Lastschriften haben in der Schweiz den Durchbruch nie wirklich geschafft. Im Gegensatz zu Deutschland mit einem Anteil von rund 50 Prozent des Transaktionsvolumens, kamen Lastschriften in der Schweiz über wenige Prozentpunkte nie hinaus.
Der Grund liegt als Programm bereits im Namen: Die Last ist dem Verfahren immanent. Lastschriften waren für Kunden eher kompliziert und mühsam zum Einrichten, ergo haben sie das einfach gelassen. Dazu kommt eine möglicherweis tief verwurzelte Abneigung der Schweizer, dass Beträge "einfach so" und automatisch von ihrem Konto abgebucht werden.
Automatisch stimmt, "einfach so" nicht, das ist ein eher empfundener Effekt. Möglicherweise verbunden mit der Befürchtung, dass sich Prozesse verselbstständigen, erst bei der genauen Kontrolle des Kontoauszug aufgespürt werden und dann könnte es zu spät sein. Nein, es wäre nicht zu spät, jede Abbuchung kann ein Kunde über eingelegten Widerspruch wieder rückgängig machen und zurückbuchen lassen. Dennoch ist die Lastschrift immer im Schatten des Dauerauftrages geblieben.
Die Zukunft der Lastschrift ohne Last
Hätte man die aktuelle Lastschrift in der bisherigen Form digitalisiert, wäre damit einfach eine digitalierte Mühlseligkeit entstanden – ebenfalls mit wenig Aussicht auf Erfolg und Durchsetzung. Schweizer hätten wahrscheinlich weiterhin auf den Dauerauftrag für wiederkehrende Zahlung gesetzt. Der ist weniger flexibel als die Lastschrift, aber ein Bankkunde hat eher das Gefühl, als Regsissuer am Schaltpult der Abwicklung zu sitzen.
Gefragt ist also eine Lösung, die ganz andere Wege geht, einfach funktioniert und Kunden ihre Abos und wiederkehrenden Rechnungen automatisch und komfortabel bezahlen lässt – ohne Verlust der (gefühlten) Kontrolle und Autonomie.
Der Weg zur neuen Lösung
Der Weg zum neuen Lastschrift-Ersatz war nicht ganz ohne Irrungen und Wirrungen. Hatte der Verwaltungsrat von SIX im September 2013 beschlossen, innerhalb des Projekts Harmonisierung Zahlungsverkehr Schweiz LSV und BDD durch ein neues Lastschriftverfahren für die Schweizer Banken abzulösen, war Postfinance zu diesem Zeitpunkt noch entschlossen, eigene Wege zu gehen.
Im November 2015 dann die Entscheidung von Postfinance, auch im Bereich Lastschriften und E-Rechnungen zu kooperieren und ab 2019 ebenfalls Paynet zu nutzen, die gemeinsame Plattform der Schweizer Banken für E-Rechnungen und Lastschriften.
Die E-Rechnung wird zu zur eBill, das von SIX betriebene eBill-Kundenportal wird modernisiert und trägt veränderten Gewohnheiten und digitalen Ansprüchen Rechnung. Und, als schon länger dauernde Ankündigung, auf dieser Plattform werden bisherige E-Rechnungen und Lastschriften kombiniert. Irgendwie.
eBill-Rechnung mit Dauerfreigabe
E-Rechnungen oder eBill-Rechnungen waren bisher schon praktisch, weil Kunden über ihr E-Banking Rechnungen direkt eingeliefert bekommen. Alles digital, kein Papier, Beleg als PDF zum direkten Runterladen aus dem E-Banking, kein Erfassungsaufwand – checken und freigeben genügt und die Rechnung wird bezahlt. Oder auch nicht, falls die Rechnung abgelehnt wird.
Das bleibt auch in Zukunft so, das eBill-Kundenportal wird allerdings noch kräftig getunt und für Kunden mit deutlich stärkeren Leistungen und zusätzlichem Komfort ausgestattet.
Ein Klick oder eine klickbare Vereinbarung kann dann aus einer einzelnen E-Rechnung oder eBill-Rechnung den Lastschrift-Auftrag machen, der ganz ohne den vorbelasteten Namen "Lastschrift" auskommt: die eBill-Rechnung mit Dauerfreigabe.
Wie das aussehen kann, hat Andres Kubli, Head Multichannel Management & Digitization bei UBS, am Wochenende mit der Community geteilt. Ein Screenshot aus einem laufenden Test mit der Funktion, die noch diesen Sommer allen UBS-Kunden zur Verfügung stehen soll. Gemacht für Abos, Telefonrechnungen und andere wiederkehrende Zahlungen, auch mit wechselnden Beträgen, die von der Einlieferung, über die Freigabe bis zur Zahlung automatisch laufen sollen. Der Kunde bleibt informiert, braucht jedoch nichts zu unternehmen, gar nichts, sein E-Banking und die eBill machen den Job, solange der Kunde nicht interveniert.
Aus der Sicht von Kunden und ihren Wünschen entwickelt
Smart und für Kunden gedacht. Aus der Sicht von Kunden entwickelt, die Komfort erwarten, informiert bleiben und die Regie behalten möchten – ohne über die Mühseligkeit von Lastschriften nachdenken zu müssen. Am Beispiel von UBS kann das so aussehen: