Underground Banking, die bevorzugte Methode von Kriminellen

Ein dunkles Kellergewölbe symbolisiert das Underground Banking

Underground Banking wird zunehmend für illegale Zwecke wie Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung genutzt – das Fedpol reagiert.

Flexibel, günstig und schnell: Was für internationale Geldtransfers überzeugend klingt, macht das System auch für Kriminelle attraktiv. Besonders dann, wenn Geld grenzüberschreitend ohne Belege, Kontodaten und Bankkonten verschoben werden kann.

Das Bundesamt für Polizei (Fedpol) ortet im Underground Banking ein grosses Problem – das System wird zunehmend genutzt, um kriminelle Vermögenswerte über Landesgrenzen hinweg zu verschieben. 

Was ist Underground Banking?

Underground Banking bezeichnet informelle Finanzsysteme, die ausserhalb des regulären Bankensystems funktionieren. Solche Netzwerke ermöglichen anonyme, grenzüberschreitende Geldtransfers, ohne dass Banken oder Regulierungsbehörden beteiligt sind.

Diese Systeme sind weltweit bekannt – etwa Hawala im Nahen Osten und Südasien oder Fei Ch’ein in China – und werden zunehmend für illegale Zwecke wie Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung genutzt.

Trotz regionaler Unterschiede basieren alle Underground-Banking-Systeme auf denselben Grundmechanismen.

Wie funktioniert Underground Banking?

Underground Banking beruht auf persönlichen Netzwerken und Vertrauen. Ein Vermittler in einem Land nimmt das Geld entgegen und veranlasst, dass der entsprechende Betrag in einem anderen Land ausgezahlt wird – ohne offizielle Transaktionen oder Bankkonten. Diese Netzwerke arbeiten diskret und verlassen sich auf mündliche Absprachen.

Beispiel: Jemand in der Schweiz möchte Geld in ein anderes Land senden. Anstatt ein Bankkonto zu verwenden, übergibt er das Geld einem lokalen Vermittler. Dieser kontaktiert seinen Partner im Zielland, der den entsprechenden Betrag an den Empfänger auszahlt.

Die Transaktion bleibt vollständig ausserhalb des formellen Bankensystems, und die Details der Geldbewegung sind für die Behörden unsichtbar.

Warum wird Underground Banking genutzt?

Schnell und günstig: Transfers sind schneller und günstiger als offizielle Banküberweisungen.

Anonymität: Die Transaktionen hinterlassen keine Spuren, was die Beteiligten schützt.

Umgehen von Regulierungen: In Ländern mit strengen Finanzkontrollen ermöglicht Underground Banking, Geld ins Ausland zu transferieren.

Finanzielle Inklusion: In Regionen ohne Zugang zu Banken bieten diese Netzwerke einen wichtigen Geldtransferdienst.

Das System ist nicht per se des Teufels, es kann auch guten Zwecken dienen. Es kommt einfach darauf an, wer es auf welche Weise anbietet und wer es für welche Zwecke nutzt.

Bedrohung der globlalen Sicherheit

Fedpol bewertet Underground Banking als ein ernstes globales Problem, das Finanzsysteme destabilisieren und illegale Aktivitäten fördern kann. Die Systeme ermöglichen nicht nur Geldwäsche, sondern auch die Finanzierung von Terrorismus und organisierter Kriminalität. Die Anonymität und die Schwierigkeit, Geldflüsse zu überwachen, machen es zu einer bevorzugten Methode für Kriminelle.

Da Geld über Grenzen hinweg verschoben wird, ohne dass staatliche Behörden Kenntnis haben, können kriminelle Aktivitäten praktisch unbemerkt finanziert werden. Kriminell genutzte Underground-Banking-Netzwerke können somit eine erhebliche Bedrohung für die internationale Sicherheit sein.

Herausforderungen für die Strafverfolgung

Die grösste Schwierigkeit bei der Bekämpfung von Underground Banking ist die fehlende Transparenz. Es gibt keine offiziellen Konten oder Transaktionsaufzeichnungen, was die Nachverfolgung von Geldflüssen nahezu unmöglich macht. Kriminelle nutzen diese Systeme, um illegale Gelder zu verstecken oder zu waschen, da die Transfers anonym und schwer nachweisbar sind.

Beispiel: Eine kriminelle Organisation in Europa nutzt Underground Banking, um Einnahmen aus illegalen Geschäften in ein anderes Land zu verschieben. Dort fliessen diese Gelder in den Kauf von Immobilien oder anderen Vermögenswerten, ohne dass die Herkunft des Geldes nachvollziehbar ist.

Fedpol mit dem ersten Runden Tisch zum Thema

Alle diese Faktoren machen das System "Underground Banking" für die Verschleierung und das Verschieben von kriminellen Geldern und Terrorismusfinanzierung so interessant. Dennoch gelingt es Strafverfolgungsbehörden immer wieder, Systeme und Geldströme aufzudecken.

Der Austausch von Erkenntnissen aus solchen Erfolgen sowie die geteilten Analysen der bewährten Vorgehensweisen sind deshalb sehr wichtig. Die Meldestelle für Geldwäscherei von Fedpol (MROS), organisierte Ende Oktober den ersten schweizweiten Runden Tisch zum chinesischen Untergrund-Banksystem.

Das Treffen richtete sich primär an Schweizer und internationale Strafverfolgungsbehörden und Meldestellen für Geldwäscherei, welche aktiv zur Bekämpfung der organisierten Kriminalität beitragen.

Am Runden Tisch vertreten waren neben Fedpol und Europol verschiedene Strafverfolgungsbehörden und Financial Intelligence Units (FIU) mehrerer europäischer Länder.

Sensibilisierung

Fedpol will die Öffentlichkeit und Branchen wie beispielsweise Immobilien- und Luxusgüterhandel für das Problem sensibilisieren.

Dazu hat die Behörde einen digitalen Leitfaden mit Hinweisen zur Erkennung von Organisierter Kriminalität aufgeschaltet, mit konkretem Bezug auf die Schweiz. Unter anderem auch mit einem Beispiel zum Phänomen des Underground Bankings.