True Wealth: Wo steht der Schweizer WealthTech-Pionier heute?

Die Gründer von True Wealth Felix Niederer und Oliver Herren
Die Gründer von True Wealth Felix Niederer und Oliver Herren (Bild: True Wealth)

Warum die Gründer glauben, dass der ETF-Boom weiterhin anhält und wie das WealthTech auch in Zukunft wachsen will.

Beim Start der Anlage-App vor zehn Jahren war der Robo Adivsor True Wealth in der Schweiz noch mehr oder weniger allein auf weiter Flur und ein Pionier-FinTech im Bereich der digitalen Anlagen. In den USA bereits ziemlich erfolgreich, war Robo Advisory zu dieser Zeit für Anlegerinnen und Anleger hierzulande mehr noch eine verwegene Idee als ein konkreter Plan, das eigene Vermögen zu mehren.

Die beiden Gründer Felix Niederer, Physiker und Portfoliomanager, und Oliver Herren, Mitgründer von Digitec und Galaxus, hatten mit ihrem digitalen Vermögensverwalter eine gute Nase – aber eine etwas frühe Nase. Der Markt war 2013 in der Schweiz noch nicht so richtig reif für die Idee des WealthTechs.

Der langsame Aufstieg der Robo Advisor-Plattformen in der Schweiz

Der Spass am selber Investieren zu tiefen Gebühren mit Hilfe des Robo Advisors war klar gegeben, musste sich jedoch in der Breite erst noch etablieren. Das konnte möglicherweise länger dauern, als der Atem verschiedener FinTech-Anbieter reichte.

Zu diesem Zeitpunkt hatten sich im Ausland bereits mehrere Robo-Advisor-Plattformen unter den Schirm und in Kooperationen mit etablierten Finanzinstituten gerettet, weil die kritische Grösse nicht im erhofften Zeitrahmen erreicht werden konnte und deshalb frisches Kapital gefragt war. Das tat der guten Idee an sich keinen Abbruch – die Faktoren Kapital, Zeit und Grösse der Kundenbasis konnten jedoch Sand ins Getriebe einer guten Idee werfen, die laufend weiterentwickelt werden musste.

Auch True Wealth tat sich in den ersten Jahren schwer, die kritische Grösse zu erreichen. Drei Jahre nach seinem Start war das WealthTech bei 41 Millionen verwalteter Vermögen angekommen, verteilt auf 880 Kundinnen und Kunden. Eine gute Basis, aber mit tiefen All-in-Vermögensverwaltungs-Gebühren von 0.25 bis 0.5 Prozent kein Umsatzgenerator, der die Weiterentwicklung und die Zukunft sichern konnte. Die Kooperation mit der Basellandschaftlichen Kantonalbank (BLKB) hat True Wealth 2016 Luft und zusätzliche Reichweite verschafft, um wachsen zu können.

Ab 2017 und in den folgenden Jahren sind weitere FinTech-Player in den Ring gestiegen – digitale Vermögensverwalter wie Descartes Finance, Selma Finance, Inyova, Findependent, Kaspar& und andere. Dazu kamen FinTechs wie Viac oder Frankly, welche Vorsorgesparen und Anlagen mit der Säule 3a auf digitale Beine gestellt haben. Was sich nach Konkurrenz für True Wealth anhört, war und ist es auch, aber viel mehr als nur das. 

Die vereinte Marketing- und Marktkraft von zahlreichen FinTechs zeigte Wirkung, hat die Mission der digitalen Anlage-Apps popularisiert und in die Breite getragen. Davon haben alle FinTechs im Markt profitiert, auch True Wealth.

Wo steht der Schweizer WealthTech-Pionier True Wealth heute?

Der Online-Vermögenverwalter kommuniziert einen markanten Meilenstein, den das Unternehmen erreicht hat: 1 Milliarde Franken an verwalteten Kundenvermögen im Direktgeschäft. Das Wachstum scheint weiterhin anzuhalten, CEO Felix Niederer erklärt:

Der Erfolg ist umso bemerkenswerter, weil das Wachstum bei True Wealth konstant nach oben zeigt, auch im derzeitigen Börsen- und Wechselkursumfeld, das wenig Rückenwind bietet

Niederer ist überzeugt davon, dass anhaltendes Wachstum sowie die Treue und Zufriedenheit der Kundinnen und Kunden in erster Linie damit zu tun hätte, dass sich True Wealth als digitaler Vermögensverwalter durch konstante Leistung ein hohes Vertrauen erarbeitet habe.

Die weiterhin stabilen Neugeldzuflüsse sind offenbar teilweise auch auf die Säule 3a-App zurückzuführen, welche das FinTech letzten Oktober lanciert hat, wir haben berichtet, hier. Ins Vorsorgesparen ist True Wealth als Preisbrecher eingestiegen: null Prozent Verwaltungsgebühren, einzig die Produktkosten von 0.15 (globale Anlagen) oder von 0.25 Prozent (nachhaltige Anlagen) fallen an. 

Die Strategie der schwer zu schlagenden Kampfpreise scheint zu wirken und spült dem FinTech neue Kundinnen und Kunden ins Portfolio, die früher oder später möglicherweise auch für weitere Anlageformen zu begeistern sind. Nach Aussagen des FinTechs soll die Erweiterung des 3a-Wertschriftensparens bereits von über 4’000 Kundinnen und Kunden genutzt werden.

Der ETF-Boom scheint weiterhin anzuhalten

Börsengehandelte Indexfonds, kurz ETFs, bilden seit der Unternehmensgründung vor zehn Jahren die zentrale Säule des digitalen Vermögensverwalters. Mitgründer Oliver Herren ist überzeugt davon, dass der ETF-Boom anhalten wird und begründet:

ETFs waren damals und sind auch heute noch das beste Instrument, um diversifiziert und effizient zu investieren

ETFs hätten die Vermögensverwaltung zugänglicher, liquider und kostengünstiger gemacht. Ein Vorteil, den True Wealth direkt an seine Kundinnen und Kunden weitergeben würde. Allerdings, so die Gründer, würde bei mittlerweile über 10'000 börsengehandelten Indexfonds die richtige Auswahl immer wichtiger. Ein Job für Profis, deshalb werden die effizientesten Anlageinstrumente von den Spezialisten von True Wealth ausgewäht.

Das Unternehmen will nach eigenen Aussagen im Direktgeschäft weiter wachsen und investiert deshalb laufend in Produktinnovationen.


Ein Blick zurück – "FinTech Made in Switzerland"

In einem Interview, geführt von Manuel Stagars drei Jahre nach der Gründung von True Wealth, zeichnet Felix Niederer die Kernkompetenzen von digitalen Vermögensverwaltern im Allgemeinen und von True Wealth im Besonderen nach.

Interessant sind die von ihm explizit definierten Unterschiede zwischen FinTechs und traditionellen Finanzdienstleistern.

Aufgenommen vor sieben Jahren – eine Ewigkeit im FinTech-Bereich – noch immer aktuell und sehenswert.