 Millionen Transaktionen mit der Karte durchgeführt worden. Das Angebot von Multi-Währungs-Konto und Debitkarte scheint auch in den USA gut anzukommen.
Wohin es führt: Transferwise startet in Australien und Neuseeland
Erst im Juni 2019 in den USA gestartet, expandiert Transferwise nun mit seinem Multi-Währungs-Konto (Borderless Account) mit eigener Debit-Mastercard in den Asien-Pazifik-Raum. Das Unternehmen meldet, dass ab sofort Privatpersonen und Unternehmen aus Australien und Neuseeland mit dem Multi-Währungs-Konto und der dazugehörigen Debit-Mastercard günstig und transparent nahezu überall auf der Welt in den lokalen Währungen bezahlen können.
Nach Aussagen des Unternehmens besetzt Transferwiese in Australien und Neuseeland mit dem Multi-Währungs-Konto die Rolle des Pioniers – derzeit soll es kein vergleichbares Angebot geben: Privatpersonen und Unternehmen erhalten individuelle Bankverbindungen in den USA, im Vereinigten Königreich, in der Eurozone sowie in Australien und in Neuseeland, um Zahlungen ohne Wechselkursgebühren zu empfangen. Im Borderless Account kann Geld in 49 Währungen gehalten oder getauscht werden. Mit der neuen Debit-Mastercard, so Transferwise, kann ganz ohne versteckte Gebühren bezahlt oder Geld abgehoben werden.
Auch die nächste Expansionsflagge ist schon gesteckt: Transferwise will sich mit seinem Angebot demnächst in Singapur etablieren.