In Sachen Digitaler Zentralbankwährungen gibt China den Takt an und liegt weit vor Europa und den USA

Peking Business-Viertel
Bild: ispyfriend | Getty Images

Der Einsatz einer Digitalen Zentralbankwährung (CBDC) will überlegt sein und soll nicht zum Wettrennen werden – nur: ein paar Jahre Vorsprung kann Gewichte verschieben.

Digitale Zentralbankwährungen (CBDC Central Bank Digital Currency) als Ergänzung zum Fiatgeld beschäftigen weltweit Zentralbanken und auch Regierungsgremien. 

Während Europa und auch die USA noch in den Phasen von Diskussion, Vernehmlassung, Forschung und Planung auf dem Reissbrett stecken, prescht China voran. Dürften der digitale Euro und der digitale Dollar noch Jahre von einer möglichen Einführung entfernt sein, hat China den digitalen Yuan bereits seit Monaten in verschiedenen Testmärkten und Szenarien im Einsatz.

Sind Digitale Zentralbankwährungen sinnvoll?

Gibt eine Zentralbank eine stabile digitale Variante zur bestehenden Fiat-Währung aus, erweitert das die Möglichkeiten im Zahlungsverkehr ganz erheblich. In Sachen Prozesse, Tempo, Sicherheit, möglicher Einbezug und komplette Abwicklung von Smart Contracts ohne Umweg über Fiatgeld und sehr viel mehr. Im Wert 1:1 an die Fiat-Währung eines Landes angebunden, deshalb stabil, öffnet die CBDC als schnellere und flexiblere Variante der Landeswährung zahlreiche Möglichkeiten.

Dass eine digitale Landeswährung auch Fragen und Probleme aufwirft, liegt auf der Hand. Je nach Anwendung und Einsatz einer CBDC können sich die Rollen bisheriger Player verändern. Vor allem dann, wenn Zentralbanken die Blockchain-basierte digitale Währung der Bevölkerung (und nicht nur Banken) zur Verfügung stellt. Allerdings soll die digitale Variante das Fiatgeld nicht ersetzen, sie soll schlicht begrenzte Möglichkeiten erweitern.

Europa und die USA planen, China testet die digitale Währung bereits im Markt

Die Global Times hat vor einigen Tagen einen interessanten Artikel zum aktuellen Stand der Entwicklung rund um den digitalen Yuan publiziert.

In ersten Testphasen gegen Ende 2020 hatte die chinesische Zentralbank den digitalen Yuan über eine Lotterie an die Bevölkerung in ausgewählten Städten verteilt. 50'000 Bewohner von Shenzhen sowie 100'000 Bewohner von Suzhou und Einwohner in anderen Regionen konnten mit dem digitalen Yuan auf Einkaufstour gehen.

Von Anfang an mit im Boot war der zweitgrösste Online-Händler des Landes, JD.com, damit die Testphase unter realen Bedingungen im Markt ablaufen konnte. Aktuell und neu beteiligen sich auch Unternehmen wie Huawei sowie die FinTech-Giganten Tencent und Ant Group am Projekt von Chinas Zentralbank.

Seit Januar 2021 testet JD.com zusätzlich, wie der digitale Yuan für die Auszahlung von Gehältern an Mitarbeiter sowie für Unternehmenszahlungen an die Lieferkettenpartner des Konzerns verwendet verwendet werden kann.

Das Projekt in der Testphase soll laufend erweitert werden, damit aus weiteren Städten und durch zusätzliche Szenarien Erkenntnisse gewonnen werden können. So soll zum Beispiel der digitale Yuan bei den Olympischen Winterspielen 2022 in Peking nicht nur einheimischen Nutzern als Zahlungsmittel zur Verfügung stehen, auch internationale Athleten sollen mit einbezogen werden.

Global Times: "China's digital yuan expands from consumer payments to business scenarios"